Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins. Charley Brindley

Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins - Charley Brindley


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einen alten Holzlöffel auf. Sie untersuchte den Riss im Stiel für einige Zeit, bevor sie sprach.

      »Du hast keinen Namen?«

      Ich wischte mir mit dem Rücken meiner Finger über die Wange. »Nein.«

      »Na ja«, sagte Yzebel, »dann lass uns einen Namen für dich finden. Ich glaube, dass es eine große Ehre ist, wenn die Götter beschließen, dass ein Mädchen seinen eigenen Namen aussuchen soll. Denkst du nicht?«

      Ich wollte zustimmen und wusste bereits, welchen Namen ich gerne hätte, aber ich hielt den Mund. Obwohl ich mich nicht daran erinnerte einen Namen zu haben, war ich mir bewusst, dass Kinder, besonders Mädchen, nicht den Mund aufmachen sollten.

      Woher weiß ich das?

      Jedes Mal, wenn ich versuchte mich an irgendetwas zu erinnern, entglitt mir meine Erinnerung wie eine verängstigte Taube, die in und aus einem nebligen Dunst huschte.

      Yzebel beobachtete mich, wartete augenscheinlich auf eine Antwort, aber sie behielt auch ihre Geduld, als ob sie wusste, dass ich mit meinen Gedanken kämpfte.

      Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

      Vielleicht sollte ich Yzebel von dem Namen erzählen, den ich für mich will.

      Mein Magen fühlte sich besser an, aber mein Kopf schmerzte. Als ich blinzelte, wirbelten kleine schwarze Punkte vor meinen Augen, verschwanden, erschienen dann wieder mit dem Schmerz. Ich schüttelte meinen Kopf, versuchte meine Sicht zu klären.

      »Möchtest du eine Geschichte hören, während ich koche?«, fragte Yzebel.

      »Ja.« Ich griff nach meiner Schüssel Contu Luca. »Bitte.«

      »Diese Geschichte ist über unsere Muttergöttin, Königin Elissa. Vor vielen, vielen Sommern, sogar vor der Lebzeit des Großvaters meines Vaters, kam Königin Elissa, welche die Römer Dido nennen, von ihrem alten Heimatland weit im Osten an die Gestade von Byrsa. Sie fragte dasVolk, das hier lebte, nach einem kleinen Stück Land, wo sie sich mit den wenigen Gefolgsleuten, die mit ihr über das Meer gewandert waren, niederlassen konnte. Das Oberhaupt dieser gewitzten und betrügerischen Menschen sagte zu Königin Elissa: ›Du kannst die Menge Land haben, die durch die Haut eines einzelnen Ochsen umschlossen werden kann, und der Preis wird ein Talent Silber sein.‹«

      »Talent?« Ich stand auf, um meine leere Schüssel auf den Tisch zu stellen. »Was ist …?«

      Alles, um mich herum verschwamm und wirbelte. Der letzte Blick, an den ich mich erinnerte, war Yzebel, die nach mir griff.

      * * * * *

      Als ich aufwachte, lag ich auf weichen Tierfellen am Feuer, wobei Tendaos Umhang über mir ausgebreitet war. Die graue Planeoberhalb flatterte sanft in der Brise und eine Frau saß an meinen Füßen, beobachtete mich.

      »Wie fühlst du dich?«, fragte die Frau.

      Ich setzte mich langsam auf, versuchte zu verstehen, was passiert war. Das Innere meines Kopfs summte wie ein Schwarm wütender Bienen. Als ich mich umblickte, klärte sich mein Verstand, aber alles schien seltsam; das knisternde Feuer, der strenge Rauch, der sich in meine Richtung verflocht, und die Tische, die das Kochfeuer wie steifbeinige Tiere umringten, die geduldig darauf warteten gefüttert zu werden. Gelbes Sonnenlicht neigte sich tief über die Baumspitzen, badeten alles in Gold und Bernstein. Das Gesicht der Frau leuchtete im Schein des späten Nachmittags.

      Ich erinnerte mich daran, dass sie Yzebel war.

      Ich zog den Umhang über meine Schultern, streckte meine Arme, berührte dann meinen Hinterkopf. Die Beule war zurückgegangen und war nicht so schmerzhaft wie zuvor.

      »Gut«, sagte ich. »Ich fühle mich gut.« Ich hielt für einen Moment inne, hatte Mühe mich zu erinnern. »Du hast mir eine Geschichte über eine Königin und einen Ochsen erzählt, aber ich erinnere mich nicht an das Ende.«

      »Erinnerst du dich gefallen zu sein?«

      »Nein.«

      »Du hast den ganzen Tag geschlafen«, sagte Yzebel.

      »Es tut mir leid.«

      »Es muss dir nicht leidtun. Du warst ausgelaugt.«

      »Bitte, kannstdu mir die Geschichte noch einmal erzählen?«

      »Werde ich.« Yzebel erhob sich. »Aber zuerst will ich, dass du aufstehst, so dass ich sehen kann, ob du ins Feuer purzeln wirst, wie du es beinahe heute Morgen getan hast.«

      Als ich aufstand, nahm mich Yzebel bei den Schultern, beobachtete meine Augen.

      »Wirst du hinfallen?«, fragte sie.

      Ich schüttelte meinen Kopf, blickte dann auf meine leere Schüssel auf dem Tisch.

      »Hungrig?«

      »Ja.«

      Yzebel füllte die Schüssel zu Hälfte mit dem Contu Luca und reichte sie mir. Ich setzte mich ans Feuer, während sie den großen Topf umrührte und mir die Geschichte von Königin Elissa von Anfang an erzählte.

      Als sie zu dem Teil über das Silber kam, fragte ich: »Talent? Was ist …?«

      Yzebel schaute mich mit einem Ausdruck der Besorgnis an, dachte vielleicht, dass ich wieder in Ohnmacht fallen würde, aber dann grinste ich sie an. Sie lächelte und fuhr fort.

      »Ein Talent ist ein großer Barren Silber.« Sie nahm ihr Messer. »Zweimal die Länge meines Messers und gleicht dem Gewicht, das ein Mann einen Tag lang tragen kann. Sein Wert ist der von sechs Kriegselefanten, oder vielleicht sieben.« Sie nahm eine Karotte aus dem Korb und schnitt sie scheibenweise in den riesigen Topf. »Unsere Elissa war sehr schön, mit langen, fließenden Locken und einem liebreizenden Lächeln, aber sie war nicht so begriffsstutzig, wie sie diesen einfachen Eingeborenen vielleicht erschienen sein mochte. Nach etwas Nachdenken nahm sie ihr Angebot an. Dann, mit der Hilfe ihrer Dienerinnen, fuhr sie damit fort eine Ochsenhaut in viele dünne Steifen zu schneiden. Königin Elissa legte dann diese Streifen Ende an Ende in einem breiten Bogen, der sich vom Meeresufer um einen Hügel herum und auf der anderen Seite zurück zum Ufer erstreckte.

      »›Ich werde dieses Land haben, das jetzt von der Haut eines einzigen Ochsens umschlossen ist‹, sagte Elissa zum Oberhaupt dieses Volkes.

      »Da sie sahen, dass sie überlistet wurden, gaben die Eingeborenen ihr widerwillig das Land und wünschten ihr Glück dabei eine Siedlung aufzubauen. Sie gingen mit dem Talent Silber weg, um über ihrem Verlust zu brüten.

      »Elissa hatte sich einen Abschnitt des Küstenstreifens ausgesucht, der einen der ausgezeichnetsten natürlichen Häfen enthielt, den es entlang der ganzen südlichen Küste des Thalassa Meeres, von den Römern Mare Internum genannt, gab. Das würde sich später als sehr vorteilhaft für Königin Elissa und die Siedlung, die sie Neue Stadt benannte, was unser Karthago ist, erweisen.«

      Der Junge, der mich mit seinem Stock im Wald bedroht hatte, kam zu Yzebel. Ich war überrascht ihn zu sehen und wunderte mich, warum er an ihr Feuer kam.

      Er griff in den Topf für einen Fleischbrocken, aber Yzebel packte seine Hand und schob sie weg.

      »Schau, wie dreckig deine Hände sind. Du weißt es besser.«

      »Ich bin hungrig.«

      »Du kannst wie der Rest von uns warten. Hast du das Feuerholz zu Bostar gebracht, wie ich es dir gesagt habe?«

      Er nickte, aber seine Augen lagen auf mir und meiner Schüssel Contu Luca. »Sie hat Tendaos Umhang gestohlen.«

      »Nein, hat sie nicht.«

      Ich nahm ein großesFleischstück aus meiner Schüssel und biss hinein. Ich studierte den Jungen, der älter als ich zu sein schien, vielleicht einen Sommer. Im Gegensatz zu Yzebels braunen Augen waren seine ein seichtes Grau.

      Was ist die Farbe meiner Augen? Ich hoffe, dass sie braun wie ihre sind.

      »Warum trägt sie ihn dann?«, fragte der Junge


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