Kampf der Welten. Adrian Plass
ab und kamst zu mir in den hinteren Bereich der Bühne. Dein Gesicht war bleich und angespannt von der schieren Leidenschaft des Kommunizierens. Du schieltest beinahe vor Erschöpfung.
»Geh hin und mach was«, keuchtest Du, »ich bin völlig ausgepredigt …«
Ich weiß noch, wie ich zu einem Auftritt bei Lantern Arts reiste und bei meiner Ankunft erfuhr, dass meine Frau Bridget, die dort zu mir stoßen wollte, auf der Autobahn einen schweren Unfall gehabt hatte. Die liebevolle und praktische Anteilnahme, die Jacquie und Du mir an diesem Nerven zermürbenden Abend zeigtet, werde ich nie vergessen.
Und ich erinnere mich, wie ich einmal bei Easter People auf der Bühne in einem kleinen Halbkreis von Leuten saß, die während der Woche etwas beitragen würden. Du batest uns, einer nach dem anderen zu erklären, warum wir gekommen waren. Einer sagte, er sei dort, weil er erleben wolle, wie Jesus erhoben und angebetet würde. Ein anderer sprach davon, er hoffe zu erleben, wie das Reich Gottes zunehme. Der Dritte drückte sein Streben aus, den allmächtigen Gott verherrlicht zu sehen. Und so ging es weiter. Es hörte sich alles sehr beeindruckend an. Ich war als Letzter an der Reihe. Mir wollte nichts Rechtes einfallen. Es war eigentlich nicht mehr viel übrig, was ich noch hätte sagen können. Alle guten Sprüche hatten sich die anderen schon unter den Nagel gerissen.
»Und warum bist du hier, Adrian?«, fragtest Du.
»Wegen des Geldes«, erwiderte ich.
Du tatest so, als wärst Du entsetzt.
»Das will ich doch nicht hoffen!«, riefst Du. »Ich muss nachher mit Marian sprechen. Offenbar zahlen wir euch zu viel.«
Aber Du hast uns nicht zu viel gezahlt, Rob. Du hast uns auch nicht zu wenig gezahlt, aber darum ging es nicht. Keiner von uns hat je wegen des Geldes etwas für Dich getan. Wir haben es getan, weil Du eine der größten Gaben von allen hattest: die Fähigkeit, Menschen zu zeigen, dass Du sie wirklich schätztest. Dazu fallen mir jede Menge Schnappschüsse ein. Winzige Erinnerungen an Gesichter, die aufleuchteten, wenn Du jeden einzelnen Menschen so begrüßtest, als wäre er oder sie die wichtigste Person auf der Welt. Und weißt Du was, Rob? Das war es, was Dinge wie Easter People zu etwas so Besonderem machten. Denn diese Haltung sickerte herab und beeinflusste jeden Aspekt des Festivals. Bei Easter People gab es niemals Christen zweiter Klasse. Was für eine Leistung.
Nun bist Du also losgezogen, um auszukundschaften, ob all das, worüber wir reden, wirklich wahr ist. Wir beide hatten immer vor, mehr Zeit miteinander zu verbringen, nicht wahr, Rob? Hin und wieder einen Abend in einer jener gemütlichen Kneipen in Sussex zu verleben, von denen ich Dir immer erzählt habe. Das wird jetzt warten müssen, aber auf der neuen Erde wird das Bier bestimmt noch besser schmecken. Ich will Dich nicht länger aufhalten. Wahrscheinlich bist Du gerade mitten dabei, Gabriel zu überreden, bei irgendeiner himmlischen Großveranstaltung die Parkplatzorganisationen zu übernehmen. Danke für alles, was Du warst und bist, Rob. Ich werde Dich vermissen. Bis später. Mach’s gut, Kumpel. Alles Liebe, Adrian.
Was für eine Auferstehung?
Der physische Tod von Rob Frost oder irgendjemandem, den wir geliebt haben, kann eine unsäglich schmerzhafte Erfahrung sein. Was wird das für ein herrlicher Tag sein, wenn wir uns wiederbegegnen. Allerdings gibt es mehr als nur eine Art von Tod, und manchmal müssen wir uns entscheiden, ob wir auferstehen wollen oder nicht, und in welchem Sinne.
Ich bin Leuten begegnet, die von der plötzlichen Erkenntnis überfallen wurden, dass eine Ansicht oder ein Standpunkt, an die sie sich mit beiden Händen geklammert hatten, dabei war, ihnen durch die Erfahrung oder die Umstände entrissen zu werden. Das kann ein zermürbender Schock sein. Wie sollen wir mit der Aussicht umgehen, einen Teil von uns selbst zu verlieren, der in wesentlichem Maße die Identität ausmacht, die wir unserer Außen- und Innenwelt präsentierten? Eine entscheidende Frage ist das zum Beispiel für diejenigen, die routinemäßig die Authentizität des Glaubens bestreiten und dann Gott auf so unleugbare Weise begegnen, dass eine radikale Entscheidung getroffen werden muss. Ich denke, es gibt zwei Möglichkeiten, und beide haben mit einer Art Auferstehung zu tun.
Die erste Möglichkeit ist eine Art falscher Auferstehung. Es ist möglich, wegzugehen und Abstand zwischen sich und den Verlust und den Schmerz und das Risiko und die Möglichkeiten des Neuen zu bringen. Das kann man schaffen. Sie brauchen nur die Wahrheit in der tiefsten Grube zu begraben, die in Ihrem Herzen zu finden ist, und den Irrtum, von dem Sie sich bisher genährt haben, einer eiligen Wiederbelebungsmaßnahme zu unterziehen.
Saulus von Tarsus hat es auch einmal so gemacht, nicht wahr? Erinnern Sie sich an sein Zeugnis vor Agrippa in Apostelgeschichte 26? Dort schildert er, wie die Macht Gottes ihn von seinem Pferd stürzte und Jesus die folgenden denkwürdigen Worte sprach: »Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es ist sinnlos, dass du gegen mich ankämpfst.« Saulus hatte schon seit einiger Zeit verleugnet, was in seinem eigenen Herzen vor sich ging, aber an diesem lebensverändernden und weltverändernden Tag legte Gott ihm einen regelrechten Hinterhalt.
Die zweite Möglichkeit besteht darin, sich nach der wahren Auferstehung auszustrecken, diese Änderung anzunehmen, das Risiko einzugehen, sich aufzumachen zum Licht. Dazu gehört eine Art Tod, und möglicherweise ist ein stattlicher Preis dafür zu zahlen. Aber darin stecken auch eine zweite Geburt und die Verheißung geistlicher Authentizität. Lohnt sich das? Ich werde Ihnen Bescheid sagen. Geboren werden tut weh.
Die meisten von uns haben nicht solche dramatischen und unausweichlichen Erfahrungen wie Saulus auf der Straße nach Damaskus. Viele stecken in der Verleugnung fest. Im Folgenden stelle ich Ihnen einen Mann vor, der diese Wahl treffen muss, von der ich gerade geredet habe. Alt oder neu? Falsch oder wahr? Was für eine Auferstehung soll es sein?
Der Mann, der beim letzten Abendmahl den Wein servierte
Ich war bei jenem letzten Abendmahl dabei.
Ich mische mich bei der Arbeit nicht in irgendwelche Dinge ein. Das habe ich noch nie getan. Ist nicht meine Art. Es ist schwierig genug, in einer Welt zu leben, geschweige denn in zwei oder drei, wie manche Idioten es tun. Meine Welt ist zu Hause. Da habe ich genug Probleme, ohne mich mit meinem aufgeblasenen Meister oder seinen gierigen Gästen oder irgendeinem dieser Bauern anzulegen, die ihre Brötchen im selben Haus verdienen wie ich. Wohlgemerkt, das soll nicht heißen, dass ich meinen Job nicht richtig mache. Das tue ich. Ich arbeite hart für meinen Lohn. Ich schiebe die Tische und Stühle hin und her, bediene an den Tischen, räume ab, tue alles, was von mir verlangt wird, solange es sich im Rahmen hält. Aber verlangen Sie nicht von mir, dass ich mich einmische. Regloses Gesicht, kaltes Herz. So bin ich nun einmal.
Vielleicht kündige ich. Gestern Abend, das war schon unheimlich, und auf unheimlich stehe ich nicht.
Also, stellen Sie sich Folgendes vor: Da kommt wieder einmal so ein religiöser Spinner daher und schindet bei meinem leichtgläubigen Meister genug Eindruck, dass er ihm für einen Abend seinen besten Raum überlässt. Da sitzt er nun also wie ein kleiner König, umgeben von dem verrücktesten Haufen durchgeknallter Jünger, den Sie im Leben gesehen haben, und mir fällt die Aufgabe zu, für den Weinnachschub zu sorgen. Kein Problem. Habe ich schon hundertmal gemacht.
Na schön. Ich werde es Ihnen sagen. Ich sage es nur einmal, aber ich werde es Ihnen sagen. Nach dem Essen hält der Rabbi seinen Kelch hoch. Ich fange an, ihn zu füllen. Wein fließt, wie Wein schon immer geflossen ist. In meinem Kopf wird alles dunkel. Schwärze verwandelt sich in ein kräftiges Rot. Das ganze Gebäude zittert. Die Welt reißt sich selbst entzwei. Es kracht, knarrt, donnert, ächzt. Millionen Tonnen Gestein zersplittern, brechen, zerbersten. Ich trudele durchs Chaos und suche nach einem Ort, wo ich landen kann. Eine Explosion des Lichts. Friede. Alles wieder normal. Der Kelch des Rabbis ist gefüllt.
Das war’s. Unheimlich. Ich kündige vielleicht.
2 Gebet
Es gibt wahrscheinlich keine richtigen oder falschen Arten des Betens. Wenn es von Herzen kommt, dann singt es. Allerdings ist es eine traurige Tatsache, dass