Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western. Pete Hackett
rief Matt ihm zu.
„Doch“, erwiderte er. „Sie nahm die Postkutsche nach Nebraska. Sie soll ein Ticket bis Niobrara gelöst haben. Mehr weiß ich wirklich nicht, Wister.“
2
Das Mädchen hatte ein bleiches, von scharfen Linien durchzogenes Gesicht und dunkle Ringe unter den grünen Augen. Ihr rotes Haar schien im Lampenlicht zu brennen, und Matt Wister wusste, dass sie auf die Männer dieses rauen Landes noch immer anziehend wirkte.
„Das ist schon über ein halbes Jahr her“, sagte Lily Creede.
„Ich weiß. Es war nicht sehr einfach, Sie zu finden.“
„Sie hätten mich vermutlich nie gefunden, wenn Maron ein Gentleman wäre. Aber er ist keiner, und jetzt bin ich froh darüber.“
„Können Sie mir das nicht näher erklären?“, fragte Matt Wister und beugte sich über den Tisch.
Ein Waiter näherte sich lautlos und stellte eine Flasche auf den Tisch.
Matt gab ihm Geld und winkte ab, als der Mann in die Tasche griff. Der Waiter entfernte sich. Matt füllte die Gläser.
Das Mädchen trank ihm zu und sagte: „Vorzüglich, Matt. Sie lassen sich die Auskunft etwas kosten. Dabei hätte ich sie umsonst gegeben. Ich hasse ihn!“
Matt sah, wie sich ihr Gesicht veränderte, wie es noch schmaler und hart wurde und wie die Puderschicht auf ihren Wangen zu platzen drohte.
„Sie wussten also, wohin er sich gewandt hatte?“
„Natürlich. Wir waren doch früher schon in verschiedenen Städten zusammen gewesen. Eine Zeitlang fuhren wir zusammen immer weiter, und einmal kamen wir durch ein Tal, das ihn faszinierte. Am Big Sioux River, Matt. In der Nähe der kleinen Stadt Watertown.“
„Sie waren dort?“
„Ja, ich war dort. Vor zwei Monaten. Ich wollte ihm nicht mit der Tür ins Haus fallen. Aber ich kam ihm trotzdem ungelegen. Er hatte ein hübsches Mädchen kennengelernt. Eins von anderer Art. Sie verstehen?“
„Ja.“
Lily zuckte die Schultern und lächelte. Sie trank und fuhr fort: „Wir haben nur einmal zusammen gesprochen. Er sagte, ich sollte schleunigst verschwinden und nur nicht auf dumme Gedanken kommen. Er würde mich dann zu finden wissen. Er nennt sich Alan Troger.“
Matt trank einen Schluck. Der Whisky war warm und schmeckte ihm nicht.
„Und das haben Sie gemacht?“, fragte er halb feststellend.
„Ja, Matt, das habe ich gemacht. Mir waren inzwischen Zweifel gekommen. Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dass das Leben auf einer Ranch dem entsprach, was ich mir früher darunter vorgestellt hatte. Und dann war da noch etwas. Ich hatte auch Ihren Bruder gekannt. Ehrlich gesagt, er hat mir sogar gefallen. Er war nur zu jung, zu wild und unbelehrbar. Ich wusste, dass er nicht lange leben würde, und deshalb hörte ich mir nicht an, was er mir sagen wollte. Vielleicht war das der Hauptgrund, dass ich wieder fortging, denn immer, wenn ich Maron anschaute, musste ich an den hinterhältigen Mord denken.“
„Ehrlich gesagt, ich verstehe Sie nicht, Lily“, bekannte Matt.
Das Mädchen trank das Glas aus und stellte es hart auf den Tisch zurück.
„Sie meinen, weil ich nicht nach Kansas ging und dem Marshal in Abilene erzählte, was ich herausgefunden hatte?“
„Ja.“
Sie beugte sich so weit vor, dass ihr Gesicht dem seinen sehr nahe war und er ihren Atem spürte.
„Vielleicht verstehen Sie mich besser, wenn ich Ihnen sage, dass ich in Dodge City meinen Sohn von einer alten Frau großziehen lasse, und dass der Vater dieses Jungen einmal Alan Maron hieß!“
Sie lehnte sich zurück. Ihr Gesicht sah nun so weiß aus, dass Matt peinlich berührt war.
„Ach so“, murmelte er und blickte auf die Tischplatte.
„Ich konnte den Vater meines Sohnes nicht dem Henker überliefern“, sagte die Frau leise. „Irgendwann hätte ich es ihm vielleicht erklären müssen. Alan wusste, dass ich das nicht kann. Ich war ihm überhaupt nur des Jungen wegen gefolgt.“
Matt stand auf. „Ich danke Ihnen, dass Sie es mir erzählt haben“, sagte er. „Ich glaube, ich kann Sie verstehen, Lily.“
„Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mich zu suchen. Vielleicht klingt das alles ziemlich verdreht.“
„Durchaus nicht, Lily.“
„Bis zum Big Sioux River sind es fast vierhundert Meilen“, fuhr sie fort. „Das können Sie vor dem Winter nicht mehr schaffen.“
„Ich werde es versuchen, Lily.“
Als Matt Wister an die Stepwalkkante trat und das Leben der Stadt an ihm vorbeiflutete, spürte er den kalten, nach Schnee riechenden Wind im heißen Gesicht. Vielleicht würde er es vor dem Winter wirklich nicht mehr schaffen. Aber er war nun sicher, auch im Frühjahr noch nicht zu spät zu kommen.
3
Matt Wister parierte seinen Rappwallach hinter den Büschen auf der Kuppe des Hügels und blickte in die Ebene hinunter. Das frische, noch grüne Büffelgras leuchtete zu ihm herauf. In der Ferne sah er eine Herde Herefords, über der dünner, durchsichtiger Staub wallte. Unter ihm, höchstens vierhundert Yards entfernt, zog sich ein Wagenweg dahin. Er mündete weit im Süden in einer kleinen Präriestadt, von der Matt Wister wusste, dass sie Watertown hieß.
Auf dem Weg sah Matt einen Reiter, der sich langsam näherte. Er hatte den Stetson an der Windschnur im Nacken hängen, und so konnte Matt langes blondes Haar erkennen, auf dem die Sonne glitzerte. Eine Reiterin! Sie trug eine helle Bluse und dunkelblaue Levishosen.
Zugleich bemerkte Matt zwei weitere Reiter, die sich von der Herde in der Ferne gelöst hatten und auf den Weg zusprengten. Es sah aus, als würden sie auf einen bestimmten Punkt auf dem Weg zuhalten, den auch die Frau mit ihnen zugleich erreichen musste.
Dann warf die Frau den Kopf herum, sah die Reiter und trieb ihr Pferd jäh zum Galopp an.
Matt sah, wie die beiden Männer auf ihre Pferde einschlugen. Da trieb er seinen Rappwallach um die Büsche herum und ritt langsam den Hügel hinunter.
Da schlug auch die Frau auf ihr Pferd ein, aber es nützte ihr nichts. Die beiden Reiter kamen immer näher. Matt sah, wie der eine das Lasso von der Schnalle am Sattelhorn losmachte und über dem Kopf kreisen ließ.
Die Schlinge wirbelte durch die Luft, legte sich über den Oberkörper der Frau, und das Seil straffte sich. Mit einem heftigen Ruck wurde die Frau aus dem Sattel gerissen. Das Pferd sprengte weiter, beschrieb dann einen Bogen und wurde langsamer.
Die beiden Reiter zügelten ihre Pferde und sprangen ab. Sie standen neben der Frau, die auf dem Boden saß und der offenbar nichts weiter passiert war. Sie hatten Matt Wister immer noch nicht bemerkt, der sich langsam näherte und nun die Winchester 73 in der Armbeuge hatte.
Als er den Rappwallach zügelte, schnaubte der leise.
Die beiden Männer fuhren wie auf Kommando herum. Der eine von ihnen blickte genau in die kreisrunde dunkle Mündung.
„Hallo!“, sagte Matt. Er sah, dass die beiden wie Cowboys gekleidet waren. Sie sahen verstaubt aus und hatten die ledernen Chaps noch über die Levishosen geschnallt.
Der eine der beiden rieb sich über die Wange und blickte den anderen schief an.
„Besuch, den wir nicht bemerkt haben, Les“, sagte er knurrig. „Verdammt, das passt nicht zusammen. Was willst du, Fremder?“
„Hilf der Frau auf die Beine, Les“, sagte Matt ruhig und ließ die Mündung des Gewehres einen knappen Bogen bis zu Les beschreiben.
Der