Hoffnung, die uns trägt. Rolf Pöhler

Hoffnung, die uns trägt - Rolf Pöhler


Скачать книгу
Kapitel 27 Endegut,alles gut ................................................................................................ 170

       Kapitel 28 „Siehe, ich macheallesneu!“ .............................................................................. 176

       Nachwort

       „Halte dichin der Mitte!“ ...................................................................................... 182

       Anhänge

       Anhang 1

       28biblische Grundlehren ...................................................................................... 188

       Anhang 2

       Weiterführendes Studienmaterial ........................................................................ 200

       Abkürzungen/ Bildnachweis/ Impressum ............................................................................ 222

       Aktualisierungen und Ergänzungen dieses Buches im Internet:

       

       www.christsein-heute.info/hoffnung

       8

       |

       Hoffnung, die uns trägt

       Unterwegs im Glauben

       Offenheit für neue Erkenntnisse

       M

       it etwa 30 Jahren war er zum Dekan der philosophischen Fakultät – einige

       Jahre später zum Rektor – der ältesten Universität in Mitteleuropa ernannt

       worden, die 1348 von Kaiser Karl IV. in Prag, der Hauptstadt des Heiligen Römi-

      schen Reiches, nach dem Pariser Vorbild gegründet worden war. Daneben übte er

       noch Priestertätigkeiten an der Bethlehem-Kapelle aus, wo er in der tschechischen

       Volkssprache predigte. Die Rede ist von dem böhmischen Reformator Jan Hus (um

       1370-1415), der durch seine Kritik an der verweltlichten Kirche, sein Bekenntnis

       zur Autorität der Bibel und sein Eintreten für die Gewissensfreiheit in Konflikt mit

       der Kirche seiner Zeit geriet.

       Zunächst untersagte man ihm die Ausübung seiner priesterlichen Funktionen,

       später wurde er mit dem Kirchenbann belegt. Schließlich sollte er sich vor dem

       Konstanzer Konzil rechtfertigen. Trotz des Versprechens von König Sigismund auf

       freies Geleit wurde Hus in Konstanz verhaftet, verurteilt und 1415 mitsamt seiner

       Bücher auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Damit endete die Karriere des Prager

       Theologieprofessors, der sich bereits in jungen Jahren eine Regel zu eigen gemacht

       hatte, die ihn später Kopf und Kragen kosten sollte: „Vom Beginn meines Studiums

       an habe ich es mir zum Grundsatz gemacht, dass ich, sobald ich eine richtigere

       Meinung kennenlerne, sofort von meiner weniger richtigen ablasse und beschei-

      den und freudig die besser begründete Ansicht annehme.“ Wer heute das Hus-

      Museum in Konstanz besucht, kann diesen Text als Inschrift am Hus-Haus wieder-

      finden.

       Nicht immer endet die Lebensgeschichte der mutigen Bekenner des Glaubens auf

       dem Scheiterhaufen. Hundert Jahre später entging Martin Luther diesem

       Schicksal, doch die Haltung war dieselbe, die er auf dem Reichstag zu Worms vor

       Kaiser und Fürsten an den Tag legte: „Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift

       oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den

       Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen

       in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es

       offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben.“

       Hoffnung, die uns trägt

       |9

       Präambel

       Jan Hus wurde 1415 mitsamt seiner Bücher in Konstanz auf

       dem Scheiterhaufen verbrannt – vermutlich an dieser Stelle,

       wo heute ein Gedenkstein daran erinnert.

       Im Glauben wachsen

       Was für Päpste und Konzilien zutrifft, gilt auch für theologische Konferenzen und

       kirchliche Synoden: Sie können irren (und sie haben geirrt). Dabei ist das

       Eingeständnis eines Fehlers eigentlich kein Makel. Im Gegenteil: Wer seine Fehler

       erkennt und eingesteht, hat an Einsicht gewonnen und meist eine neue Erkenntnis

       dazu. Deshalb ist dem englischen Dichter und Schriftsteller Alexander Pope zuzustim-

      men, der meinte: „Niemand sollte sich jemals schämen zuzugeben, dass er sich geirrt

       hat; denn das bedeutet nichts anderes, als dass er heute weiser ist als gestern.“

       Der englische Theologe John Henry Newman (1801-1890) – der Aufsehen erregte,

       als er von der anglikanischen zur katholischen Kirche übertrat – drückte eine ähnliche

       Erkenntnis aus: „Leben heißt sich ändern, und vollkommen sein heißt, sich oft geän-

      dert haben.“ Gerade aus christlicher Sicht ist die Bereitschaft zur Veränderung eine

       wichtige Voraussetzung für ein gesundes Wachstum im Glauben. „Wachset in der

       Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus!“ schrieb Petrus an

       die Gläubigen (2 Ptr 3,18 EÜ*), während sich Paulus über die Christen in Thessalonich

       freute, „denn euer Glaube wächst ständig“ (2 Ths 1,3 Hfa). Nur wer sich in seinem

       Denken verändern lässt, kann den Willen Gottes erkennen (Röm 12,2).

       Bereits Jesus hatte seine Jünger darauf hingewiesen, dass es für sie auch später

       noch manches zu lernen geben würde: „Ich hätte euch noch viel mehr zu sagen,

       aber ihr könnt es jetzt noch nicht begreifen. Wenn aber der Geist der Wahrheit


Скачать книгу