Our Moment of Choice. Группа авторов
bewusstere und gewaltfreie Kommunikationsansätze, die noch stärker auf Diplomatie und Konfliktlösung setzen, treiben die Entwicklung einer Kultur des Friedens ebenfalls voran. Eine wirksame herzzentrierte Kommunikation erzeugt eine Umgebung, in der Menschen intensiv zuhören und sich gesehen und gehört fühlen, während sie ihre Version der Wahrheit zum Ausdruck bringen. Ein Dialog dieser Art kann ausgesprochen heilsam sein, wenn er es uns ermöglicht, ein starkes Gefühl von Einheit in der Verschiedenheit zu erfahren. Solche Kompetenzen werden besonders kulturübergreifend benötigt – in unserem Zuhause, in der Schule, am Arbeitsplatz, in unseren Gemeinden und im politischen Diskurs –, da sie Felder erzeugen, in welchen die Menschen sich ungeachtet ihrer Unterschiedlichkeit genährt, ja sogar geliebt fühlen.
Eine solche Kommunikation, bei der das Herz im Mittelpunkt steht, führt uns an die Pforte zum spirituellen Wachstum, wo wir das Terrain des inneren Friedens erkunden können. Während wir uns in der äußeren Welt entwickeln, erklimmen wir gleichzeitig einen inneren Pfad zu bedingungslosem und dauerhaftem Frieden. Meditation und Mindfulness sind eine Facette, inneren Frieden zu generieren, doch während wir auf unserem Pfad vorangehen, entwickelt sich zudem ein selbstreflexives Bewusstsein, das uns hilft, unsere Schwachpunkte und Konditionierungen ans Tageslicht zu bringen. Diese spirituelle Arbeit hat eine transformierende Wirkung darauf, wie wir Friedensarbeit sehen und leben. Inzwischen erkennen immer mehr Menschen, vor allem Aktivisten, wie unser Ego, unsere persönlichen Interessen und die Projektion unserer ungelösten Probleme Polaritäten am Leben erhalten und ein Gefühl von Überlegenheit und Selbstgerechtigkeit erzeugen. Wir erkennen, dass wir selbst die Veränderung sein müssen, die wir für die Welt anstreben. Uns wird klar, dass wir unsere eigene unerlöste Feindseligkeit, unsere Wut und Frustration nicht länger im Namen des Friedens kanalisieren können. Wir wissen, dass gegen etwas zu sein nicht das Gleiche ist wie die Kultivierung einer Offenheit für Zusammenarbeit.
In den letzten zehn Jahren begann diese ganzheitliche Form des Aktivismus, wie sie die großen Friedensstifter Mahatma Gandhi und Martin Luther King jr. verkörperten, als heiliger Aktivismus, mystischer Aktivismus, bewusster Aktivismus, evolutionärer Aktivismus und visionärer Aktivismus Bekanntheit zu erlangen. Dieser Typ des Aktivismus ruft zu einer Kultivierung von Weisheit auf und zur Leidenschaft, sich auf die ganze Person und die ganze Wahrheit einzulassen. Er orientiert sich stark am Dialog und ist von der Integration moderner Wissenschaft und Spiritualität geprägt. Zudem drückt er ein tiefes ökologisches und umweltpolitisches Bewusstsein aus, das durch neue Formen bewusster Organisation mobilisiert wird. Seine Vision ist die Geburt einer neuen Menschheit.
Unsere Vision einer Kultur des Friedens beinhaltet folgende Eckpunkte:
»Schulklassen, in denen Lehrer*innen wissen, wie sie ein Feld der Herzkohärenz erzeugen können, sodass sich emotionale Intelligenz entfalten kann und optimales Lernen unterstützt wird
»ganzheitlich orientierte Bildungssysteme, die sich verpflichten, gewaltfreie Kommunikation zu lehren und zu praktizieren
»Gemeinschaften, in denen Restorative Justice – eine auf Ausgleich bedachte Justiz – an Bedeutung gewinnt
»mehr Regierungen, die eine politische Linie entwickeln, welche multikulturelle Werte würdigt und anerkennt, dass sowohl Ökologie als auch Ökonomie so gestaltet werden können, dass sie die Verbundenheit und wechselseitige Abhängigkeit allen Lebens erhalten
»spirituelle Bewegungen, die Menschen jenseits von Dogmen und miteinander konkurrierenden religiösen Ansprüchen zu einer Bejahung universeller Einheit und unbegrenzter Vielfalt führen
»Gesellschaften, die die zahlreichen Traumata der Vergangenheit heilen und der Weitergabe von Verletzungen von einer Generation an die nächste ein Ende setzen
»eine neue Generation achtsamer, mitfühlender und ethisch hoch entwickelter Führungspersönlichkeiten in Politik und Gesellschaft, die ganzheitliche Visionäre sind
»das Erwachen einer kollektiven Verantwortung, die massiven destruktiven Materialismus in einen Dienst am Planeten transformiert, der die Erde als Ganzes in den Blick nimmt
»die Entstehung einer Kosmologie des Bewusstseins, die sich zu einem nachhaltigen und dauerhaften Frieden entwickelt und gedeiht.
Und? Welcher ist Ihr persönlicher Beitrag zur Erschaffung dieser evolutionären Kultur des Friedens?
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Um das Narrativ der Ganzheitlichkeit und des Friedens in die Tat umzusetzen, sind wir gefordert, Brücken zu bauen, wo es noch keine gibt, und die bereits vorhandenen zu festigen. James O’Dea stellt fest, dass wir uns unserer Verbundenheit und wechselseitigen Abhängigkeit in zunehmendem Maße bewusst werden und – wenn wir entsprechend handeln – der Frieden die Krönung dieses langen und konvulsiven Evolutionsprozesses sein wird. Unsere inneren und äußeren Transformationen – einschließlich vieler sozialer, wissenschaftlicher und spiritueller Fortschritte wie die globalen Bemühungen um eine ausgleichende Justiz (Restorative Justice), persönliche und gesellschaftliche Heilung durch Mitgefühl, Verantwortung und Vergebung, eine herzzentrierte Kommunikation sowie Meditation und Mindfulness – sind alle zusammen Teil jenes Pfades, an dessen Ende wir in dem Verständnis leben, dass wir selbst die Veränderung sein müssen, die wir in der Welt anstreben.
Aktiv werden: Das können Sie tun …
Nehmen Sie sich jeden Morgen fünf Minuten Zeit, um über den evolutionären Prozess zu meditieren, der die Menschheit in Richtung einer Kultur des Friedens führt. Unternehmen Sie im Laufe des Tages einmal die bewusste Anstrengung, Ihren eigenen inneren Frieden nach außen zu tragen, indem Sie jedem Menschen, der Ihnen begegnet, Liebenswürdigkeit entgegenbringen.
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Spiritualität im 21. Jahrhundert: Eine leise Revolution
von Deborah Moldow
Wir leben in außergewöhnlichen Zeiten. Nahezu im gleichen Moment, in dem uns bewusst wurde, dass wir jederzeit genügend zu essen haben, in relativem Frieden leben und innerhalb von Minuten kinderleicht mit der ganzen Welt kommunizieren können, sind wir aufgewacht hinsichtlich der großen Zerstörung, welche die Industrialisierung ebenjener Erde zugefügt hat, die uns am Leben erhält. Bislang tendieren wir dazu, uns dieser existenziellen Krise ausschließlich aus der engstirnigen Perspektive unserer jeweiligen Länder und Kulturen zu nähern statt aus Sicht der globalen Familie, die wir in Wahrheit sind. Und doch liefern uns die Turbulenzen und chaotischen Zustände dieser Krise den Nährboden, in den wir den Traum von einer neuen menschlichen Zivilisation pflanzen können, welcher in einer weltweiten Kultur des Friedens erblüht. Und das Licht, das hilft, diesen Samen zur Reife zu bringen, steckt in jedem Einzelnen von uns.
Es zeichnet sich etwas Neues ab: ein neues Bewusstsein für unsere große Hoffnung, dass unser Planet – Mutter Erde – ihre Einladung an uns erneuert, die einzige Heimat zu bewohnen, die wir kennen. Auf dieser Bewusstseinsebene sehen wir uns – zum ersten Mal in der Geschichte – als Mitglieder einer einzigen planetaren Familie, die sich ein gemeinsames Zuhause teilt. Gleichzeitig haben Jahrzehnte interreligiösen Engagements unser Verständnis dafür wachsen lassen, dass alle Religionen auf eine Wahrheit hindeuten, die jenseits unseres Begriffsvermögens liegt. Sie alle bringen in Form von verschiedenen Sprachen, Kulturen und Epochen zum Ausdruck, wie wichtig es für uns ist, liebenswürdig zueinander zu sein und unseren natürlichen Instinkt, für unser eigenes Wohl zu sorgen, zugunsten des Gemeinwohls zu zähmen.
Diese Erkenntnis schafft zurzeit ein Gefühl von Gemeinschaft, das auf gemeinsamen Werten beruht, die über unsere unterschiedlichen Herkünfte und Glaubensrichtungen hinausgehen. Die führenden Persönlichkeiten dieser Entwicklung wirken in einer bislang noch unerkannten Bewegung mit, die dem Leben der Menschen in zunehmendem Maße Bedeutung verleiht und eine wachsende Wertschätzung der Heiligkeit jedes Menschen und jedes Aspekts der Welt um uns herum fördert.