Das Astrologie-Handbuch. Akron Frey
SONNE IN HAUS 8
Der Magier/Das Opfertrauma
Wirf das lodernde Fleisch deiner brennenden Lust in die entzündete Glut, denn das 8. Haus steht für Gottes Fluch über Adam, Eva und die Schlange (viele sehen in der Schlange die wahre Herrin, die den Menschen zur Erkenntnis ihres Egos verhalf), die Sünde der Fortpflanzung (die geopferte Schlange), den blanken Zynismus der Inquisition, die das Böse im Namen des Guten verbrennt, für Magie und andere Formen von sexueller Energie (seelische Dominanz, körperliche Übergriffe) sowie die Hingabe an den Teufel selbst (Du-Fixierung). Indem du deinen eigenen Untergang herbeisehnst, suchst du den teuflischen Gott oder die würgende Schlange, kurz: den dunklen Schatten deiner eigenen Seele, der dein Opfer annimmt. Doch mit Sonne in Haus 8 bist du dein eigener Opfergott, der sich in der eigenen Vernichtung erlöst. Deshalb kann diese Konstellation auch als Erfüllung unbewußt negativer Wünsche gedeutet werden, die aus der spontanen inneren Angst entstehen, Tabus zu durchbrechen, alte Lebensstrukturen zu zerstören und über sich selbst hinauszuwachsen, um das Mysterium des Lebens zu ergründen und die Schöpfungsmuster zu erkennen. Denn so schrecklich Zerstörung auch sein mag, sie ist nie sinnlos, da sie immer der Folgerichtigkeit eines Prozesses entspricht, der letztlich zu einem neuen Aufbau auf festeren Strukturen führt. In diesem Sinn wird dein Weg ins Licht beständig von der Omnipotenz deiner Gefühle überlagert.
Symptome | Höllentrauma, Exodus, Hang zu Gewalttaten gegen sich und andere; aus deren Verdrängung Zellwucherungen (Geschwulste), Einengungsgefühle (Herzsymptome) und Depressionen |
Ritual | der Gang in die Unterwelt (vorstellungsbedingte Nachtod-Erfahrungen) sowie symbolische Opferrituale |
Archetyp | Pythia, die Seherin Kassandra (Kassandrarufe) oder Hades, der Höllenfürst |
Analogie | Orpheus in der Unterwelt; die Hexen in “Macbeth” |
Kraftort | Tropfsteinhöhlen, unterirdische Seen |
Kultstätte | “Glühwürmchengrotte” von Waitomo (Neuseeland) |
Kraftfarbe | von Schwarz über Rot ins leuchtende Gold |
Kraftstein | schwarzer Opal |
Duftessenz | Pfeffer-Weihrauch-Mischung |
SONNE IN HAUS 9
Der Tempel der Vorstellung
Hier finden wir die Bundeslade, die Abendmahlsschale, die Erleuchtung durch universale Erkenntnisse oder den ritualisierten Zugang zu höheren Mysterien, denn das 9. Haus ist das Haus des Glaubens, der Tradition und der Moral, kurz: das materielle Dach über dem spirituellen Tempel der Wahrheit. Diese Wahrheit suchst du aber nicht dort, wo sie ist, sondern dort, wo du sie vermutest; dabei vermutest du sie dort, wo du gelernt hast, sie zu vermuten, nämlich dort, wo du sie suchst. Und weil du sie immer dort findest, wo du sie suchst, suchst du sie immer dort, wo du sie vermutest, und damit findest du immer das, was du vermutest: nämlich die anerzogene religiöse Erkenntnis nach den Mustern der überlieferten kollektiven Vorstellung! Deshalb kommt der Mensch auch nie über seine Himmelreiche im Schrebergartenformat hinaus, aber wenn er das erkennt, erkennt er – und das wäre Erkenntnis! Denn Sonne in Haus 9 zeigt einen inneren Drang, die Umwelt geistig zu erziehen und zur “wahren” Erkenntnis hin zu dirigieren. Das führt zu einem Streben nach verstandesmäßiger Ausweitung, denn dieser Aspekt verkörpert intellektuelles Sehnen mit einer Vision von Zukunft, die das Ideal einer weltumspannenden Perspektive schon in sich trägt, und das wiederum entspricht der Fähigkeit des schöpferischen Geistes, sich den Flammen seines eigenen Erkennens zuzuwenden. Doch die Suche nach dem Licht ist wie eine Sucht: Die Droge, die einem dabei im Nacken sitzt, ist der Schatten selbst!
Symptome | aufgeblähtes Ich-Empfinden, Melancholie aus Überfülle (Leberstörungen), Blasphemie, Standesdünkel, Drang nach Macht und Anerkennung |
Ritual | Predigt |
Archetyp | Amfortas, der siechende keltische Gralskönig, der durch Parzival erlöst wird |
Analogie | Abendmahl; Gralsrunde |
Kraftort | vor dem beleuchteten Kirchenfenster in der Nacht |
Kultstätte | Peterskirche und Petersplatz in Rom |
Kraftfarbe | Kardinalsrot, Blauviolett |
Kraftstein | Amethyst |
Duftessenz | Basilikum-Weihrauch-Mischung |
SONNE IN HAUS 10
Der Gipfel des Olymps oder die Günstlinge der Sonne
Das 10. Haus ist die Stätte der Verantwortungs- und Bewußtseinsfähigkeit sowie der Anerkennung und Macht und weist im Zusammenspiel mit deiner Sonne auf die enorme Kraft feuriger Energien hin, auf das Streben nach Verantwortung (direkt hinauf auf den Gipfel), denn hier reflektiert sich dein züngelnder Drang, sich in seiner höchsten Schöpferkraft rücksichtslos zu verwirklichen, was oft gefährlich werden kann, wenn deinen äußeren Zielen ein Inhalt gegenübersteht, der mehr in kompensierenden Imaginationen wurzelt und weniger in der nüchternen Wirklichkeit. Die Verlockung ist groß, Bedeutung auf Kosten persönlicher Gefühle zu erringen, indem du an deinen inneren Bedürfnissen vorbeilebst und ein Opfer der Machtzwänge deiner äußeren Sinnfindungen wirst. Der Wille, der dich leitet, die Welt nach den anerzogenen Mustern von Recht und Ordnung zu gestalten, bringt dich innerlich in eine gewisse Nähe zu den überholten Werten des vergangenen Patriarchats. Diese enge Verbindung mit deinen verinnerlichten Leitbildern ermöglicht es dir, deine innere Leere durch ein typisches Über-Ich-Verhalten und deine seelische Schwäche mit einem fast biblischen Gerechtigkeits- und Strafbedürfnis zu kompensieren. Du möchtest dein soziales Überbild zur Entfaltung bringen und in den Fußstapfen der Gesetze die Höhenspitze erklimmen, um dort das große Weltgericht zu entzünden, das Gott Jahwe alle Ehre macht. Doch es ist die schmerzhafte Schwäre der wundgeschlagenen Welt, hohnlachend den Sphären der Götterdämmerung entsprungen, die nicht im fernen Walhall stattfindet, sondern in der atomar verseuchten Umwelt, im sterbenden Wald,