Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins. Charley Brindley

Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins - Charley Brindley


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schlug ihren Holzlöffel so heftig auf den Rand des Topfs, dass ich dachte, er würde zerbrechen. Sie blickte dann den Jungen finster an, bis er seine Augen senkte.

      »Wenn du nicht lernst deine Zunge im Zaum zu halten, wird jemand diesen gehässigen Dolch aus deinem Mund schneiden. Hast du mich verstanden?«

      »Ja«, sagte er, während er mich aus den Augenwinkeln anfunkelte.

      Glaubt er, dass ich die Schuld an seiner Schelte habe? Er hat eine gemeine Zunge und verdient, was er bekam. Ich nahm eine weitere Rübe aus dem Korb. Möglicherweise hat er nichts aus Yzebels Worten gelernt, aber ich. Und von der Art und Weise, wie sie ihn behandelte,denke ich, dass er ihr Sohn sein könnte, möglicherweise Tendaos Bruder. Zu schade, dass er absolut nicht wie der junge Mann war.

      Ich wollte mehr von Königin Elissa und ihren fließenden Locken, ihrem liebreizenden Lächeln und schlauen Gepflogenheiten hören, aber wollte nicht, dass Yzebel ihre Geschichte weiterführte, wenn der Junge anwesend war. Ich wollte, dass sie mir allein erzählt wurde, dass ich sie hatte, um sie bis zu dem Tag zu behalten, wenn ich sie an ein anderes törichtes kleines Mädchen weitergeben konnte, das kein Wissen über schöne Dinge hatte.

      Ich war damit fertig die Schale der Rübe abzuschneiden, und nachdem ich sie in den Topf geschnitten habe, blickte ich zu Yzebel hoch und deutete auf den Korb. Sie nickte und ich nahm eine weitere heraus, um daran zu arbeiten.

      Der Junge wischte seine Hände an seiner Tunika ab, nachdem er sie gewaschen hatte, und kniete sich in den Schmutz. Er griff nach einer Rübe und schälte sie mit einem Messer, das er aus einer Scheide an seinem Gürtel zog.

      »Jabnet«, sagte Yzebel. »Siehst du, wo die Sonne ist?«

      Sein Name ist also Jabnet. Ein dummer Name für einen dummen Jungen. Der Name, den ich für mich ausgesucht habe, ist viel besser und auch nobel, vielleicht sogar majestätisch.

      Jabnet schaute nach Westen, wo die Sonne am entfernten Ende des Lagers bereits hinter die Baumkronen gefallen war. »Ja, Mutter.«

      Er war beinahe so groß wie seine Mutter und, wenn er gelegentlich lächeln würde, könnte er vielleicht sogar ansehnlich sein. Aber sein bitterer Gesichtsausdruck verdarb seine ganze Person.

      »Was ist jeden Tag deine Aufgabe, wenn die Sonne untergeht?«

      »Die Tische säubern.« Seine Schultern sackten zusammen und er starrte zu Boden. »Und die Trinkschalen, den Wein und die Lampen herausstellen.« Er ließ die zum Teil geschälte Rübe wieder in den Korb fallen und wischte sein Messer an seinem Ärmel ab.

      »Muss ich dir jeden Tag zu dieser Zeit sagen, was du tun sollst?«

      »Nein, Mutter.«

      Jabnet schaute mich finster an und schob das Messer wieder in seine Scheide. Als er sich umdrehte, um seinen Pflichten nachzugehen, trat er mit seiner Sandale absichtlich auf meinen nackten Fuß. Der Rand seiner Sandale schnitt in die Oberseite meines Fußes, aber ich weigerte mich ihm die Genugtuung zu geben mich aufschreien zu hören oder mich bei seiner Mutter zu beschweren.

      »Nachdem die Soldaten kommen«, sagte Yzebel, »werden wir für dich einen Platz zum Schlafen machen. Würdest du heute Nacht gerne in meinem Zelt bleiben?«

      »Soldaten?«

      Ich mochte sie nicht. Sie waren gemein und abstoßend. Ich wusste, dass sie sich über mich und den armen Obolus, den Elefanten, lustig machen würden. Ich konnte all den Hohn wegstecken, den sie über mich häufen wollten, aber Obolus konnte sich nicht länger verteidigen. Sie schnitten ihn gerade wahrscheinlich auseinander und kochten sein Fleisch über ihren Feuern, während sie sich gut über seine Dummheit amüsierten. Das große Tier tat mir leid und es machte mich traurig darüber nachzudenken, dass ich der Grund seines Todes war.

      »Ja«, sagte Yzebel. »Am Abend kommen die Männer in das Lager, suchen nach … ähm … Vergnügen, dann kommen ein paar hierher für etwas zu essen. Ich mache immer Essen für sie, und wenn sie es mögen, lassen sie mir ein paar Kupfermünzen oder Schmuckstücke von ihren Eroberungen auf dem Schlachtfeld da.«

      »Und wenn sie dein Essen nicht mögen?«

      »Nun ja, dann werfen sie Dinge herum und zerbrechen meine Töpferwaren.« Sie schaute mich an und muss meinen gedankenvollen Ausdruck gesehen haben. »Ich scherze nur«, sagte sie. »Sie wissen es besser, als Ärger an Yzebels Tischen zu machen.«

      Ich war nicht sicher, was das bedeutete, aber ich wollte sicherlich nicht, dass sie jemals wieder wütend auf mich wäre, wie sie es das erste Mal war, als sie mich Tendaos Umhang tragen gesehen hat.

      »Jetzt«, sagte Yzebel, »zeig mir all deine Finger.«

      Ich legte die Rübe ab und hielt meine Hände mit ausgestreckten Fingern hoch. Yzebel tat das Gleiche, senkte dann die Finger ihrer rechten Hand, ließ nur den Daumen oben. Ich imitierte sie. Jetzt hatte ich alle Finger einer Hand oben, plus dem Daumen der anderen Hand.

      »Das«, sagte Yzebel, »ist, wie viele Laibe Brot ich brauche.«

      »Sechs.«

      Sie hob eine Augenbraue. »Sehr gut. Ich bin froh, dass du Zahlen kennst.« Sie deutete auf einen großen getöpferten Krug, der in der Nähe der geöffneten Zeltklappe stand. »Nun, kannst du diese Flasche Rosinenwein zu Bostar bringen und ihm sagen, dass es von seiner guten Freundin Yzebel im Tausch für sechse Laibe seines frischesten Brots ist?«

      »Ja.« Ich war begierig darauf auf jegliche Weise zu helfen, die ich konnte. »Wo ist Bostar?«

      »Das Zelt des Bäckers ist nur einen Pfeilflug von hier entfernt.« Sie deutete nach Osten. »Diese Richtung. Du wirst das Brot riechen, wenn du näherkommst.« Sie zögerte, bevor sie fortfuhr. »Sei vorsichtig mit dem Krug. Ich will nicht, dass du auch nur einen einzelnen Tropfen verschüttest. Dieser Wein ist kostbar. Verstehst du …?« Sie vergaß offenbar, dass ich keinen Namen hatte.

      »Obolus«, sagte ich.

      Yzebels Augen wurden groß. Vielleicht verstand sie das Wort nicht. »Hast du Obolus gesagt? Er ist der große Elefant.«

      »Das ist der Name, den ich für mich will.«

      Jabnet lachte hinter mir und ich begriff, dass er alles gehört hatte.

      »Sie ist zum Teil Elefant«, sagte er. »Ich wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Wahrscheinlich ist ihr Vater ein Elefant und ihre Mutter –«

      Yzebels vernichtender Blick brachte ihn zum Schweigen. Er ging dazu zurück die Lampen mit Olivenöl zu füllen und sie mit frischen Baumwolldochten auszustatten.

      »Du darfst jeden Namen wählen, den du willst«, sagte sie. »Aber denkst du, dass der Name eines Elefanten ein guter Name für dich ist?«

      »Ja.«

      Ich hob den schweren Krug auf und ging, um Bostar zu suchen.

      Kapitel Drei

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      Ein weicher Holzstopfen, an Ort und Stelle gedrückt und mit einem Stück Baumwollstoff fest versiegelt, verpropfte den Ausguss von Yzebels Weinkrug. Ich drückte die schwere Flasche an mich, legte beide Hände unter die Unterseite.

      Die ganzen Pfade entlang zu Bostars Zelt zog eine Vielfalt an Aktivitäten meine Aufmerksamkeit auf sich: Ein Schmied formte ein Stück schwarzen Metalls in eine Klinge; ein Gerber punzte eine Schlachtfeldaufmachung auf einen ledernen Brustharnisch; und ein Töpfer bearbeitete einen Klumpen Lehm zu einer großen Amphore.

      Ein Sklavenmädchen, etwa in meinem Alter oder ein wenig jünger, stand vor einem schwarzen Zelt, benutzte eine Spinnvorrichtung, um aus Baumwolle Garn zu machen. Ein Zeichen des Besitzers war auf der Seite ihres Gesichts eingebrannt. Sie lächelte und sagte etwas, aber ich verstand ihre Worte nicht.

      »Ich muss gehen und Bostar den Bäcker suchen, aber das nächste Mal werde ich anhalten, um zu reden.«

      Sie


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