Das Baustellenhandbuch für die Ausführung nach EnEV 2014. H Uske

Das Baustellenhandbuch für die Ausführung nach EnEV 2014 - H Uske


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vereinfachte Nachweisverfahren mittels Sonneneintragskennwert S ist für Fenster mit einem Rahmenanteil von 30 % abgeleitet worden. Es kann aber auch bei Fenstern mit einem Rahmenanteil ungleich 30 % angewandt werden. Ist der Rahmenanteil genauer zu berücksichtigen, ist die thermische Gebäudesimulation mit den entsprechenden Randbedingungen durchzuführen.

      Bestimmt werden die Fensterflächen AW durch das lichte Rohbaumaß der Fensteröffnung zuzüglich der Einbaufuge. Der Putz oder evtl. vorhandene Bekleidungen, wie Gipskarton, Holzpanelle, usw., bleiben unberücksichtigt.

      

       Opake Bauteile im Fensterelement

      Sind in den Fenstern opake Bauteile eingebaut, wie Paneele, Vorbaukästen usw., sind nur die verglasten Teile der Fenster im Nachweis zu berücksichtigen. Die Rahmen zwischen der verglasten und opaken Fläche des Fensters werden dem verglasten Teil zugeschlagen und bei der Berechnung mit angesetzt.

      Bei Dachflächenfenstern gilt das Außenmaß des Blendrahmens als lichtes Rohbaumaß.

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      Bild 5: Fensteröffnung – Ermittlung des lichten Rohbaumaßes 38

      Beim Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes darf der vorhandene Sonneneintragskennwert Svorh den zulässigen Sonneneintragskennwert Szul nach DIN 4108-2 nicht überschreiten.

SvorhSzul
Szul=∑ Sx
Sx=anteiliger Sonneneintragskennwert nach Tab. 8 der DIN 4108-2

      Nachfolgende Faktoren sind für den Sonneneintragskennwert Szul ausschlaggebend:

      • die Klimaregion, in der sich das Gebäude befindet bzw. erstellt wird

      • die Speicherfähigkeit Cwirk der Innenbauteile (Bauart)

      • die Lüftung, insbesondere in der zweiten Nachthälfte

      • Grundflächenbezogener Fensterflächenanteil fWG

      • der Gesamtenergiedurchlassgrad g der Sonnenschutzverglasung

      • die Neigung und Orientierung der Fenster.

      • Einsatz passive Kühlung

       Sonneneintragskennwert S

      Der Sonneneintragskennwert S wird aufgrund der baulichen Gegebenheiten ermittelt. Nachfolgende Faktoren werden für die Berechnung herangezogen:

      • Gesamtenergiedurchlassgrad g der Verglasung

      • Wirksamkeit der Sonnenschutzvorrichtung

      • Verhältnis fWG der Fensterfläche AW zur Nettogrundfläche AG

Svorh=(ΣAW,j · gtot,j) / AG, wobei gtot = g · FC
AW,j=solarwirksame Fensterfläche des Raumes, Fensterfläche des j-ten Fensters in m2
gtot,j=Gesamtenergiedurchlassgrad des Glases einschl. Sonnenschutz
AG=Nettogrundfläche des kritischen Raumes in m2
g=Gesamtenergiedurchlassgrad des Glases einschl. Sonnenschutz
Fc=Abminderungsfaktor für die Sonnenschutzvorrichtung

      Sind für Glasflächen bauliche Verschattungen zu berücksichtigen kann gtot nach DIN V 18599-2 mit dem FS-Faktor modifiziert werden

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      a) Die Sonnenschutzvorrichtung muss fest installiert sein. Übliche dekorative Vorhänge gelten nicht als Sonnenschutzvorrichtung.

      b) Für innen und zwischen den Scheiben liegende Sonnenschutzvorrichtungen ist eine genaue Ermittlung zu empfehlen, da sich erheblich günstigere Werte ergeben können.

      c) Hoch reflektierende Oberflächen mit geringer Transparenz dagegen sind Sonnenschutzvorrichtungen mit einer Transparenz ≤ 10 % und einer Reflexion ≥ 60 %.

      d) Eine Transparenz der Sonnenschutzvorrichtungen unter 15 % gilt als gering.

      e) Es muss näherungsweise sichergestellt sein, dass keine direkte Besonnung des Fensters erfolgt. Dies ist der Fall, wenn

      • bei Südorientierung der Abdeckwinkel β ≥ 50° ist,

      • bei Ost- oder Westorientierung der Abdeckwinkel entweder β ≥ 85° oder γ ≥ 115° ist.

      Zu den jeweiligen Orientierungen gehören Winkelbereiche von ± 22°. Bei Zwischenorientierungen ist der Abdeckwinkel β ≥ 80° erforderlich.

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       Bild 6: Vertikalschnitt und Horizontalschnitt durch Fassade

      Der FC-Wert darf auch für beschattete Teilflächen des Fensters angesetzt werden. Dann darf jedoch FS nach DIN V 18599-2 nicht angesetzt werden.

      

       Bauart des Gebäudes

      Ob ein Gebäude als leicht, mittel oder schwer eingestuft wird hängt vom Gewicht der Innenbauteile ab. Das Gesamtgewicht der Innenbauteile wird dann bezogen auf die dazugehörige Fassadenfläche.

      Für einen genauen Nachweis kann die wirksame Wärmespeicherkapazität Cwirk nach DIN EN ISO 13786 für einen Tag berechnet werden. Es ist dann folgende Einstufung vorzunehmen.

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      Als leichte Gebäude gelten auch:

      • Gebäude in Holzbauweise ohne massive Innenbauteile

      • Gebäude mit abgehängten Decken und überwiegend leichten Innenwänden

      • Gebäude mit hohen Räumen

      Vereinfachend kann von einer mittleren Bauart ausgegangen werden, wenn im Gebäude

      • Stahlbetondecken vorhanden sind,

      • die Innen- und Außenbauteile eine mittlere Rohdichte von ≥ 600 kg/m3 aufweisen,

      • keine innenliegende Wärmedämmung an Außenwänden aufgebracht wurde,

      • keine abgehängte Decke vorhanden ist,

      • die Räume nicht höher als 4,50 m sind

      Von einer schweren Bauart kann ausgegangen werden, wenn im Gebäude

      • Stahlbetondecken vorhanden sind,

      • die Innen- und Außenbauteile eine mittlere Rohdichte von ≥ 1600 kg/m3 aufweisen,

      • keine innenliegende Wärmedämmung an Außenwänden aufgebracht wurde,

      • keine abgehängte Decke vorhanden ist,

      • die Räume nicht höher als 4,50 m sind

       Nachtlüftung S1

      Durch die Nachtlüftung kühlen Räume während der Nacht, gerade in der zweite Hälfte ab und können dann tagsüber mehr Wärme aufnehmen. Fenster, die geöffnet werden können, sollten entsprechend vorhanden


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