Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982). Günter Mosler

Als DDR-Auslandskader in Mosambik (1979 – 1982) - Günter Mosler


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menschenleer. Mag sein, dass die Hitze oder Mittagszeit unpassend für Ausgänge sind. Die Neugier treibt uns, Luanda zu erkunden, der angolanische Partner lässt uns allein. Vom tropischen Klima lassen wir uns nicht, noch nicht abschrecken. Schweiß trieft vom Körper, wir nähern uns der Uferallee. Seitwärts des Uferstrandes verkaufen Frischfischhändler ihre Ware. Darunter Schwertfische und sehr lange silberfarbige Seeaale. Der Fischgeruch breitet sich aus. Die Käufer umringen die Händler, feilschen Preise, erzählen und lachen viel dabei.

      Mittlerweile ist Nachmittag geworden. Hungrig, müde und verschwitzt gehen wir zurück ins Hotel, um eine Ruhepause einzulegen.

      Die Unterkünfte im Hotel „Presidente“ sind gut ausgestattet. Wir haben einen herrlichen Ausblick auf den Atlantischen Ozean. Die Verpflegung im Hotelrestaurant ist gut, aber insgesamt für uns kleine DDR-Dienstreisende mit beschränkter finanzieller Ausstattung viel zu teuer.

      Wir sind uns einig mit unseren Dollars sorgsam umzugehen, damit am Ende der Dienstreise für jeden vom Taschengeld was übrig bleibt.

      Im Intershop einkaufen, mit Familie, wird uns gut tun. Wir entscheiden uns für einen Hotelwechsel in das Hotel „Panorama“ auch mit herrlichem Blick zum Atlantischen Ozean. Scherzhaft gesagt mit Blick nach Brasilien.

      Endlich, am Mittwoch den 4. April 1979 kommt es im Hotel „Panorama“, auf Drängen des Delegationsleiters Harri Peter, zum ersten Gespräch zur Durchführung der gemeinsamen Aufgabe. An diesem Gespräch nehmen teil:

      Camarada Continho, andere Abteilungsleiter sowie unsere gesamte Delegation.

      Kinder auf dem Weg zur Schule

      Die angolanische Seite benennt sieben Hotels, Restaurants, Kaufhallen und Produktionsbetriebe für das Gaststättenwesen, die zu besichtigen wären. Camarada Continho wird uns begleiten und zur Seite stehen.

      Wir besichtigten:

       Das Hotel „Costa do Sol“ mit 78 Betten liegt am Stadtrand von Luanda, direkt am Atlantischen Ozean. Es wurde Anfang der 60-er Jahre erbaut.

       Das Hotel „Continental“ mit 121 Betten es liegt im Stadtinneren von Luanda.

       Das Hotel „Kate Karo“ – Residencial mit 82 Betten ist im Stadtinneren, es wurde in den 40-er Jahren erbaut.

       Das Hotel „Satelite“ mit 108 Betten, im Ort Viana, ist etwa 20 km von Luanda entfernt.

       Das Hotel „Ocapi“, früher Don Joao II, mit 150 Betten, liegt im Stadtinneren von Luanda.

      Am Sonnabend, dem 7. April am Vormittag, kommt es im Ministerium für Binnenhandel zu einem Gespräch zwischen dem Camarada Versimo, dem Direktor für Tourismus, Gaststätten und Hotels und unserem Delegationsleiter Harri Peters. Für dieses Gespräch wurden für den Bereich Bauwesen folgende Gesprächsgrundlagen ausgearbeitet:

       Bei der bautechnischen Instandsetzung der zu besichtigenden Hotels wird vorgeschlagen, die angolanischen Camaradas mit einem Bauingenieur/Bau-leiter zur fachlichen und organisatorischen Anleitung zu unterstützen.

       Die Hauptaufgabe für diesen Bauingenieur/Bauleiter wäre der Ausbau des Objektes Hotel „Satelite“ und parallel die Instandsetzung der bestehenden Hotels in der von angolanischen Genossen genannten Reihefolge.

       Die angolanische Seite müsste dazu bereitstellen: komplettes Projekt für das Objekt „Satelite“, wenn vorhanden dann auch Projekte der bestehenden Hotels, Leistungsverzeichnisse für Bauleistungen in den bestehenden Hotels, Baukapazitäten, Baumaterial, Baumaschinen und Geräte.

       Falls die angolanische Camaradas Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Baumaterialien sowie Baumaschinen und Geräte für die Instandsetzung der Hotels haben, müssten sie uns die Wünsche vortragen.

      Am Nachmittag können wir keine weiteren Objektbesichtigungen vornehmen. Genosse Continho hat wichtige Termine, verspricht uns am Sonntag zum Sklavenmuseum zu begleiten. Wir sind in Eile. Unser Rückflug ist für den 11. April geplant und ohne Begleitung besteht keine Objektbesichtigung.

      Jeden Morgen beobachten wir vom Balkon unseres Hotels ein interessantes und seltenes Schauspiel auf der Oberfläche des Atlantischen Ozeans. Ein Schwarm von Delfinen springt im langen Bogen aus dem Wasser und zieht vom Süden in Richtung Norden.

      Den Sonnabend verbringen wir beim Baden und Sonnen am Strand außerhalb von Luanda. Wir sehen afrikanische Rundhütten, beobachten Flora und Fauna. Alles ist interessant, wer kommt schon als DDR-Bürger nach Afrika?

      Am Sonntag, wie versprochen, werden wir zur Besichtigung des Sklavenhandelmuseums abgeholt. Unser Kleinbus steuert aus Luanda heraus, hält vor einer Anhöhe, auf der ein weiß getünchtes einstöckiges Haus steht: das Sklavenhandelmuseum.

      Menschenhandel-Museum in Luanda; ehemalige Anlegestelle zum Verschiffen der Sklaven

      Um dahin zu gelangen, müssen wir viele Stufen hinaufsteigen. Es ist schwülwarm, der Himmel von Wolken überzogen. Langsamen Schrittes erreichen wir das Gebäude und werden vom Mitarbeiter des Museums begrüßt. Die Räume sind klein, an den Wänden präsentiert man erschreckende Zeichnungen und Bilder. Gefesselte Afrikaner auf dem Weg zum Verschiffen, getrieben und geprügelt von Bewachern, Exekutionen von Afrikanern, afrikanische Männer an einer Holzstange vorn und hinten gefesselt, Leichen von Afrikanern auf dem Boden, daneben hochnäsige schwarze und weiße Bewacher, überfüllte Schiffe mit afrikanischen Frauen, Kindern und Männern und verstorbene Afrikaner, die während der Überfahrt in den Ozean geworfen wurden. Wir sehen Werkzeuge, die zum Quälen gefangener Afrikaner dienten. Das Museumsgebäude befindet sich an einer ehemaligen Anlegestelle. Von hier aus wurden zusammengetriebene Afrikaner auf Segelschiffe verladen und über den Atlantischen Ozean, vorwiegend nach Brasilien, transportiert. Aus Übersetzung der Schriften und des Vortrages über den Sklavenhandel kann ich entnehmen, dass die Sklaven einfache Beute waren, sie wurden auf dem Weg oder in ihrer Hütte gefangen genommen und verschleppt, sie waren nicht ausreichend bewaffnet. Oder es waren einfache Menschen die in ethnischen Konflikten oder Kriegen gefangen und an Menschenhändler veräußert wurden.

      Die meisten Schiffe, die für den Sklavenhandel genutzt wurden, befanden sich im Besitz von Europäern, sie wurden von Menschenhändlern gekauft oder gemietet. Ein einziges Schiff konnte bis zu 1000 Gefangene aufnehmen, ein großer Teil, nicht selten die Hälfte, verstarb unterwegs.

      Im Jahr 1807 wurde zu nächst der Sklavenhandel in den englischen Kolonien verboten. Im Jahr 1833 verkündete England, 1848 Frankreich, die völlige Aufhebung der Sklaverei.

      Wir bedanken uns beim Vortragenden, aber auch bei unserer Dolmetscherin Renate Petrahn für das fast einstündige simultane Dolmetschen.

      Den Rest des Sonntages verbringen wir am Strand beim Baden und Sonnen. Dann geht’s zum Abendessen.

      Am Montag, dem 9. April, besichtigen wir das Hotel „Globo“, das mit 94 Betten im Stadtinneren von Luanda steht. Es wurde im Jahr 1951 in traditioneller Bauweise erbaut. Das Objekt verfügt über drei Geschosse und insgesamt 47 Zimmer. Am Nachmittag besichtigen wir mehrere Restaurants, Produktionsbetriebe für das Gaststättenwesen, das Hotel „Tropico“ und eine Kaufhalle, die für das Bauwesen nicht relevant sind.

      Zum ersten Mal sehe ich eine riesige Kaufhalle mit vielen Kassen, eigenem Stromaggregat, der sich bei Stromausfall automatisch einschaltet, um Diebstahl zu verhindern. Die Kaufhalle, für das Publikum geschlossen, ist mit „Intershop“-Waren versorgt – für die Nomenklatur.

      Am Dienstag, dem 10. April, liegt für den Rückflug am nächsten Tag noch keine Okay-Buchung bei Interflug vor. Wir erfahren, dass wir erst am 16. April 1979 mit der Balkan-Airline nach Sofia und von dort weiter nach Berlin-Schönefeld fliegen werden.

      Kinder vor der


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