Sternenflüstern al dente. Marie B.

Sternenflüstern al dente - Marie B.


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inclusive Jo-Jo-Effekte hinter sich. Die Fettzellen haben eben groooße Hände. Großhirn an Fettzelle: »Bunkern!« Ich tröste mich dann damit, dass mir ein Bikini sowieso nicht mehr steht. Nackig ist leichter. Fertig. Nur keine negativen Schwingungen aufkommen lassen. Wir erteilen uns selbst die »Grüne Welle« und schlürfen genüsslich die hausgemachte Pasta. Fällt ganz leicht, bei der herzlichen Begrüßung: »Buongiorno.«

      Pane

      … Oder warum das Brot zum Salat im Süden »extra« kostet. Es ist irgendwie ein Ritual. Man könnte meinen, unser Hauptnahrungsmittel ist Wurst und Fleisch zum Brot. Im Süden ist das umgekehrt. Wir waren mal in Spanien in einem Hotel, mit ausschließlich einheimischen Gästen. Erstens waren diese alle schlank und zweitens isst man in der Wärme leichtere Kost. Wir beobachteten die Leute, die sich sichtlich über ihren Urlaub freuten. Aber ihre Ernährungsgewohnheiten haben sie beibehalten. Jeder hatte Tomaten und Brot auf dem Teller. Während die Hand voll Urlauber aus Deutschland ihre Teller bereits morgens mit reichlich Wurst beluden. Frei nach dem Motto: »Nur nicht so viele Kohlehydrate« – Low Carb. Ich mag morgens, wenn ich etwas Zeit oder Urlaub habe, einen Mix aus Brötchen, Käse, Honig, kühler Melone, Orange und ein Muss: weichgekochtes Ei. Und – ich kann auch schon Schnittlauchröllchen zu dieser Tageszeit vertragen. Dieser kleine Farbklecks muss sein. Das Auge isst schließlich mit.

      Daheim kann man sich mit ein wenig Phantasie seinen eigenen kleinen Süden zaubern. Die ersten Sonnenstrahlen beflügeln. Beim Frühjahrsputz schaute ich aus dem Fenster. Mein Lieblingsnachbar, Gott hat ihn bereits selig, zeigte mir stolz seine selbstgezogene Pinie, die er im Winter zugedeckt und gehütet hat, wie seinen eigenen »Augapfel«. Heute ragt das Prachtstück über den hohen Zaun. Ein toller Tag. Er hat irgendwie ein Zeichen gesetzt, das mich immer an ihn erinnern wird.

      Abschied auch für mich

      Er hat zugeschlagen, Gevatter Tod. Die Nachricht hat mich ziemlich niedergeschmettert. Mein Vater war die Lebenslust und Erwartung an das Leben in Person pur. Mitten aus dem Leben in einem Moment, den ich so nicht fassen konnte. Leider war keine Zeit, sich nochmals zu verabschieden. So wie im Film: »Meine 3 Töchter, ich möchte euch noch mal sehen …«, wo dann alle händchenhaltend sitzen und »er« seinen letzten Wunsch äußern kann. Leider nein. Der letzte Wunsch bleibt unausgesprochen. Ich stelle einen Kalenderspruch auf und zünde eine Kerze an. Alle schönen Momente und Erinnerungen lässt man nochmals Revue passieren. An seinem »letzten Tag« stand die prachtvolle Yucca in meinem Garten nach 7 Jahren in voller, wunderschönster Blüte. An dieses Bild werde ich mich immer erinnern und an den »letzten Kaffee«, den wir vor 2 Monaten auf seinem Balkon tranken. Er war wieder mal glücklich, mich zu sehen. So möchte ich ihn gerne in Erinnerung behalten.

      Wir geben dich frei. Stolz sollst du auf uns alle niederschauen, teilhaben an unserem Glück. Ein nächstes Ur-Enkelchen wird es für dich geben.

      Für die Grabrede sprach meine Mutter mit den Worten von Friedrich Nietzsche. Wieso hast du mich verlassen? Liebst du mich nicht mehr? Hörst du die Glocke? Deine Nähe nimmermehr. Oh »Zarathustra«. (Zarathustra, die Romanfigur, war ein persischer Priester, Besitzer eines goldenen Kamels.)

      Und nach all den Zeremonien meint man, keinen Bissen herunterzubekommen. Doch es wartet der »Leichenschmaus«, er bedeutet, dass das Leben weitergeht. Wir erinnern uns alle nochmal an gemeinsame Stunden der Freude und versuchen ein wenig zu lachen. Wir lassen langsam los. Mama kocht nun ihr Frühstücksei allein. Papa hatte nicht mehr eingeatmet. Sie hatte versucht, ihm Atem zu spenden, doch sie sagte, es kam nur noch zum Ausatmen! Es ist alles noch zu frisch. Mama braucht jetzt Zeit. Zeit zum Vergessen.

      Wir statten Mama schick aus. Es hätte ihm gefallen, sie noch mal so schön zurechtgemacht zu sehen. In den letzten Jahren hatte er aus Altersgründen alle seine Hobbys aufgeben müssen. Als junger Mann ging er morgens, als alle noch schliefen, an den Weiher zum Angeln. Er verpasste kein Spiel seines Lieblingsfußballclubs, manchmal auch live, und hörte die Charts hoch und runter. Musik war auch eine seiner großen Leidenschaften. Zur Hochzeit meiner Tochter erschien er in Jeans und tanzte Rock‘n‘Roll. Als junger Mann, als er noch rauchte, zogen samstags die Rauchschwaden durch die »gute Stube«, und wenn wir die Tür öffneten, flogen alle seine getrockneten Briefmarken durcheinander.

      Er war ein höchst terminierter und gut organisierter Mann, ebenso musste das Essen immer pünktlich auf dem Tisch stehen. Doch damit hatte sich meine Mutter über all die vielen Ehejahre längst arrangiert. Mein Vater hatte immer irgendetwas zu tun. Er sammelte alle möglichen und unmöglichen Dinge, die kein Mensch braucht, die er dann hocherfreut allen präsentierte. Schmunzelnd schaute sich Reginald die Bierdeckel und Flaschenverschlüsse an. Die Krone der Sammelleidenschaft war allerdings ein kleines Kistchen voller »Hirnplatten« seiner geangelten Karpfen. Jeder bekam eine als Glücksbringer.

      Mein Gott, irgendwo habe ich das Ding noch. Ich werde es suchen. »Sammeln macht glücklich«, hat er immer gesagt. Seinen Fußball-Fan-Schal haben wir ihm zuletzt umgebunden, das hätte ihm sicher sehr gefallen, wenn er es wüsste. Wenn wir wieder etwas gefasst sind, werden wir es ihm erzählen. Ich hoffe, er kann uns da oben hören. Jeder Mensch hinterlässt Spuren. Wir drei Geschwister werden nun daran arbeiten, Oma nach und nach das schöne Lächeln, das sie immer hatte, wieder ins Gesicht zu zaubern. Die Urenkel werden uns dabei helfen.

      Etwas gedankenverloren schlenderte ich alle alten Wege meiner Heimatstadt nochmals ab. Erschreckend, wieviel Natur neuen Parkflächen weichen musste. Den steilen Berg der Rodelbahn aus Kindertagen erklomm ich mit seinem alten Kameraden und Angelfreund. – Er ist Busfahrer und hat mich in der Jugendzeit nachts nach der Disko »schwarz« zur nahen Haltestelle mitgenommen. –Oben steht eine alte Eiche und immer noch die alte Bank, die nach so vielen Jahren viel zu erzählen hat. Der erste Kuss, die erste Zigarette … nun Abschied.

      Mit seinen alten tränenfeuchten Augen erzählte er mir ein paar Episoden. Er musste nicht viel sagen. Es ist wichtig im Leben, einen treuen Freund zu haben. Einen wirklich zuverlässigen guten Freund, dem man alles erzählen kann, der nicht wertet, sondern zuhört, mit dem man einfach viel erlebt und gelacht hat. Was bleibt? Die alten Initialen in der Borke: »L CH«. Schön, dass Papa so einen Freund hatte. Die beiden waren unzertrennlich trotz ihrer Ehen. Wie zwei Pflanzen, die sich niederließen und gediehen, wo sie sich wohlfühlten.

      Die drei reizenden Schwestern Marie, Ellen und Babette

      Damals bei der Hochzeit meiner Tochter ging so einiges schief. Meine Schwestern hatten wir in einer Pension untergebracht, deren Betreiber wir kennen. Sie stellten sich einem Mann als die »reizenden Schwestern« selbst vor, von dem sie glaubten, es sei der Inhaber der Pension, der sich aber ebenso als Gast herausstellte. Peinlich. Das Kleid von Ellen hatte abgefärbt, Arme und Handtasche waren schwarz. Im Sektempfang-Taumel verließ ich als Letzte das Haus, der Schlüssel steckte noch. Dann standen wir im Standesamt, meine Tochter hatte die Ringe vergessen. Reginald telefonierte derweil mit dem Schlüsseldienst. Chaos pur. Oma hatte Durst. Wir behielten die Ruhe. Der Freund meiner Schwester, Eduard, zwängte mich und meinen Reißverschluss in das lange Kleid.

      Aber die Location, die wir wählten, war ein Treffer. Buffet und Außenterrasse separat.

      Bei tollem Wetter plauschten und tanzten wir wie die Weltmeister. Ich hatte Toilettenpapier (sauber) am Absatz kleben. Schäm! Hatte für einen Euro eine »Allrounder-Schüssel« gekauft, die ich mit Worten am Mikro zelebrierte – zum Putzen – für Fußbad – für Kartoffelsalat etc. Bisschen Spaß muss sein.

      Der Kegelclub – It’s Mädels-time

      … so nennt man das doch heute, wenn »Frau« ein paar Tage Auszeit braucht, und mal wieder dem »Gatten« nebst Haushalt entfliehen möchte, oder? Eigentlich ist daran nichts Außergewöhnliches, nur dass man mindestens die doppelte Zeit für die Vorbereitungen benötigt. Da steht sie also, die Chaostruppe, kichernd wie die fliegenden Ameisen mit ihren »Köfferchen«. Acht Weibsen gleich acht schillernd bunte Nail-Varianten. Ja, die Muttis haben sich toll in Schale geschmissen. Kaum im Zug wird dann das Piccolöchen gezückt. Immer wieder ein Schauspiel für den


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