Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982). Günter Mosler

Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982) - Günter Mosler


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es auch Kollegen, die meinen Ehrgeiz, Mut, Risikobereitschaft hoch schätzen. Sie stellen sachliche Fragen zur Verständigung, zum Zusammenleben und -arbeiten mit Menschen fremder Kulturen, besonders in der Anfangszeit eines Auslandeinsatzes. Meine Erzählungen werden mit Interesse verfolgt, ich muss versprechen, bald einen weiteren Dia-Vortrag zu halten.

      Während des Mittagessens sagt mein Parteisekretär: „Hätte ich gewusst, dass sich dein Einsatz weiter verzögert, dann hätte ich dich zum Kreisparteilehrgang delegiert, du stehst auf der Dringlichkeitsliste.“

      Ich zucke mit den Schultern und will den Spruch meiner Großmutter wiederholen: Der Mensch denkt und Gott lenkt, aber mein Parteisekretär sprach plötzlich einen vorbeigehenden Genossen an.

      Ich werde zum Betriebsdirektor gerufen. Bestimmt geht es darum, in seinem Auftrag eine Baustelle aufzusuchen oder zum Nachauftragnehmer zu fahren. Mein oberster Chef schaut mich lächelnd an und sagt: „Hier ist ein Dienstreiseauftrag, morgen musst du dich beim Ministerium für Bauwesen in der Kaderabteilung melden.“

      Mein Blutdruck und Kreislauf pulsieren immer höher, ein Gedanke löst den anderen ab. Ein neuer Einsatz steht bevor! Aber wo? Syrien, Irak, Kuwait?

      Der Direktor sagt weiter: „Wir werden dich bald verabschieden müssen“, und fragt: „Hast du eine Ahnung, welches Land das sein wird?“

      „Nein“, antworte ich.

      Am nächsten Morgen ziehe ich meinen Ausgangsanzug an und binde die Krawatte um. Helene sucht und findet zwischen Knöpfen und Nadeln mein Parteizeichen. Ich bringe es am Jackenrevers an, aber muss lange überlegen ob links oder rechts. In einer alten Zeitung entdecken wir Erich Honecker mit seinem Parteizeichen auf der Seite des Herzens. Dann frühstücken wir gemeinsam, anschließend bringt mich Helene zum Bahnhof.

      Im Ministerium für Bauwesen werde ich von Helga, der Sekretärin zum Chef der Kaderabteilung, begleitet.

      Nach einer flüchtigen Begrüßung, kommt er sogleich zur Sache: „Genosse, wir brauchen dich dringend in Mosambik! Bist du dazu bereit?“

      Eine neue Situation ist entstanden. Ich überlege kurz und sage: „Für einen weiteren Auslandeinsatz halte ich mich seit März bereit, in Brandenburg-Plaue habe ich meine Englischkenntnisse vertieft. Aber aus der Länderkunde ist mir bekannt, Mosambik war eine portugiesische Kolonie, dort wird Portugiesisch gesprochen.“

      Darauf bemerkt mein Gesprächspartner: „Genosse, das ist zutreffend – und für diesen Einsatz wirst du zum Portugiesisch-Sprachlehrgang delegiert. Mit Helga fährst du zur Schwarzen Pumpe und dort erfahrt ihr alles Weitere. Übrigens: Die Schwarze Pumpe ist der Generalauftragnehmer für das Vorhaben in Mosambik.“

      Danach verabschieden wir uns freundlich.

      Was bauen wir in Mosambik? Nichts Konkretes konnte mir der Kaderchef sagen. Oder wollte er nicht?

      „Wir unterstützen dort den mosambikanischen Bergbau“, war seine kurze Antwort.

      Tief in Gedanken versunken trete ich an meine Rückreise nach Zeitz. Um mich abzulenken, gehe ich zum Mitropa-Wagon, bestelle ein Radeberger Bier und unterhalte mich mit anderen Reisenden im Gang.

      Am Bahnsteig in Zeitz steht Helene mit Buffy. Unterwegs berichte ich über die neue Lage.

      Auch Helene sagt: „Mosambik war doch eine portugiesische Kolonie, dort wird Portugiesisch gesprochen. Heißt das, unser Englischpauken ist für die Katz gewesen?“

      „Mit Englisch kann man sich überall verständigen. Aber du hast recht, in Mosambik wird Portugiesisch gesprochen und ich werde in nächster Zeit zum Sprachlehrgang delegiert“, antworte ich. So richtig können wir uns mit der neuen Lage noch nicht abfinden. In bester Stimmung ist Buffy. Unser kleiner weißer Pudel springt um mich herum, will gekuschelt werden, kommt auf meinen Schoss, wackelt mit der Rute und freut sich.

      „Ob wir Buffy mitnehmen dürfen?“, fragt Helene.

      „Wir werden uns darum bemühen“, antworte ich.

      Im Baubetrieb spricht sich meine Afrika-Delegierung schnell herum. Kollegen stellen Fragen über Fragen, die ich nur oberflächlich beantworten kann. Abwimmeln möchte ich die Kollegen nicht, sonst würde man mich als Hochnäsigen betrachten. In Gruppengesprächen, besonders auf Baustellen, höre ich blöde Bemerkungen. „Da wirst du schwarze Weiber mit hängenden Tüten sehen. ... Diesmal bekommst du harte Währung, da könnt ihr im Intershop einkaufen. ... Du musst gute Beziehungen haben, dich schicken sie ständig ins Ausland, jetzt sogar nach Afrika, dort kommt kein Schwanz von uns hin.“ Einer klagte: „Meine Oma ist vor kurzem verstorben. Mein Alter wollte zu Beerdigung seiner Mutter in den Westen und hat keine Ausreisegenehmigung bekommen. Es war nichts zu machen, obwohl er gute Einschätzungen vom Betrieb und Anglerverein bekam. In Höxter hat die Verwandtschaft auf ihn gewartet, ohne Erfolg, mit fünf Tagen Verspätung und ohne die Anwesenheit meines Vaters, wurde Oma beerdigt.“

      Ein Witzbold schaltet sich ein und fragt: „Uwe, du trauerst doch nicht um deine Oma, nur um die D-Markscheine, die euch beiden durch die Lappen gegangen sind!“

      Heute fahre ich mit Helene mit unserem Wartburg zur „Schwarzen Pumpe“. Eine Genehmigung der Baubetriebsleitung liegt vor. Helga vom Ministerium für Bauwesen ist schon da. In der Kaderabteilung werden wir freundlich begrüßt, Helga stellt mich als erfahrenen Auslandskader für den Einsatz in Mosambik vor. Mein Gesprächspartner ist sehr freundlich, stellt mir Fragen zu meiner Berufsentwicklung, zur Partei- und Organisationszugehörigkeit und zur Familie. Er schaut von Zeit zu Zeit in einen Aktenhefter, lauscht dabei meinen Antworten. Anschließend frage ich beiläufig, ohne meine Neugier zu demonstrieren: „Was baut denn die Schwarze Pumpe in Mosambik und welche Aufgaben habe ich dort zu erfüllen?“

      Darauf antwortet mein Gesprächspartner: „Wir helfen unseren mosambikanischen Freunden bei der Entwicklung des Steinkohlenbergbaus. Es fehlen Bergbauspezialisten vor Ort. Du bist dort als Leiter für den Wohnungs- und Sozialbau vorgesehen. Ein Portugiese ist als Bauabteilungsleiter vor Ort beschäftigt. Nach deiner Ankunft reist er nach Portugal zurück. Für diese Aufgabe musst du einen Portugiesischlehrgang absolvieren. Der findet in der Zeit vom 27.11.1978 bis zum 19.1.1979 in Oppach statt.“

      Der Arbeitseinsatz in Mosambik ist in greifbarer Nähe, vielleicht schon nach dem Sprachlehrgang in Oppach, denke ich. Auf den Baustellen in Zeitz werde ich sofort umringt und mit Fragen belegt. Die Kunde von meiner nächsten Tätigkeit in Afrika kam auch hier längst an.

      Ich denke viel an das weite afrikanische Land Mosambik. Im Grunde genommen freue ich mich, im Wohnungs- und Sozialbau tätig zu werden. Harte Währung bekomme ich auch, Mosambik gehört zum Hartwährungsgebiet. Und die afrikanische Kultur kennenzulernen, reizt mich.

      27.11.1978. Mit der Reichsbahn fahre in Richtung Süd-Ost nach Oppach, nahe der tschechoslowakischen Grenze, im Bezirk Dresden. Meine letzte Etappe muss ich mit dem Bus reisen. An der Bushaltestelle wartet ein Herr mit gleichem Ziel, er muss zum Portugiesischsprachlehrgang nach Oppach. Wir machen uns bekannt. Es ist Dr. Armin Krauße, Bergbauingenieur, und zufällig wohnt sein Bruder auch in Zeitz.

      Am späten Nachmittag sind alle Kursanten angereist. Im Speisesaal treffen wir uns zu Begrüßung. Es sind Mitarbeiter der Schwarzen Pumpe mit Spezialisten für Maschinenbau und Instandhaltung, Elektriker, Laboranten, Ökonomen, dann Mitarbeiter vom VEB Steinkohlenkokereien August Bebel Zwickau und Bergbauspezialisten aus dem ehemaligen Kohlerevier Ölsnitz. Im Saal sehe ich die Familie Ingrid und Peter Höhl, beide wohnen, wie ich, in Zeitz-Ost. Wir freuen uns bei dieser Begegnung. Auch sie wollen portugiesische Sprachkenntnisse erwerben, für Aufgaben in der Hauptstadt von Mosambik. Peter soll von Maputo aus die Steinkohle-Tagebau-Erschließung in Moatize vorbereiten, Ingrid wird als Arzthelferin in der Botschaft arbeiten.

      Der Unterricht beginnt am Montagnachmittag und endet am Freitag zur Mittagszeit. Unterrichtet wird auch am Nachmittag, anschließend folgt Selbststudium. Studenten der Leipziger Universität unterrichten uns. Sie wohnen in Bungalows und stehen uns zur Seite. Das Lernregime ist sehr locker, jeder von uns muss Mosambikaner anleiten können, dazu brauchen wir portugiesische Sprachkenntnisse.

      Wir lernen Redewendungen


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