Chad Gadja: Das Peßachbuch. Anonymous
schrien zu dem Ewigen, dem Gott unserer Väter, wie es heißt: „Lange Zeit danach starb der König von Mizrajim. Die Kinder Israel seufzten unter der Arbeit und schrien; und ihr Ruf nach Befreiung von der Arbeit drang zu Gott empor.“
Der Ewige hörte unsere Stimme, wie es heißt: „Und Gott hörte ihr Wehklagen und Gott gedachte seines Bundes mit Abraham, mit Jizchak und mit Jakob.“
Er sah unser Elend, unsere Mühsal und unsere Bedrängnis, wie es heißt: „Und ich sah die Qual, womit die von Mizrajim sie quälen.“
Und der Ewige führte uns aus Mizrajim, mit starker Hand und ausgerecktem Arm, mit furchtbarer Macht und mit Zeichen und Wundern.
Der Ewige führte uns aus Mizrajim, nicht durch einen Engel, nicht durch einen Seraph, nicht durch einen Abgesandten, sondern der Heilige, gepriesen sei er, in seiner eigenen Herrlichkeit, wie es heißt: „Ich will das Land Mizrajim in dieser Nacht durchziehen und alle Erstgeburt im Lande Mizrajim schlagen, von Menschen wie von Vieh; alle Götter Mizrajims will ich strafen, ich, der Ewige.“
Mit starker Hand und ausgerecktem Arm, mit furchtbarer Macht und mit Zeichen und Wundern. Dies sind die zehn Plagen, die der Heilige, gepriesen sei er, über die von Mizrajim gebracht hat: Verwandlung des Wassers in Blut, Frösche, Stechmücken, wilde Tiere, Viehpest, Beulen, Hagelschlag, Heuschrecken, Finsternis und Tötung der Erstgeburt.
WELCHE FÜLLE VON WOHLTATEN erwies uns Gott!
Hätte er uns nur aus Mizrajim geführt, ohne die Ägypter zu richten — es hätte uns genügt.
Hätte er die Ägypter gerichtet, nicht aber auch ihre Götzen — es hätte uns genügt.
Hätte er ihre Götzen gerichtet, nicht aber ihre Erstgeborenen erschlagen — es hätte uns genügt.
Hätte er ihre Erstgeborenen erschlagen, nicht aber uns ihren Reichtum gegeben — es hätte uns genügt.
Hätte er uns ihren Reichtum gegeben, nicht aber uns das Meer geteilt — es hätte uns genügt.
Hätte er uns das Meer geteilt, nicht aber uns trockenen Fußes hindurchgeführt — es hätte uns genügt.
Hätte er uns trockenen Fußes hindurchgeführt, nicht aber unsere Feinde darin ersäuft — es hätte uns genügt.
Hätte er unsere Feinde darin ersäuft, nicht aber durch vierzig Jahre für unsern Unterhalt in der Wüste gesorgt — es hätte uns genügt.
Hätte er durch vierzig Jahre für unsern Unterhalt in der Wüste gesorgt, nicht aber uns mit Manna gespeist — es hätte uns genügt.
Hätte er uns mit Manna gespeist, nicht aber uns den Sabbath gegeben — es hätte uns genügt.
Hätte er uns den Sabbath gegeben, nicht aber uns an den Berg Sinai geführt — es hätte uns genügt.
Hätte er uns an den Berg Sinai geführt, nicht aber uns die Thorah gegeben — es hätte uns genügt.
Hätte er uns die Thorah gegeben, nicht aber uns nach Erez-Israel gelangen lassen — es hätte uns genügt.
Hätte er uns nach Erez-Israel gelangen lassen, nicht aber uns das Heiligtum erbaut — es hätte uns genügt.
NICHT EINE WOHLTAT, sondern unzählig viele verpflichten uns Gott. Denn er führte uns aus Mizrajim, er richtete die Ägypter, ebenso ihre Götzen, er erschlug ihre Erstgeborenen, er gab uns ihren Reichtum, er teilte uns das Meer, er führte uns trockenen Fußes hindurch, er ersäufte unsere Feinde darin, er sorgte durch vierzig Jahre für unsern Unterhalt in der Wüste, er speiste uns mit Manna, er gab uns den Sabbath, er führte uns an den Berg Sinai, er gab uns die Thorah, er ließ uns nach Erez-Israel gelangen, er erbaute uns das Heiligtum, um all unsere Sünden zu versöhnen.
RABBI GAMLIEL sagte: „Wer folgende drei Dinge am Peßach nicht nennt, hat seine Pflicht nicht erfüllt. Diese sind: Das Peßachopfer, die Mazzah, das bittere Kraut.“
DAS PESSACHOPFER, das unsere Väter zu der Zeit aßen, als das Heiligtum noch stand, was bedeutet es? Es bedeutet, daß der Heilige — gepriesen sei er! — die Häuser unserer Väter in Mizrajim überging. Denn es heißt: „Sprechet: ‚Es ist das Peßachopfer des Ewigen, der in Mizrajim an den Häusern der Kinder Israel vorüberging, als er Mizrajim traf, unsere Häuser aber verschonte.‘ Da neigte sich das Volk und bückte sich.“
DIESES UNGESÄUERTE BROT, das wir essen, was bedeutet es? Es bedeutet, daß der Brotteig unserer Väter nicht Zeit hatte zu gären, bis ihnen der König, der aller Könige König ist, der Heilige — gepriesen sei er! — erschien und sie erlöste. Denn es heißt: „Sie buken den Teig, den sie aus Mizrajim gebracht hatten, zu ungesäuerten Kuchen; es war ja nicht gesäuert; denn sie wurden aus Mizrajim getrieben und durften nicht verweilen noch sich Reisezehrung bereiten.“
DIESES BITTERE KRAUT, das wir Essen, was bedeutet es? Es bedeutet, daß die Ägypter das Leben unserer Väter in Mizrajim verbitterten. Denn es heißt: „Sie verbitterten ihnen das Leben durch schwere Arbeit mit Lehm und Ziegeln und durch allerlei Feldarbeit und sonstige Dienste, wozu sie sie mit Strenge zwangen.“
ZU JEGLICHER ZEIT ist ein jeder verpflichtet, sich so anzusehen, als ob er selbst aus Mizrajim gezogen wäre. Denn es heißt: „Erzähle deinem Sohne an diesem Tage: Dies tat der Ewige mir, als ich aus Mizrajim zog.“ Nicht allein unsere Väter erlöste der Heilige — gepriesen sei er! —, sondern auch uns erlöste er mit ihnen; denn es heißt: „Uns führte er von dort heraus, um uns das Land zu geben, das er unsern Vätern verheißen.“
DARUM sind wir verpflichtet, zu danken, zu loben, zu preisen, zu rühmen, zu verherrlichen, zu feiern, zu segnen, zu erheben, zu verehren, anzubeten ihn, der an unsern Vätern und an uns all diese Wunder getan hat. Er führte uns aus der Knechtschaft zur Freiheit, aus dem Kummer zur Freude, aus der Trauer zum Feste, aus dem Düster in helles Licht, aus Gebundenheit zur Erlösung. Laßt uns denn vor ihm singen: Hallelujah!
DA ISRAEL AUS MIZRAJIM ZOG, das Haus Jakob aus dem fremden Volke, da ward Juda sein Heiligtum, Israel sein Reich. Das Meer sah und floh, der Jordan wandte sich rückwärts, die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie junge Lämmer. Was ist dir, o Meer, daß du fliehst, du Jordan, daß du dich rückwärts wendest? Ihr Berge, daß ihr hüpft wie Widder, ihr Hügel, wie junge Lämmer? Vor dem Herrn erbebe, du Erde, vor dem Gotte Jakobs, der den Fels wandelt in Wassersee, den Kieselstein in einen Wasserquell!
SO TAT HILLEL zur Zeit, da das Heiligtum stand: „Er umwickelte Mazzah mit bitterem Kraute und aß es auf einmal, um zu erfüllen, wie es heißt: ‚Mit Mazzoth und bitteren Kräutern soll man es essen.‘“
ERGIESSE DEINEN ZORN über die Völker, die dich nicht kennen, und über die Reiche, die deinen Namen nicht anbeten; denn sie verdarben Jakob und zerstörten seine Flur.
Ergieße deinen Grimm über sie und die Flamme deiner Wut treffe sie.
Verfolge sie mit Wut und tilge sie unter dem Himmel des Ewigen hinweg.
NICHT UNS, o Ewiger, nicht uns, sondern deinem Namen gib die Ehre, um deiner Milde, um deiner Treue willen! Warum sollen die Heiden sprechen: „Wo ist nun ihr Gott?“ Ist doch unser Gott im Himmel;