50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte. Wolfram Letzner

50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte - Wolfram Letzner


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bleibt aber offenbar der verlorene fünfte Steinkreis unberücksichtigt.

      So unsicher wie die Deutung ist auch die Datierung. In der Forschung gibt es Ansätze, die weitaus früher sind als die Gräber. Diese werden dann als Nachnutzung gedeutet.

       Literatur

      J. Groht, Menhire in Deutschland (2013) S. 183–186;

      M. Kuckenburg, Kultstätten und Opferplätze in Deutschland (2007) S. 145;

      H. Keiling, D 3 Boitin, in: J. Hermann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 495–497.

       Inmitten der idyllischen Mecklenburgischen Schweiz liegt das Städtchen Teterow. Der Teterower See lädt heute Freizeitsegler und Wassersportbegeisterte zur Erholung ein, bietet aber auch mit der Burgwallinsel für Geschichtsbegeisterte einen Anziehungspunkt.

      08TETEROW – INSELBURG ALS HAUPTSITZ EINES SLAWISCHEN STAMMES

       Mecklenburg-Vorpommern

      In der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns spielen die Slawen eine wichtige Rolle. Ihre befestigten Siedlungen, von denen heute überwiegend Reste der gewaltigen Wallanlagen vorhanden sind, zeugen davon.

      Ausgrabungsgeschichte

      Die Erforschung der Burgwallinsel setzte bereits im 19. Jh. ein. Auslöser dafür war eine Regulierung der Pene, bei der Friedrich Lisch im Vorgelände der Insel zahlreiche Pfähle beobachten konnte. Diese gehörten zu Brücken, die die Insel mit dem Festland verbanden. Zu den Verdiensten Lischs gehörte es, die Reste mit einer slawischen Burg zu verbinden und sie zeitlich einzuordnen. Weitere archäologische Untersuchungen erfolgten in den 1920er-Jahren und schließlich 1955–1953. Auf deren Grundlage lässt sich ein recht genaues Bild von der Anlage machen.

      Geschichtlicher Überblick

      Die schriftlichen Quellen erlauben nur sehr begrenzte Aussagen zur Geschichte des Ortes als slawische Befestigung. Wir haben durch Saxo Grammaticus lediglich die Aussage, der dänische König Waldemar I. habe im Jahr 1171 die Burg erobert und gibt damit den Hinweis darauf, die Inselburg als Hauptort der Zirzipanen, eines slawischen Volkes, anzusehen. Neben seiner Funktion als Herrschersitz und Fluchtburg ist davon auszugehen, dass sich hier ein Heiligtum des Gottes Svantovit befand. Die Eroberung durch die Dänen sollte wohl auch das Nutzungsende bedeuten. Der Beginn der Anlage lässt sich nur archäologisch ermitteln. Die Funde weisen auf das 9. Jh. hin.

      Funde und Befunde

      Die Wallanlage benötigte natürlich einen Zugang, der in Friedenszeiten gut zu nutzten war. Aufgrund der Ausgrabungen und Beobachtungen, begonnen mit den Untersuchungen von Lisch, ergaben sich zwei Brückenbauwerke. Die bedeutendere von beiden besaß eine Länge von etwa 750 m und überspannte eine Flachwasserzone, während die andere lediglich 70 m lang war, dafür aber über tieferes Wasser führte, also tiefer gegründet werden musste. Bei den Ausgrabungen konnten Teile der langen Brücke gut erhalten freigelegt werden. Es zeigte sich, dass sie zwei Bauphasen besaß, von der die erste in das 9. Jh. datiert, die zweite in das 11. Jh. Dazwischen wurden beide Brücken mehrfach repariert. Die letztgenannten Arbeiten werden mit kriegerischen Auseinandersetzungen in Verbindung gebracht.

      Abb. 14 Teterow. Hauptwall der slawischen Burganlage.

      Die Befestigungsanlage nimmt nur einen kleinen Teil im Norden der langgestreckten Insel ein. Sie gliedert sich in Vor- und Hauptburg. Dabei ist die Hauptburg mit einer Innenfläche von etwa 5.000 m2 recht klein. Besonders die seewärtigen Wälle sind noch heute sehr gut erhalten (Abb. 1415). An manchen Stellen beträgt der Unterschied vom Wasserspiegel bis zur Wallkrone etwa 10 m. Eine Palisade bildete mit Sicherheit den oberen Abschluss der Befestigung, sodass eine Gesamthöhe von vielleicht 15 m erreicht wurde. Bei den Forschungsarbeiten ließ sich feststellen, dass der Wall drei Bauphasen besaß. Die erste bestand aus einer Holz-Erde-Konstruktion, die erneuert werden musste, weil das Holz verrottete und der Wall nachgab. Von der Konstruktion her folgten wohl die späteren Befestigungen jener der ersten Bauphase. Der Unterschied bestand lediglich in der Größe: Die Wälle wurden breiter und höher. Der Raumbedarf für die neuen Befestigungen ging zu Lasten des Innenraums, der reduziert wurde.

      Der Zugang zur Burg erfolgte über zwei Tore, von denen das östliche zum Seeufer führte. Vom anderen Mauerdurchlass haben sich keine Spuren erhalten.

      Die Innenbebauung konzentrierte sich im Wesentlichen entlang der Wälle. Die Spuren von Wohnbebauung insgesamt werden als recht dürftig bezeichnet.

      Die Vorburg war mit 1,2 ha deutlich größer. Nach Süden trennte ein großer Wall diesen Bereich von der restlichen Insel ab. Eine Toranlage befand sich in deren Mitte. Aber auch zu den Seeseiten war eine Befestigung vorhanden, die dem Gelände folgte. Schuldt spricht hier von Mauern. Nicht ganz unerwartet dürfte es sein, auch bei diesen Verteidigungsanlagen drei Phasen vorzufinden. Besiedlungsspuren ließen sich ebenfalls feststellen, doch spricht vieles dafür, hier neben dem Sitz des Stammesoberhauptes auch eine Fluchtburg annehmen zu können.

      Abb. 15 Teterow. Rekonstruktion der Burganlage.

       Literatur

      E. Schuldt, F 19 Teterow, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 608–610.

       „Gewaltiger Schatzfund aus der Bronzezeit“ – so hätte im Mai 1913 eine Schlagzeile lauten können. Was damals Dank der Umsicht aller Beteiligten erforscht und ausgestellt werden konnte, galt gut 30 Jahre später als im Krieg zerstört, um dann im Moskauer Puschkin-Museum wieder „ausgegraben“ zu werden.

      09EBERSWALDE – EIN SCHATZFUND AUS DER BRONZEZEIT: AUSGEGRABEN, GERAUBT UND WIEDERGEFUNDEN

       Brandenburg/​Berlin

      Zu Beginn des 20. Jhs. war Eberswalde ein Städtchen, das seine wirtschaftlichen Grundlagen als Luftkurort und als Standort im Bereich der Metallverarbeitung gefunden hatte. Im Umland befanden sich Dörfer mit vergleichbarer Industrie, die im Laufe der Zeit eingemeindet wurden. Im heutigen Ortsteil Finow machten Arbeiter im Mai 1913 eine Entdeckung, durch die Eberswalde berühmt werden sollte.

      Entdeckung und Geschichte des Schatzes

      Im 19. Jh. war es üblich, dass Arbeiter in Betriebswohnungen lebten. So standen sie jederzeit mit ihrer Arbeitskraft zur Verfügung und – was wesentlich wichtiger war – Arbeits- und Mietvertrag waren miteinander gekoppelt. So hatten auch die Eigentümer der „Kupfer- und Messinghütte“, einem lokalen Industrieunternehmen, beschlossen, eine Siedlung anzulegen. Im Laufe der Bauarbeiten stieß man 1913 in einer Tiefe von nur einem Meter auf ein bauchiges Tongefäß mit einer Höhe von 22,5 cm und einem Durchmesser von 23 cm. Dieses war sorgfältig mit einem flachen Deckel verschlossen und bei näherer Nachschau fand man darin Objekte aus Gold. Dank ehrlicher Arbeiter und einer umsichtigen Betriebsführung konnte der Schatz für die Wissenschaft gerettet werden. Carl Schuchhardt, Direktor der Vorgeschichtlichen Abteilung der Königlichen Museen zu Berlin, nahm den Fund entgegen und brachte ihn nach Berlin. Dort sollte er erforscht und ausgestellt werden. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach wurden die


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