Trevellian und der Mann, der den Wind säte: Action Krimi. Pete Hackett

Trevellian und der Mann, der den Wind säte: Action Krimi - Pete Hackett


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standen über Funk mit der Einsatzleitstelle in Verbindung.

      Wir selbst kamen nicht hinein in die Bar, ohne dass wir Federn lassen mussten. Das war für mich so klar wie Kloßbrühe.

      Also musste der Schurke bewegt werden, sich von seiner Geisel zu lösen, und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick.

      „Was machst du, wenn ich jetzt einfach zu dir hineinkomme, dir die Pistole vor die Nase halte und dich auffordere, die Waffe fallen zu lassen?“

      Das war natürlich Unsinn. Aber ich wollte ihn tatsächlich beschäftigen und ablenken.

      Antonelli lachte scheppernd. „Dann werde ich dich in ein Sieb verwandeln, Trevellian. Ich werde dich so voll Blei pumpen, dass von deinem Gewicht der Boden deines Sarges durchbrechen wird.“

      „Und wenn ich dir vorschlage, dass ich mich anstelle des Boys als Geisel zur Verfügung stelle?“

      Jetzt schien der Gangster ziemlich verblüfft zu sein.

      Aber die Betroffenheit war nicht nur bei ihm. Milo schaute mich an, als hätte ich plötzlich was an der Birne. Sein Mund stand halb offen, in seinen Augen stand unverhohlen die Frage nach meinem derzeitigen Geisteszustand.

      Antonelli schien es verarbeitet zu haben. „Du würdest tatsächlich ohne deine Kugelspritze zu mir hinter den Tresen marschieren und dich mir auf Gedeih und Verderb ausliefern?“

      Er schien richtig erstaunt zu sein und es verstandesmäßig noch gar nicht richtig erfassen zu können.

      „Dir haben sie wohl Juckpulver ins Essen geschüttet“, zischte Milo.

      Ich griente ihn an. „Wieso Juckpulver?“

      „Es kann auch irgend was anderes sein. Jedenfalls scheint dich der Hafer zu stechen.“

      „Lass nur“, sagte ich. „Warten wir erst, ob er darauf eingeht. Ich schreibe gerade im Geiste ein Drehbuch, weißt du. Ich übernehme in dem Stück die Rolle des Geknechteten, und du wirst der Held sein. Also gib jetzt gut Acht, Milo.“

      Mit wenigen Sätzen verklickerte ich Milo, was mein Plan war.

      „Das kann aber auch verdammt ins Auge gehen“, streute er seine tiefsitzenden Zweifel aus. Skepsis prägte sein Gesicht, Skepsis bedeckte den Grund seiner Augen.

      „Wir müssen es versuchen. Falls es schief geht, nun ja – du erbst meine Uhr.“

      „Ich will den Sportwagen“, knurrte Milo mit Galgenhumor.

      „Ja, Sergio“, schrie ich. „Ich gehe jetzt mit erhobenen Händen zur Tür. Dort bleibe ich stehen. Du hast mich also im Visier. In dem Moment, in dem ich den ersten Schritt mache, lässt du den Pagen gehen. Ist das so in Ordnung.“

      Aus den Augenwinkeln sah ich den Captain, der mich anstarrte, als hätte man ihm soeben das Gehirn amputiert. Um es auf einen Nenner zu bringen: Er schaute dümmer aus der Wäsche als ein Muli, dem ein Floh ein unsittliches Angebot macht, wobei ich bei diesem Vergleich dem Muli wahrscheinlich Unrecht zufüge.

      „Natürlich, Trevellian. Und – verdammt noch mal – keine krummen Touren. Ich werde dich vor der Mündung haben, und ich werde auch nicht zögern. Und glaub‘s mir, es wäre mir ein innerlicher Thanksgiving Day, dir mit ein paar Kugeln die Krawatte zurechtzurücken.“

      „Das weiß ich, Sergio. Darum werde ich mir alle Mühe geben, die Krawatte zu schonen. Ich komme jetzt.“ Laut, so dass es auch Sergio hören konnte, sagte ich zum Captain: „Funken Sie Ihre Scharfschützen an, dass sie nicht schießen sollen. Denn selbst mit einer Kugel im Kopf findet ein Mann wie Antonelli immer noch die Zeit, mich mitzunehmen auf die Höllenfahrt.“

      „Worauf du Gift nehmen kannst!“, tönte Antonelli.

      Der Captain schaute wie ein Erwachender. Dann nahm er sein Walkie-Talkie und begann hastig zu sprechen.

      „Alles klar“, rief er dann.

      Ich gab die P226 Milo, der nun wie ein Buscadero – das war ein Zweihandschütze im guten alten Wilden Westen – hinter der Mauer kauerte und ein kantiges Kinn bekommen hatte, was Ausdruck seiner Sorge, aber auch seiner unumstößlichen Entschlossenheit und Bereitschaft war.

      Dann erhob ich mich.

      Die Hände hatte ich in Schulterhöhe erhoben.

      Langsam näherte ich mich dem Eingang in die Bar.

      Da blieb ich stehen.

      „Okay, Trevellian“, kam es von Sergio Antonelli, „ein kleiner Fingerdruck genügt. Du weißt es. Ich lasse jetzt den Knaben gehen.“

      Der Boy kam hoch. Er war bleich wie Butterkäse. In seinem schmalen Gesicht zuckten die Muskeln. Er zitterte wahrscheinlich an Leib und Seele. In seiner Uniform erinnerte er mich an die Jungs im Zirkus, die immer im Eilschritt die Auftritte der Künstler und Dompteure vorbereiteten.

      Ich setze mich in Bewegung. Antonelli zielte am Tresen vorbei auf mich. Er befand sich am linken Ende der langen Bar.

      „Verschwinde!“, zischte er dem Jungen zu.

      Der marschierte mit weichen Knien los.

      Ich ging so, dass er rechts an mir vorbei musste. Er schaute mich an, und in seinen blauen Augen irrlichterten die Angst und das Entsetzen. Wahrscheinlich brauchte er einen Psychologen, wenn das hier ausgestanden war.

      Als wir fast auf einer Höhe waren, stieß ich mich ab; ansatzlos und mit aller Kraft, die in meinen Beinen steckte.

      Den brüllenden Donner von Antonellis Schuss in den Ohren riss ich den Jungen um. Wir schlitterten in einem rechten Winkel ein Stück auf die Bar zu. Stühle fielen um, ich stieß mit der Schulter gegen ein Tischbein, und wir nahmen den Tisch wohl einen guten Meter mit. Ein stechender Schmerz fuhr durch meine Schulter und tobte hinauf bis unter meine Haarwurzeln, aber da musste ich durch. Mit meinem Körper deckte ich den Boy, so gut es ging.

      Wir waren aus Antonellis Schussfeld.

      Wenn er mir jetzt noch die Krawatte zurechtrücken wollte, musste er sich entweder weit um den Tresen beugen, oder er musste sich aufrichten, um über den Tresen zu feuern.

      Ersteres tat er. Es riss ihn einfach mit, den Guten. Der Reflex war schneller als sein Verstand – und Milos Kugeln waren schneller als sein Reflex.

      Es krachte zweimal so schnell hintereinander, dass sich die Schüsse anhörten wie ein einziger. Die Wucht der Geschosse riss Antonelli von den Beinen. Er drückte zwar noch einmal ab, aber sein Projektil hämmerte nur den Putz von der Decke. Dann seufzte er, als würde er sich nach vollbrachtem Tagwerk schlafen legen, und dann war nichts mehr von ihm zu hören.

      Milo rannte an mir vorbei, beide Waffen in den Fäusten. Ich rappelte mich hoch. Der Junge lag am Boden und hätte in diesem Moment keinen Tropfen Blut gegeben. Ich half ihm auf die Beine, biss die Zähne zusammen, weil meine Schulter schmerzte, als hätte ich mir den Flügel ausgekugelt, und drückte den Boy auf einen Stuhl.

      Ich legte ihm die Hand auf die Schulter, hörte sein trockenes Schluchzen, sah seine zuckenden Lippen und murmelte: „Lass ihnen freien Lauf, Junge. Weinen wäscht dir den Kummer von der Seele. Du musst dich deiner Tränen nicht schämen.“

      Milo zielte auf Antonelli.

      Der Captain brüllte regelrecht in sein Walkie-Talkie hinein.

      Es dauerte nicht lange, dann kamen die Cops von der City Police. Mit ihnen kam ein Arzt. Und in ihrem Schlepptau erschien auch Lew Harker mit seinem Blitzlichtgerät.


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