Der Wunsch bleibt. Doch dann ... Die Geschichte eines Paares. Nora Winter

Der Wunsch bleibt. Doch dann ... Die Geschichte eines Paares - Nora Winter


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Anerkennung, gleich welcher Art, auch Zuneigung, Zuspruch und Liebe.

      Etwas, das sie nie erhalten hatte.

      Ein Defizit, das sich oft unbewusst auf die nachfolgenden Generationen überträgt.

      Unter diesen Umständen – das „Überraschungspaket“ einer Frau zu sein, bei der es selbst schwierig zuging, da sie eben von der eigenen Mutter nie richtig geliebt worden war – stand für mich beizeiten fest, dass ich nur dann ein Kind haben möchte, wenn es hundertprozentig von mir und meinem Partner gewollt, erwünscht, ja, ersehnt ist.

      Ein Kind, das mit offenen Armen empfangen wird …, das stellte ich mir als eine der schönsten Visionen der Welt vor!

      Gleichermaßen hatte ich immer den Anspruch, für dieses, mein Kind, auch einen Vater zu wollen; niemals wollte ich ein Kind nur um des Kindes Willen.

      So war er eben, mein großer Traum.

      Ein einfacher und völlig natürlicher: dass ich eines Tages vor meinem Partner stehen und ihm Geheimnis umwoben mitteilen würde, dass ich schwanger bin. Wobei sich sein Gesicht erhellen und ich in seine glänzenden Augen sehen würde.

      Die äußeren Umstände und die Prägung aus meinem Elternhaus formten mich und mein Leben. Mit 19 Jahren heiratete ich zum ersten Mal. Nicht ahnend, dass sich erst nach und nach im Laufe unserer Ehe herausstellen würde, dass mein Mann Daniel1 gar keine Kinder wollte. Und weil ich wegen eigener Erfahrungen und Vorsätze es auch nie darauf angelegt hatte, war diese, unsere Ehe, in der Tat kinderlos geblieben. Was den Wunsch beileibe nicht mit ausradiert hatte. Was mir mein Inneres darum als nicht gewollt, als nicht annehmbar zurückgab. Wofür ich kaum etwas konnte, worunter ich aber litt. So sehr litt, dass sich das Faire unserer Beziehung immer häufiger verlor und ich bald keinen anderen Weg mehr sah, als den der endgültigen Trennung voneinander.

      Die ich am Ende trotzdem betrauerte.

      Nicht nur einmal, nein, zweimal habe ich geschluckt, als ich erfahren musste, dass dieser von mir einst geliebte Mann inzwischen doch Vater geworden ist. Und das seit vielen Jahren schon, in seiner zweiten Ehe.

      Einmal wurde ich dazu befragt: „Wie geht es dir damit?“, und ich war froh, offen sagen zu können: „Es ist für mich in Ordnung. Jeder lebt sein Leben. Wie könnte ich ihm sein Kind neiden?“

      Meine Beziehung mit Marco entwickelte sich aus einer Urlaubsbekanntschaft heraus. Wir hatten das Glück, in der gleichen Stadt zu wohnen und wurden schnell ein Paar. Er war zwar ein kleiner Chaot, aber ein lebensfroher, bejahender Mensch. Der mich damit ansteckte, den ich dafür bewunderte und ganz sicher benötigte ich diese Beziehung für mich und mein Leben. Also entschlossen wir uns, nach vielen Turbulenzen schließlich zusammenzuziehen und unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten.

      Weil die deutsch-deutsche Grenze gerade geöffnet worden war, gab es wenig freie Wohnungen. Mit Hund gelang es ohnehin schwer eine Wohnung zu finden, so hatten wir uns für seine entschieden. Die war günstig, wir renovierten, ich bestellte eine neue Küche und kündigte mein bisheriges Wohndomizil auf.

      Dem Anschein nach lief alles bestens. Es schien toll, turbulent und ganz nach meinen Wünschen. Andererseits stand doch irgendetwas zwischen uns. Die Aussprache ergab es – auch Marco wollte keine Kinder.

      Zwar fiel ich nicht mehr aus allen Wolken, zog die Konsequenz diesmal gleich und also gar nicht erst in die renovierte Wohnung mit ein. Trotzdem aber war es eine vierjährige Beziehung gewesen …

      Die mit getrennten Wegen endete. Marco behielt die renovierte Wohnung, vor der meinen stand bereits die Nachmieterin in den Startlöchern. Dass sich dann für mich und meine bestellte Küche, die bis heute existiert, doch noch ein Zuhause fand, schien einem Wunder gleich. Wohnungen waren zu der Zeit eine Rarität und die meine hatte ich am Ende nur der Hilfe eines mir wohlwollenden Menschen zu verdanken.

      Was aus Marco geworden ist, weiß ich nicht. Ich hoffe, er hat sich seine Lebensfreude bewahrt und begreife inzwischen für mich, dass die Beziehung schon deswegen in die Brüche gehen musste, weil wir nicht zusammenpassten.

      Dann platzte Josef in mein Leben. Wieder etwa vier Jahre, wieder die reinste Chaosbeziehung, wieder ständige Berg- und Talfahrten. Noch nervenaufreibender als die Partnerschaft mit Marco, nur Josef konnte oder wollte sich nicht fest binden. Mal wollte er Kinder, dann wieder keine. Plötzlich wollte er heiraten und das ganze Familienglück – dann wieder lieber das Gegenteil oder sonst wer weiß was. Somit schafften wir es nicht einmal, zusammenzuziehen.

      Ein Kind, das wollte er gerne. Aber nach seinen Bedingungen. Nach denen es so aussah, dass ich als Mutter über ihn versorgt wäre und er wiederum sich je nach seinen Möglichkeiten um das Kind, unser Kind, kümmern und vorbeikommen würde. Ich gebe zu, dass ich über diese Eventualität nachgedacht hatte; mich aber dennoch entschied, unter solch einseitigen Bedingungen kein Kind in die Welt zu setzen. „Ich bin mit Kind, Alltag, Arbeit und Sorgen allein – und er macht einen auf Sonntagspapa?“

      Ich lehnte dankend ab.

      Monate später folgte ein Heiratsantrag. Josef sprach von Kindern und Zukunft. Ich von einer Paartherapie. Machte sie zur Bedingung. Josef akzeptierte das.

      Alles verlief gut. Alles hatte einen Sinn bekommen. Und ich begann gerade, mich gewissermaßen in unsere Beziehung fallen zu lassen.

      Bis Josef darauf drängte, das Kind sollte doch jetzt so schnell wie möglich kommen.

      Ich erklärte, dass dafür unsere Beziehung erst stabil sein sollte …

      Plötzlich machte er einen Rückzieher. Für mich, die Therapeutin und alle anderen völlig unerwartet. Josef beendete die Beziehung. Getrennte Wege. Ich verstand überhaupt nichts mehr. Es brach eine Welt zusammen.

      Etwas später, in einer gesonderten Sitzung versuchte ich zu erkunden, ob die Paar-Therapeutin so etwas ähnliches schon einmal erlebt hätte. Sie verneinte. Eine solche Verwandlung wäre selbst ihr fremd.

      Nach diesen Erfahrungen räumte ich mein Leben radikal auf und ergriff die Chance, wieder neu anzufangen. Wozu ich mich anfangs eher um andere Dinge, um möglichst nichts Familienlastiges mehr kümmerte, sondern um mich selbst, um eine separate Gesprächstherapie, um den Kauf einer Eigentumswohnung und üblicherweise so anfallenden Dingen.

      Irgendwann später hatte ich den Versuch unternommen, wieder eine Beziehung einzugehen, worauf sich schnell feststellen ließ, auseinanderzugehen war der bessere Weg; oftmals verweilte man beim gemeinsamen Kaffee trinken und zu schön, zu vielversprechend waren die gegenseitigen Blicke – während die Worte dann doch nicht zueinander passten.

      Sogar einen, der sich freiwillig hat sterilisieren lassen, lernte ich kennen. Er war freundlich, erklärte, seine Planung diesbezüglich sei abgeschlossen und ich fand seine Entscheidung überaus verantwortungsbewusst. Wir mochten uns sehr. Wie aber sollte ich das mit meinem Wunsch vom Glück, vom Kind, vom Familienleben vereinbaren?

      Als ich 2003 jemand Neues kennenlernte, war schnell klar: Wir bleiben zusammen. Werden Mann und Frau. Dazu tolle Eltern. Mama und Papa.

      Nach bereits fünf Monaten zogen wir zusammen, mochte sich da die Umgebung wundern wie sie wollte. Drei Monate später planten wir unser erstes gemeinsames Kind. Es war spannend. Monat für Monat. Aber es klappte nicht.

      Warum? An mir konnte es kaum liegen, ich hatte weder Vorerkrankungen, noch war ich familiär in irgendeiner Weise belastet.

      Konnte, sollte es bei meinem Mann möglicherweise etwas geben?

      Es gab. In seiner Jugend war eine sogenannte Hodentorsion, also eine Hodenverdrehung aufgetreten. Daran war er zweimal operiert worden und bekam anschließend noch eine Hodenentzündung. Zwar war er zu dem Zeitpunkt über die Folgen, dass eine Einschränkung der Zeugungsfähigkeit damit einhergehen könnte, informiert worden; hatte sich aber nie recht Gedanken darum gemacht, zu unrealistisch, zu weit weg, zu unwahrscheinlich das alles. Die Samenqualität hatte er nie prüfen lassen.

      Natürlich hatte er mir zu Beginn unserer Beziehung


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