Volkswirtschaft, 4. Auflage. Bernd-Michael Hümer
(Instabilitäten) im Güterversorgungsprozess zu verhindern versucht (Prozesspolitik) und die Aufteilung der gesamten Gütermenge auf die und in den verschiedenen Sektoren korrigiert (Strukturpolitik). Im 4. – 7. Kapitel werden wir darauf näher eingehen.
Die übrige Welt sind das Ausland oder die Ausländer.
Übrige Welt
Die übrige Welt umfasst alle Tauschpartner einer Volkswirtschaft (z. B. über den Export und Import von Gütern), die sich außerhalb der geographischen Grenzen des Landes befinden (Inlands-Auslands-Konzept) oder die als Gebietsfremde ihren Hauptwohnsitz im Ausland haben (Inländer-Ausländer-Konzept).
Situationsbezogene Antwort 6
Die Kunden von Installationsmeister Röhrl sind zunächst private Haushalte, die die Pelletheizung nicht in einem Produktionsprozess, sondern z. B. zur Beheizung der Wohnräume einsetzen. Es sind aber auch private Haushalte, die sie als Unternehmen ohne eigene Rechtspersönlichkeit (z. B. als Bäckerei) im Produktionsprozess (z. B. zur Beheizung der Backstube bei der Semmelproduktion) einsetzen. Installationsmeister Röhrl produziert demnach private Konsumgüter, aber auch private Investitionsgüter. Private Organisationen ohne Erwerbszweck (z. B. die örtliche Kirchengemeinde) und der Staat (z. B. die örtliche Gemeindeverwaltung) zählen nicht zu seinen Kunden. Auch im Auslandsgeschäft (z. B. durch die Lieferung (= Export) der Pelletheizung an einen österreichischen Betrieb oder den Bezug (= Import) von Ersatzteilen von einem österreichischen Händler) ist er nicht tätig.
Situationsbezogene Frage 7
Welche Geschäftsbeziehungen bestehen zwischen Installationsmeister Röhrl und seinen Geschäftspartnern im privaten Haushaltssektor?
1.1.7 Unternehmen und Haushalte im Tauschkontakt
Private Unternehmen (mit und ohne eigene Rechtspersönlichkeit) und private Haushalte (vgl. Abschnitt 1.1.6) sind über den Güter- und Faktormarkt miteinander verbunden, auf denen sie als Spezialisten und damit als Anbieter und Nachfrager aufeinander treffen und sich in ihren Wünschen und Plänen selbst untereinander abstimmen (koordinieren) oder von außen abgestimmt werden. Wie konkret die Planabstimmung bzw. der Interessenausgleich erfolgt, ist die Frage nach dem Koordinationsmechanismus, mit dem wir uns im 2. Kapitel näher befassen werden.
Güter- und Faktormarkt
Auf dem Gütermarkt wird entschieden, welche Güter in welchen Mengen von den privaten Unternehmen für die privaten Haushalte produziert werden, während über den Faktormarkt die privaten Haushalte als Faktoreigentümer den privaten Unternehmen als Faktorkombinierern die zur Produktion notwendigen Produktionsfaktoren zur Verfügung stellen. Auf dem Gütermarkt treten die privaten Haushalte also als Nachfrager nach den Gütern auf, die ihnen dort mit ihrer Hilfe von den Unternehmen angeboten werden. Andererseits bieten die privaten Haushalte auf dem Faktormarkt den privaten Unternehmen ihre Hilfe in Form der Nutzung ihres Eigentums an Arbeitskraft, Boden oder/und Kapital an, die von den privaten Unternehmen benötigt und daher nachgefragt wird, um das Güterangebot erstellen zu können. Damit ist der Kreis geschlossen.
Geldströme überlagern die Güter- und Faktorströme
Private Haushalte und private Unternehmen sind aber nicht nur über Güter- und Faktorströme, sondern auch über Geldströme miteinander verbunden, die den Güter- und Faktorströmen entgegengerichtet sind und sie gleichsam wie ein Schleier überlagern. Die Tauschbeziehungen zwischen den Spezialisten als Anbietern und Nachfragern erfolgen nämlich unter Einsatz von Geld als allgemeinem Tauschmittel (vgl. Abschnitt 6.1.3). Es ergibt sich dadurch eine weitere Wechselbeziehung (Interdependenz) zwischen den Wirtschaftssektoren. Diese Interdependenzen wurden schon früh in der Wirtschaftsgeschichte von – damals noch stark naturwissenschaftlich bzw. medizinisch geprägten – Ökonomen wie z. B. dem französischen Arzt FRANÇOIS QUESNAY (1694–1774) in Diensten von Ludwig XV. mit dem menschlichen Blutkreislauf verglichen.
Der beschriebene Wirtschaftskreislauf zwischen den privaten Unternehmen und Haushalten lässt sich in einer Übersicht verdeutlichen:
Situationsbezogene Antwort 7
Die Geschäftspartner von Installationsmeister Röhrl im privaten Haushaltssektor sind zunächst seine Kunden, die sich von ihm eine Pelletheizung einbauen lassen. Werden in den privaten Haushaltssektor entgegen der offiziellen Definition keine Unternehmen einbezogen, so handelt es sich bei den installierten Pelletheizungen nur um Konsumgüter. Mit deren Verkauf macht Installationsmeister Röhrl in einer Geldwirtschaft einen Umsatz, der für die privaten Haushalte Konsumausgaben darstellt. Die ihm zufließenden Geldmittel gibt Installationsmeister Röhrl wie in einem Kreislauf wieder an die privaten Haushalte zurück, weil er von ihnen die Nutzung der Produktionsfaktoren erhalten hat. Für die Eigentümer der Produktionsfaktoren sind diese Geldmittel Einkommen (Faktoreinkommen). Da nicht nur die Beschäftigten von Installationsmeister Röhrl als Eigentümer des Produktionsfaktors Arbeit, sondern auch er selbst als Eigentümer der Produktionsfaktoren Boden und Kapital dem privaten Haushaltssektor angehören und er eigene Produktionsfaktoren gleichsam an sich selbst in seiner Rolle als Unternehmer „verleiht“, zählt neben den Löhnen und Gehältern seiner Beschäftigten auch sein Gewinn zum Faktoreinkommen.
1.2 Handlungssituation (Fallbeispiel 2)
Fallbeispiel 2
▬ Handlungssituation
Installationsmeister Röhrl ist es durch einen verbesserten Kundendienst, durch Werbemaßnahmen und aufgrund eines allgemein stärkeren ökologischen Bewusstseins in der Bevölkerung gelungen, für seinen in München ansässigen und auf Pelletheizungen spezialisierten Installationsbetrieb neue Kunden zu gewinnen. Er bekam erstmals auch einen Auftrag zur Installation einer Pelletheizung in einer Schule der Stadt München und auch einen Auftrag von einer Firma im benachbarten Österreich. Die verbesserte Auftragslage machte eine Personalaufstockung und eine Erweiterung des Firmengebäudes notwendig, führte aber auch zu einer Verbesserung der Gewinnsituation.
Situationsbezogene Frage 1
Wie lässt sich der Installations- bzw. Produktionsprozess von Pelletheizungen im Betrieb von Installationsmeister Röhrl anhand der volkswirtschaftlichen Fachsprache genauer beschreiben?
1.2.1 Das einzelwirtschaftliche Produktionskonto
Beschreibung der Unternehmensproduktion durch Buchführung
Der volkswirtschaftliche Produktionsprozess nimmt seinen Ausgangspunkt bei den einzelnen Produzenten im privaten Sektor (Haushalte, Unternehmen, Organisationen ohne Erwerbszweck) und im öffentlichen Sektor (Staatssektor). Letztlich ist er die Zusammenfassung (Aggregation) aller einzelwirtschaftlichen Produktionsprozesse. Es ist daher sinnvoll, sich zunächst mit diesen einzelwirtschaftlichen Produktionsprozessen zu beschäftigen, um dann in einem nächsten Schritt die gesamtwirtschaftliche Produktion zu erfassen. Wegen der großen Bedeutung des Unternehmenssektors in der Produktion ist es außerdem sinnvoll, zunächst nur ein einzelnes Unternehmen in seinem Produktionsablauf zu betrachten und zu beschreiben, dabei aber bereits den volkswirtschaftlichen Blickwinkel und die volkswirtschaftlich relevanten Fachbegriffe bzw. Messgrößen zu verwenden.
Als Erhebungs- und Beschreibungsmethode bedient man sich in der Volkswirtschaftslehre ebenso wie in der Betriebswirtschaftslehre eines Buchführungssystems, das die wechselseitigen Tauschbeziehungen abbilden und die einzelnen Buchungsvorgänge bzw. Aktivitäten auf T-Konten erfassen soll. Da jede Tauschbeziehung auf einem Geben und Nehmen beruht, wird nach dem Prinzip der Buchung und Gegenbuchung (doppelte Buchung) vorgegangen.
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