Elias wehrt sich. Helena Beuchert

Elias wehrt sich - Helena Beuchert


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sich klein – winzig klein. Am liebsten würde er sich irgendwo verkriechen und nie mehr nach draußen gehen. Vor allem nie mehr in die Schule.

      Zum Glück ist erst einmal Wochenende. Da kann er sich mit Hausaufgaben herausreden und im Zimmer bleiben.

      Aber am Montag …?

      »Soll ich Mama und Papa einweihen? Soll ich ihnen von Max erzählen?« Elias spricht leise vor sich hin. »Vielleicht gehen die gleich zu seiner Familie und beschweren sich. Aber die kennen Max nicht – wenn der mich wieder erwischt, wird alles nur noch schlimmer.« Wie schade, dass ich keinen älteren Bruder habe, denkt er. Mit dem könnte ich Max drohen. Vor starken Leuten kuscht er.

      Das hat Elias beobachtet, als am Mittwoch Viertklässler in den Pausenhof kamen. Da zog Max sich hinter das Klettergerüst zurück, als wolle er nicht gesehen werden.

      Oder soll ich es so machen wie Katarina und Fatima? Die fassen sich an den Händen und laufen laut schreiend davon, wenn Max sie ärgert. Der grinst dann ganz unverschämt oder pfeift, als wäre nichts.

      Jetzt ist ihm schon wieder übel, dabei hat er gar nichts gegessen.

      Die Mutter balanciert ein Tablett ins Zimmer und stellt Kekse und Kakao auf den Schreibtisch. »Willst du eine Pause machen?«, fragt sie liebevoll und legt ihm den Arm um die Schultern.

      Da kann Elias seinen Kummer nicht mehr zurückhalten. Er weint und weint … »Der, der … Max hat mich festgehalten und … und … mir die Gummibärchen und und … das Geld gestohlen.« Endlich dringt es aus ihm heraus.

      Mama streicht ihm über die Haare und lässt ihn weinen, bis keine Tränen mehr kommen.

      Doch dann fängt sie an zu schimpfen: »Oh, ist der Max gemein! Ist der fies! Ist der ein jämmerlicher Feigling! Wir werden uns was einfallen lassen, das verspreche ich dir!«

      Elias schluchzt noch ein wenig in sich hinein, dann fallen ihm die Augen zu.

      Als Elias gegen Abend aufwacht, sitzt sein Vater am Bett.

      Elisas versucht, ihn anzulächeln. »Weißt du schon das von Max?«

      Papa nickt. »Wir haben das ganze Wochenende Zeit, Elias, da können wir uns eine gute Strategie überlegen, ja?«

      Dieser seufzt laut auf: »Aber geht bitte nicht zu seinen Eltern, sonst wird alles nur noch schlimmer.«

      Der Vater nickt. »Versprochen!«

      Dann schlagen sie mit den Händen ein.

      Elias muss wieder laut seufzen.

      Beim Abendessen weiß hinterher keiner mehr, was sie gegessen haben. Alle ihre Gedanken kreisen um die Frage: Wie kann sich Elias nur gegen Max wehren? Ihnen muss doch eine Idee einfallen.

      Mama holt das neue UNO-Spiel aus dem Schrank, während die Kinder den Tisch abräumen. »Wir brauchen dringend was Entspannendes!«, ruft sie fröhlich in die Runde.

      Und wirklich, beim Spielen vergessen alle den hässlichen Vorfall.

       Ideen suchen

      In der Nacht träumt Elias: Er ist hinter der Hecke versteckt, die den Schulhof umrandet. Da kommen Jungen mit langen, blitzenden Messern. Max ist auch dabei. Die Jungen planen einen Überfall und tuscheln miteinander. Er räuspert sich, ohne es zu wollen. Jetzt sucht ihn die Bande hinter den Büschen.

      »Still, Kind, ist doch alles gut!« Mama streicht Elias über die Stirn. Er hat im Traum laut geschrien – das hat sie gehört. Lange bleibt sie bei ihm sitzen.

      Elias nimmt Mamas Hand und schnuppert daran – sie riecht so gut nach Mama.

      Auch am nächsten Tag sind alle ganz geknickt und denken wieder an den Überfall.

      Hannah schaut beim Frühstück von einem zum anderen: »Wenn mich in der Kita jemand ärgert, dann sag ich es Frau Mai, und die schimpft dann«, sagt sie in die Stille hinein.

      Die Mama wuschelt ihr den Kopf und antwortet: »Du hast recht, mein Schatz. Elias könnte auch seine Lehrerin ansprechen und ihr von dem Überfall erzählen. Magst du das machen?«, wendet sie sich daraufhin an Elias.

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      »Ich weiß nicht …«, murmelt dieser, »die Jungen sagen jetzt schon ›Mädchen‹ zu mir, und dann bin ich auch noch die ›Petze‹!«

      Da seufzt auch Papa laut auf.

      »Oder kannst du nicht einfach über ihn hinwegschauen, als wäre er Luft?«, fragt Mama. »Vielleicht ärgert ihn das?«

      Elias muss grinsen: »Schön wär’s. Für Max zählen nur die Jungen, die Fußball spielen.«

      »Und die, die Süßigkeiten und Geld in ihrer Schultasche haben«, ergänzt Papa.

      »Vielleicht sollte ich ihm ein große Tüte Gummibärchen kaufen, sie vor ihn auf den Tisch knallen und ganz laut sagen, dass es alle hören: Hier, damit du sie nicht wieder bei mir klauen musst!« Elias Augen leuchten.

      »Das wäre sehr mutig«, bestätigt Papa anerkennend, »aber viel verlangt für den Anfang.«

      Da die Eltern am Nachmittag einkaufen müssen, lässt Elias Hannah bei seinen Ninjago-Kämpfen mitspielen. Sie muss Nya sein, die von dem bösen Lord Garmadon eingesperrt worden war. Ihr Bruder, der starke Schmied Kai, will sie befreien und übt fliegende Fußtritte. Dabei klopft Elias mit seinem Ninja-Kämpfer Kai gegen alles, was ihm in den Weg kommt.

      Als die Eltern mit den Einkäufen zurückkommen, läuft Hannah schnell zu ihnen und hilft beim Auspacken.

      »Ich habe mir überlegt, ob ich mit dir zur Polizei gehen sollte, um den Vorfall anzuzeigen«, sagt Papa sehr ernst, als er später mit Elias das Trampolin im Garten aufbaut.

      Elias denkt nach. »Kommt dann die Polizei in die Schule und verhört uns?«

      »Vermutlich ja!«

      »Dann will ich es nicht!«, sagt Elias bestimmt. Er kann es nicht erklären, aber es ist ihm einfach zu viel. Er beginnt zu zittern, als ständen die Polizisten schon direkt vor ihm.

      Der Vater nickt. »Wir können es im Hinterkopf behalten!«

      Da hat Elias plötzlich eine Idee: »Ich könnte doch auf einen Zettel schreiben: Wenn du mich noch einmal überfällst, gehe ich zur Polizei! Den knalle ich ihm am Montagmorgen auf den Tisch. Beim Reden habe ich Angst, dass ich was Falsches sage und alle lachen.«

      Der Vater hält beim Arbeiten inne und schaut seinem Sohn fest in die Augen: »Das ist es! Du hast die Lösung!«

      Elias rennt ins Haus und drückt sich an Mama: »Ich hab die Lösung!«, ruft er und tanzt mit ihr herum.

      Nach dem Abendessen setzt sich Elias an seinen Schreibtisch und holt ein sauberes Blatt aus der Schublade. Mit einem dicken schwarzen Filzstift schreibt er in Großbuchstaben:

      LASS MICH IN RUHE! SONST GEHE ICH ZUR POLIZEI!

      Als er es den Eltern zeigt, nicken diese ihm anerkennend zu.

      In dieser Nacht schläft Elias sehr unruhig. Die Mutter muss oft an sein Bett kommen, weil er laut stöhnt. Mit dunklen Augenringen macht er sich am Montagmorgen auf den Weg zur Schule.

       Eine Mutprobe

      Heute kommt Elias der Weg zur Schule weit vor. Er findet auch keine neuen Schätze am Gehsteig, obwohl er genau schaut, um sich abzulenken. Gut, dass er sich nicht vorgenommen hat, Max zu sagen, was er von ihm hält, denn seine Stimme krächzt, als er »Hallo« zu Robin sagt. Er presst die Lippen zusammen und geht zu Max’ Tisch.

      Der sitzt rücklings auf dem Stuhl und erzählt den anderen Jungen vom Fußball: »Diese


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