Von nichts kommt niemand. Udo Hermann
Zeit und erfordert entsprechend Geduld. Man sollte auch berücksichtigen, dass junge Menschen, die ein Praktikum oder eine Lehre machen, mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stecken. In der Pubertät sind dann nicht nur die Eltern stressig, sondern auch Lehrer, der Chef und die Kollegen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Schlechte Erfahrungen bei einem Praktikum der Jugendlichen in einem Handwerksbetrieb können fatale Auswirkungen haben. Unangemessene Bemerkungen oder verletzende Kritik sprechen sich schnell in der ganzen Schulklasse herum. Das ist nicht nur eine Katastrophe für das Image des eigenen Betriebs, sondern wirkt sich auch negativ auf das Handwerk insgesamt aus. Denk daran, heute entscheiden die Jugendlichen, wo sie ihre Arbeitskraft einsetzen möchten. Sie haben jetzt schon Auswahlmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt.
Der Chef im Handwerksbetrieb hat heute nicht nur die Aufgabe, Arbeit zu beschaffen und zu verteilen, sondern auch junge Menschen für das Unternehmen zu entdecken, die für die Zukunft fit gemacht werden. Wie kann das gelingen? Nachfolgend einige Ideen: Bitte deine Kunden bei der Talentsuche um Unterstützung. Ich habe dazu das Musterschreiben „Talente willkommen!“ entwickelt, das unserem Schriftverkehr beigelegt wird. Dieses Schreiben setze ich in meinem Betrieb erfolgreich ein. Der Begriff „Fußboden“ kann natürlich gegen Leistungen aus dem eigenen Betrieb ausgetauscht und auf den eigenen Betrieb ausgerichtet werden. Eine ansprechende Gestaltung, z. B. mit einem Foto, erzielt bei Kunden natürlich noch mehr Aufmerksamkeit.
Talente willkommen!
Musterschreiben zur Beilage bei Angeboten und Rechnungen zur Gewinnung neuer Auszubildenden und Mitarbeiter.
Sehr geehrte/r Herr/Frau ____________________,
unser Ziel ist es, mit unseren Fußböden Kunden zu begeistern.
Da uns das bei immer mehr Menschen gelingt, sind wir auf der Suche nach netten Mitarbeitern, die mit ihrem Talent unser Team bereichern.
Wenn Sie jemanden kennen, der infrage kommt, schicken Sie ihn/sie bitte zu uns!
Ein persönliches Kennenlernen ist uns wichtiger als eine schriftliche Bewerbung.
Gerne können auch wir Kontakt zu einem/r Interessenten/Interessentin aufnehmen.
Bei einer Empfehlung von Ihnen, die zur Festanstellung bei uns führt, spendieren wir Ihnen ein traumhaftes Wochenende für zwei Personen!
Herzliche Grüße aus _________________
Ihr ___________________
Wenn keine Bewerber zu dir kommen, dann geh zu ihnen! Dazu ein Beispiel aus der Automobilindustrie. BMW ist Bestandteil des Arbeitskreises „SCHULEWIRTSCHAFT“ (www.bmwgroup.com/karriere/schueler/kooperationen). Der Konzern schickt Mitarbeiter in Schulen, die bringen dort Schülerinnen und Schülern das Wirtschaftsleben spielerisch näher. Experten gestalten den Unterricht, bieten Seminare für Lehrkräfte an, veranstalten Betriebserkundungen für Schüler/-innen und geben die Möglichkeit zur Teilnahme an Coachings oder einem Praktikum. Wie einfach wäre es doch für einen Handwerker aus dem Ausbaugewerbe, den Werkunterricht einer Schule zu gestalten, egal ob mit Holzresten, Pinsel und Farbe, Batterien und LED-Leuchten oder mit Brezelteig. Viel zu wenig wird hier die Möglichkeit genutzt, mit den Talenten von morgen in direkten Kontakt zu kommen. Mit einem Blick über die Schulter der Jugendlichen ist dann schnell zu erkennen, wer mehr oder weniger geschickt, mit kleiner oder großer Begeisterung die gestellten Aufgaben bewältigt. Entsprechend werden dann die potenziellen Azubis zu den Praktika in den Betrieb eingeladen. Durch eine solche Aktion bin auch ich schon an einen talentierten Auszubildenden gekommen. Gleich drei Jungs hatten nach „meiner Werkstunde“ ihr Interesse an einem Praktikum in meiner Firma bekundet. Einer davon kam zu einem zweiten Praktikum während der Herbstferien. Nach seinem Schulabschluss hat er dann bei uns seine Ausbildung begonnen.
Eine weitere interessante Idee findet man auf dem Portal www.schulewirtschaft.bayern.de. Schüler der 7. bis 9. Jahrgangsstufen treffen bei einem Speed-Dating auf regionale Unternehmer. In 25-minütigen Gesprächen kommunizieren Teams von einem bis vier Schülern aller Schularten mit den Firmenchefs. Dabei haben sie im persönlichen Gespräch die Möglichkeit, sich über die angebotenen Ausbildungsberufe zu informieren, um sich anschließend zu bewerben. Bereits im Vorfeld der Veranstaltung werden Wünsche und Erwartungen der Schüler mit denen der Firmen abgeglichen, um dann feste Gesprächsplätze zu vergeben. Dann zählt das Engagement jedes Einzelnen im persönlichen Kontakt. Erst nach dem Bewerbungsgespräch werden den Firmenvertretern die schriftlichen Bewerbungsunterlagen ausgehändigt. Organisator der Veranstaltungsreihe ist Sprungbrett-Speed-Dating (www.sprungbrett-bayern.de).
Praxistipp
Gestalte im Werkunterricht einige Schulstunden. Bereite eine einfache Aufgabe vor und bring das Material dafür mit in die Schule. Präsentier dein Handwerk, schau in der Klasse nach Talenten und lade sie zum Praktikum ein!
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