50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte. Wolfram Letzner

50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte - Wolfram Letzner


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Forschungen wurde darauf in den Folgejahren ein Teil des Walls rekonstruiert.

      Funde und Befunde

      Als Resultat der Ausgrabungen lässt sich die Geschichte der Anlage vom 7. Jh. bis in das 13. Jh. hinein nachvollziehen. Es zeigte sich, dass es drei Bauphasen gab.

      Die erste Phase fällt in die Zeit der slawischen Landnahme, also zwischen 680 und 700. Es entstand der westliche Abschnitt des Walls, dem noch eine Vorburg angefügt war. Die Bauart des Walls entsprach als Holzkastenkonstruktion ganz der slawischen Befestigungstechnik.

      Die zweite Bauphase – so konnten die Archäologen feststellen – gehört in die Zeit nach 750 und brachte erhebliche bauliche Veränderungen. Die Vorburg wurde ausgebaut und unmittelbar mit der Hauptburg verbunden, sodass ein ellipsenförmiger Grundriss entstand. Im Bereich der ehemaligen Vorburg wurde dann der oben schon erwähnte Fürstensitz eingerichtet. Diese Bauphase endete in der Mitte des 12. Jhs., als dänische Truppen unter Waldemar I. (1157–1182) den Ort zerstörten.

      Die dritte und letzte Bauphase ist natürlich hochmittelalterlich. Auf den Resten der slawischen Burg wurde nach 1200 eine dänische Festung angelegt, die aber 1227 an den aus dem Hause Schauenburg stammenden Adolf IV. (vor 1205–1261) ging. Diese Anlage unterschied sich in einigen Teilen von den Vorgängern. Die elliptische Form blieb zwar erhalten, wurde jedoch in einen nördlichen und einen südlichen Teil aufgespalten. Zwischen beiden Teilen wurde ein Grabensystem angelegt und die einzelnen Teile durch Brücken miteinander verbunden.

      Für den Besucher sind im Gelände noch gut nachvollziehbar und überaus beeindruckend die Dimensionen der Anlage. In der Ost-West-Achse erstreckt sie sich über eine Länge von etwa 220 m und in der Nord-Südrichtung mit einer Breite von ca. 100 m; das entspricht der Fläche von drei Fußballfeldern.

      Der Wall selbst ist besonders eindrucksvoll an der Nord-, Süd- und Westseite, da er sich gegenüber der Umgebung durch eine steile Böschung mit rund 18 m Höhe absetzt (Abb. 5). Diese Höhe entspricht etwa der eines sechsstöckigen Hauses. Von der Wallkrone aus hat der Besucher einen phantastischen Blick auf die Umgebung mit ihrer Auenlandschaft.

      Abb. 5 Oldenburg. Der „Oldenburger Wall“. Blick auf die eindrucksvolle Nordseite.

      Enttäuscht wird der Besucher vielleicht, wenn er sich der Befestigung von deren Inneren nähert. Der Wall hebt sich nur mit wenigen Metern vom Boden ab.

      Wer nach Oldenburg kommt, sollte sich das idyllisch an einem kleinen See gelegene Wallmuseum nicht entgehen lassen. Hier wird Vieles von dem anschaulich, was man an der Wallanlage vielleicht nicht mehr so wahrnimmt.

      Vom Charakter her handelt es sich um ein Freilichtmuseum, das aus mehreren Teilen besteht. Zunächst gibt es verschiedene historische Bauwerke, welche die ständigen Ausstellungen des Museums aufnehmen. Diese thematisieren einmal das Verhältnis von Slawen und Deutschen während des Mittelalters zueinander. Zum anderen wird das Leben in einer westslawischen Stadt in seiner ganzen Breite dargestellt. Darüber hinaus werden Themen aufgegriffen, die zeitlich über das hinausgehen, was uns an dieser Stelle interessiert.

      Im eigentlichen Freigelände ist ein slawisches Dorf nachgebaut; hier lassen sich nicht nur Häuser bestaunen, sondern auch mittelalterliche Handwerke. Um die Bedeutung Starigrads als Handelsplatz zu verdeutlichen, findet sich hier der Nachbau eines frühmittelalterlichen Schiffes (Abb 6).

      Inmitten des Sees sieht der Besucher die Rekonstruktion eines slawischen Inselheiligtums. Früher durften dieses nur Priester betreten und auch heute bleibt aus diesem Grund der Eintritt verwehrt.

      Wer den Weg zum Wall scheut, findet im Freigelände des Museums eine verkleinerte Version der Befestigung. Aber sollte man wirklich die 300 m Wegstrecke scheuen?

      Abb. 6 Oldenburg. Oldenburger Wallmuseum. Nachbau eines frühmittelalterlichen Schiffes. Im Hintergrund die Gebäude des Museums.

       Oldenburger Wallmuseum

      Prof.-Struve-Weg 1

      23758 Oldenburg in Holstein

      Tel.: 04361 - 623142

       http://www.oldenburger-wallmuseum.de

       Literatur

      F. Biermann, Die all- und Grabenanlagen auf dem Hamburger Domplatz und der nordwestslawische Burgenbau, in: R.-M. Weiss/​A. Klammt (Hrsg.), Mythos Hammburg. Archäologische Entdeckungen zu den Anfängen Hamburgs (2014) S. 377–387 Abb. 1–3. 8;

      M. Fricke, Der Oldenburger Wall. Ein archäologisches Juwel soll glänzen, Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 15 (2009); M. Müller-Wille (Hrsg.), Starigrad, Oldenburg: ein slawischer Fürstensitz des frühen Mittelalters in Ostholstein (1991).

       Das heutige Bundesland trägt in einer Hälfte seinen Namen – das Dorf Mecklenburg mit seiner großen Wallanlage war einst die Hauptburg slawischer Fürsten und stand im Fokus der damaligen Politik.

      04DORF MECKLENBURG – EIN SLAWISCHER FÜRSTENSITZ SCHON IN ARABISCHEN QUELLEN ERWÄHNT

       Mecklenburg-Vorpommern

      Das „Dörfchen“ Mecklenburg liegt nur etwa 6 km von der alten Hansestadt Wismar entfernt in einer ansprechenden, leicht hügeligen Landschaft. Historische Bauten, vom 14. Jh. bis ins 19. Jh. hineinreichend, laden zum Besuch ein. Von besonderer Bedeutung ist aber die Burg Mecklenburg als Keimzelle des heutigen Landesteils Mecklenburg.

      Für die Landesgeschichte wichtig – die Erforschung des Ortes

      Mit dem wachsenden Interesse an der Archäologie im frühen 19. Jh. geriet auch das Dorf Mecklenburg, das schon damals als Keimzelle des Herzogtums Mecklenburg gesehen wurde, in das Blickfeld George Christian Friedrich Lischs. Erste Untersuchungen fanden ab 1839 statt; zunächst wurden nur Oberflächenfunde aufgelesen und später kamen Zufallsbeobachtungen hinzu.

      Aber das hinderte die Einwohner des Dorfes nicht daran, im Jahr 1870 innerhalb des Burgwalles einen neuen Friedhof anzulegen. Man war halt pragmatisch veranlagt – eine Friedhofsmauer war dank der Befestigungsreste überflüssig.

      Die archäologische Forschung hatte den Platz aber nicht aus den Augen verloren. In den 1920er-Jahren konnten kleinere Untersuchungen im Innenraum der Wallanlage und im Bereich der Vorburg durchgeführt werden; ein Gräberfeld wurde teilweise freigelegt (Abb. 7). Größere Ausgrabungen fanden jedoch erst von 1967 bis 1971 statt, die überraschende Ergebnisse erbrachten.

      Die Quellenlage und geschichtlicher Abriss

      Alle Ausgräber, die sich im Laufe der Zeit mit dem Ort beschäftigten, konnten auf schriftliche Quellen zurückgreifen. Allerdings überlieferten diese nicht den ursprünglichen Namen des Fürstensitzes mit seiner zugehörigen Siedlung; dieser könnte aber Weligrad gelautet haben.

      Die frühesten schriftlichen Erwähnungen finden sich bei Ibrahim ibn Yaqub, einem Diplomaten im Dienst des Kalifen von Cordoba und wissbegierigen Reisenden in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. So überliefert er im Jahr 965 den Namen „Narkons Burg“. Deutsche Quellen – damit sind auch solche gemeint, die auf Latein verfasst wurden – bezeichnen den Ort als Michilin- oder Mikilenburg. Daneben ist auch der Name Magnopolis überliefert.


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