degenerama. Jek Hyde
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degenerama
von Jek Hyde
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
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Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
„C’est en faisant n’importe quoi qu’on
devient n’importe qui!“
Remi Gaillard
„I’m not a slave to a God that doesn’t exist.
I’m not a slave to a world that doesn’t give a shit.“
Marilyn Manson
„Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“
Sprichwort
Inhaltsverzeichnis
Unser Gesicht …
„Unser Gesicht. Es ist das Erste, was wir morgens im Spiegel sehen, und auch abends begegnet es uns im Spiegel.“
Vor dem Chirurgen, einem dünnen, langen Mann in einem weißen Anzughemd, lagen auf einem mit Folie bespannten Tisch ausgebreitet Skalpelle, Schere, Spatel, Klemmen. All die Werkzeuge, die einem Chirurgen gleich einem Künstler beim Formen des Gesichtes dienen.
Vor Spades Augen flammten Licht und das aufgequollene und verschobene Gesicht von John Merrik auf, gleich einem Bovist, eingezwängt in einen Anzug. Die Stimme des anderen Chirurgen vermischte sich mit den Erinnerungen.
„Das ist John Merrik. Er gilt als der deformierteste und von diesem Leiden gebeuteltste Mensch schlechthin. Nur ein einziger Fehler im Chromosomensatz, nur ein einziger falscher Buchstabe in der genetischen Kette, kann die schlimmsten Verunstaltungen und ärgsten Beeinträchtigungen zur Folge haben. Merrik zum Beispiel konnte sich nur schwer bewegen und um nicht zu ersticken, musste er in der Hocke schlafen. All diese Krankheiten, genauso das Down-Syndrom, gehören der Vergangenheit an. All diese Krankheiten, die Körper und Geist unserer Ungeborenen gefährden, können wir durch die neusten Methoden erkennen und ihnen vorbeugen.“
Fast wie ein Diktator erschien er vor Spade, der noch dieses Ziehen entlang der Ohren spürte. Es war das gleiche Gefühl, das er hatte, als der Chirurg, der einzig einen dünnen Mundschutz und Einweghandschuhe trug, Spades Kopf zur Seite gedreht und einen langen dünnen Schnitt vom Kiefer bis zu den Schläfen, knapp am Ohr vorbei, gezogen hatte. Obwohl Spades Gehirn unter dem LSD-Rausch des Schmerzmittels bereits durch ferne Sphären glitt, konnte er doch sehen, ähnlich einem Wachkomapatienten, der seiner Schlafstarre nicht entkommen kann. Mit einem dünnen, langen Spatel löste der Chirurg die Haut und zog sie mit einer Klemme zurück.
Spade konnte auf diesem schwarzen Lederstuhl, ähnlich einem Zahnarztsessel, zur gefliesten Wand sehen. Alles wirkte so einfach und billig. Die große weiße Leuchte erhellte Spades Fleisch, an das nun bei hochgeklappter Haut zum ersten Mal ein Lichtstrahl drang. Und während der Chirurg mit seinen ruhigen, intelligenten Augen sah, was zu tun war, sah Spade mit den seinen den grauhaarigen Mann mit ebenso grauem gepflegtem Bart am Rednerpult sprechen.