Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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zu logistischen Problemen, und Mose hatte nach Num 11,12f. Gott vorgerechnet, dass alle Fische des Meeres nicht genug wären, um dieses Volk von 600.000 Menschen einen Monat zu ernähren. Bereits diese Dimension macht klar, dass die Erzählungen von der Wüstenwanderung keine historischen Tatsachenberichte sein können.

      Doch es gibt natürliche Phänomene, die eine unvorhergesehene Ernährung in der Wüste möglich erscheinen lassen, und die die Vorstellung vom biblischen Wunder mitgeprägt haben dürften. Das betrifft zunächst die Wachteln, die nach Ex 16,13 und Num 11,31f. den Israeliten als fleischliche Nahrung dienten. In der Tat überqueren zweimal im Jahr Wachteln die Region und können, insbesondere, wenn sie von ungünstigen Winden abgetrieben werden, dort relativ leicht gefangen werden (RIEDE 2010). Das kann als Wunder erlebt werden, es wird in der Erzählung aber ins schier Unermessliche gesteigert: Bis zu einer Tagereise weit rings um das Lager sollen die Wachteln meterhoch („etwa zwei Ellen“) gelegen haben (Num 11,31).

      Nach den Erzählungen in Ex 16 und Num 11 diente den Israeliten während der Wüstenwanderung das „Manna“ (hebr. mān) als Grundnahrungsmittel. In den Psalmen als „Himmelskorn“ bzw. „Himmelsbrot“ (Ps 78,24; 105,40) besungen, galt es nach Dtn 8,3 als Zeichen dafür, dass der Mensch nicht vom Brot allein, sondern von all dem lebt, was aus dem Mund JHWHs hervorgehe. Aber auch hier hat wahrscheinlich ein bemerkenswertes natürliches Phänomen die Darstellung beeinflusst.

      Das Manna, das laut der erzählten Etymologie seinen Namen der „Was ist das?“-Frage der Israeliten verdanken soll (Ex 16,15.31), wird recht detailliert beschrieben: „feinkörnig, wie Reif auf der Erde liegend“ (Ex 16,14), „weiß, wie Koriandersamen“ und „süß wie Honig“ (Ex 16,31), zudem vom „Aussehen wie Bedolachharz“ (Num 11,7). Nach Num 11,8 konnte man es mahlen oder zerstampfen, kochen und Fladen daraus machen, die wie Ölkuchen schmeckten. Nach Ex 16,20f. musste das Manna morgens gesammelt werden, bevor es in der Sonne schmolz, und wenn man es über Nacht aufbewahrte, fanden sich darin Würmer, und es stank.

      Bereits Flavius Josephus und frühe Pilger verbanden das Manna mit einer natürlichen Erscheinung auf der Sinaihalbinsel, die von modernen Forschern bestätigt werden konnte: Bestimmte Schildläuse, die die sogenannte Manna-Tamariske besiedeln, scheiden als Nebenprodukt ihres Stoffwechsels kleine weißgelbe Kügelchen aus, die in der Sonne schmelzen, aber am Morgen aufgesammelt und zum Süßen verwendet werden können (FELIKS 1964; MAIBERGER 1983). So ist es auch hier letztlich die Menge, die das Wunder ausmacht: Jeder sammelt täglich einen ganzen Krug für sich. Gesteigert wird das Wunder noch durch den Sabbatrhythmus: Am sechsten Tag gibt es die doppelte Menge, am siebenten Tag gar nichts, und ebenso bemerkenswert ist, dass das vom sechsten zum siebenten Tag aufbewahrte Manna nicht verdarb, ein Phänomen, das wohl auch für den Inhalt des zum Andenken bei der Bundeslade deponierten Mannakruges gelten soll (Ex 16).

      Die natürlichen Phänomene, die die Schilderung des Wachtel- und Mannawunders beeinflusst haben, lassen diese Ernährungswunder als Sonderfälle des allgemeinen Wunders der Ernährung erscheinen. Gott ernährt sein → Volk in der Wüste nicht gegen die Natur, sondern mit ihr: Das Manna ist ebenso leicht verderblich wie andere Lebensmittel; die Wachteln wurden nicht eigens erschaffen, sondern vom Wind herbeigetragen. Der sein Volk in der Wüste ernährende Gott Israels erscheint gerade dadurch selbst als Herr der Schöpfung.

      Mose, dem in Ägypten große Wunder zugeschrieben werden, und der das Wasser aus dem Felsen sprudeln lässt (Num 20,11), wird für die wundersame Speisung „nur“ als Vermittler gebraucht, der die Not des Volkes vor Gott bringt und dem Volk den Umgang mit dem Manna erklärt.

      3 Elija

      Wenn es um wundersame Ernährung geht, sind Elija und Elischa dem Mose überlegen. Eine dreijährige Dürreperiode bildet den erzählerischen Rahmen von Elijas erstem Auftreten bis zur dramatischen Entscheidung zwischen JHWH und Baal (1 Kön 17f.). Während Mose die Not des Volkes in der Wüste lindern will, ist Elija derjenige, der die Hungersnot herbeiführt (1 Kön 18,1; vgl. Sir 48,2). Elija selbst wird auf Gottes Geheiß hin durch Raben ernährt, die ihn in seinem Versteck am Bach Kerit mit Brot und Fleisch versorgen (→ Tier). Die Anspielung hier auf Mose und die Israeliten in der Wüste ist in der griechischen Textfassung am deutlichsten, in der die Raben ihm morgens nur Brot (vgl. das Manna) und abends nur Fleisch (vgl. die Wachteln) bringen. Nicht weniger märchenhaft ist, wie Elija danach sogar im Ausland, im phönizischen Sarepta, auf wundersame Weise ernährt wird: Im Haus einer armen Witwe werden auf ein Wort Elijas hin Mehl und Öl nie alle, sodass ihr ganzes Haus und er selbst sich gut davon ernähren können. Als er sich später auf den Weg zum Gottesberg macht, bringt ein Engel ihm Nahrung, um ihn für den 40-Tage-Weg zu stärken (1 Kön 19,5–8).

      4 Elischa

      Elischa, der Nachfolger Elijas, erweist sich mit seinen Speisungswundern diesem als ebenbürtig. Auch er vermehrt das Öl einer notleidenden Witwe (2 Kön 4,1–7). Seine Brotvermehrung (2 Kön 4,42–44) diente den neutestamentlichen Autoren als Muster für die Erzählung von den Speisungswundern Jesu (Mk 6,37–44; 8,1–9), wobei bei diesen vor allem die Quantität gesteigert wird: Es gibt noch weniger Brot für noch mehr Menschen, und es bleibt, nachdem alle satt geworden sind, mehr übrig, als anfangs dagewesen war. Elischa ist auch, wie Mose, nicht nur in der Lage, für gesundes Quellwasser zu sorgen (2 Kön 2,19–22; vgl. Ex 15,25), sondern er vermag zudem auf magische Weise tödliche Speise wieder genießbar zu machen (2 Kön 4,38–41). Elischa ist es auch, der die wundersame Linderung der Hungersnot im belagerten Samaria voraussagt (1 Kön 7; → Zahl).

      5 Das Wort Gottes als die wundersamste Ernährung im Dtn

      In deutlichem Gegensatz zu den detailliert erzählten Speisungsmirakeln Elijas und Elischas wird das Motiv der wundersamen Ernährung im Deuteronomium metaphorisch ausgedeutet. Das Manna, das „Himmelsbrot“, wird nicht nur einzelnen Gottesmännern, sondern dem ganzen Volk zuteil, das so die lebenspendende Kraft des Gotteswortes erfährt (Dtn 8,3). Es liegt auf derselben Linie, dass nur das Wort Gottes selbst noch wertvoller sein kann als das Brot (Am 8,11; Jes 55,1–3.10–13).

      6 Ezechiel

      Ezechiel soll das Wort Gottes, das er zu verkünden hat, buchstäblich essen: Anstelle der bloßen Berührung des Mundes (Jes 6,7; Jer 1,9) wird Ezechiel im Zusammenhang seiner Berufung aufgefordert, eine mit Klagen beschriebene Buchrolle zu essen, die auf wundersame Weise süß wie Honig schmeckt (Ez 2,8–3,3; vgl. Ps 19,10–12; Spr 24,13f.). Auch die Reinheit der täglichen Ernährung erscheint bei Ezechiel mehrfach als Kennzeichen des Gehorsams gegenüber Gottes Gebot (Ez 4,12–15; 33,25).

      7 Daniel

      Im hebräisch-aramäischen Danielbuch spielt das Motiv der außergewöhnlichen Ernährung von Anfang an eine zentrale Rolle. Nicht die Speise und der Wein des Königs, sondern rein vegetarische Speise und Wasser machen Daniel und seine Freunde kräftig und weise (Dan 1,12–16). Die Einhaltung der jüdischen Speisegebote wird hier als Wunder wirkende Diät beschrieben. Selbst Nebukadnezzar kommt zur Gotteserkenntnis, nachdem er sich, aus der Gemeinschaft der Menschen verstoßen, wie ein Ochse nur von Gras ernähren musste (Dan 4). Im krassen Gegensatz dazu steht Belschazzars opulentes Gastmahl, bei dem die Jerusalemer Tempelgeräte entweiht werden (Dan 5). Ein gezieltes Komplott führt schließlich dazu, dass Daniel, weil er laut zu Gott gebetet hat, den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden soll (Dan 6). Das Wundersame daran ist nun aber, dass die Löwen Daniel gerade nicht fressen. Sie sind aber nicht mit den vegetarischen Löwen im paradiesischen Tierfrieden von Jes 11,6–8; 65,25 zu verwechseln, denn sie fressen diejenigen, die nach Daniel in die Grube geworfen werden, sofort (Dan 6,25).

      Die Ernährungs-Motivik weiterführend, kreist das erst in der griechischen Fassung belegte Stück „Bel und der Drache“ (Stücke zu Daniel 2, Dan 14 in der Septuaginta) ganz und gar um das Motiv der wundersamen Ernährung, und zwar in mehrfacher Wendung: Eine Statue des Bel muss angeblich – in diametralem Gegensatz zu dem Nahrung spendenden Gott Israels – täglich mit Unmengen von Brot, Fleisch


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