Roter Glamour. Dominique Manotti

Roter Glamour - Dominique  Manotti


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direkt im Élysée-Palast einen speziellen Sicherheitsstab, der im Prinzip für den persönlichen Schutz des Präsidenten verantwortlich war, und besetzte ihn mit Gendarmen des GIGN (siehe vorn), die ihm vertrauenswürdiger erschienen. Diese »cellule de l’Élysée« [im Roman: Antiterrorstab oder kurz Stab] agierte außerhalb jeglichen Rahmens und jeglicher Kontrolle, es sei denn durch den Präsidenten und bestimmte seiner Berater, und war binnen kurzem in alle möglichen Skandale verwickelt, angefangen mit der Fälschung von Beweismitteln in Terrorismusangelegenheiten bis hin zur Einrichtung eines großen geheimen Abhördienstes*.

      In diesem morastigen Gelände ist Roter Glamour angesiedelt.

      Dominique Manotti im Februar 2011

      Wer mehr über diesen Hintergrund erfahren möchte, dem seien folgende Links empfohlen: www.spiegel.de/​spiegel/​print/​d-8924011.html und www.spiegel.de/​spiegel/​print/​d-8700841.html

      Geld korrumpiert, Geld kauft,

      Geld vernichtet, Geld tötet, Geld zerstört,

      Geld verdirbt, sogar das Gewissen der Menschen.

       François Mitterrand

       Inhalt

       Cover

       Titel

       Über die Autorin

       Impressum

       Vorbemerkung der Autorin zur deutschen Ausgabe

       Zitat

       Vorwort

       Juli 1985

       Donnerstag, 28. November

       Freitag, 29. November

       Samstag, 30. November

       Sonntag, 1. Dezember

       Montag, 2. Dezember

       Dienstag, 3. Dezember

       Mittwoch, 4. Dezember

       Donnerstag, 5. Dezember

       Freitag, 6. Dezember

       Samstag, 7. Dezember

       Montag, 9. Dezember

       Dienstag, 10. Dezember

       Mittwoch, 11. Dezember

       Donnerstag, 12. Dezember

       Freitag, 13. Dezember

      Das Hammelragout köchelt in einem gusseisernen Schmortopf leise vor sich hin und verströmt einen Duft nach Tomate und Gewürzen. Die Küche ist sauber, eine Hängelampe verbreitet ein schönes gelbes Licht, Spüle, weiße Möbel und ein großer weißer Kühlschrank, in der Mitte des Raums ein Holztisch. Das Fenster sperrt die Dunkelheit aus, es ist zum Ersticken.

      Der Vater, untersetzt, eingefallenes Gesicht, graues Haar, schlägt mit der Faust auf den Tisch. »Nicht Theater. Nicht meine Tochter.«

      »Ich mache, was ich will!«

      Er versetzt ihr einen Fausthieb gegen die Schläfe und brüllt: »Ich verbiete dir …«

      Ihr Kopf fliegt zurück, ein Knacken, roter Schleier vor den Augen, das Mädchen strauchelt, sucht Halt am Tisch. Ihre Mutter weint, wimmert, fleht, will dazwischengehen. Die beiden Brüder schieben sie in eine Ecke. Die Kleinen haben sich in ein anderes Zimmer geflüchtet, den Fernseher voll aufgedreht, damit die Nachbarn nichts hören.

      Das Mädchen stützt sich mit beiden Händen auf den Tisch, reckt den Oberkörper nach vorn. »Mir verbietet keiner mehr was, nie mehr! In zwei Monaten bin ich volljährig«, aufrecht, es fehlt nicht viel, dass sie spuckt, »volljährig, hörst du.«

      »Volljährig …«

      Er bekommt vor Wut keinen Ton heraus, greift sich einen Stuhl, schwingt ihn drohend, umrundet den Tisch, geht auf sie zu. Sie spürt das Herdfeuer im Rücken, dreht sich um, packt den Topf mit beiden Händen und schleudert ihn ihrem Vater an den Kopf. Die Sauce spritzt nach allen Seiten, orangerote Fettschlieren auf Wänden, Fußboden, Möbeln, die Brandwunden an ihren Händen, Armen und Beinen nimmt sie gar nicht wahr, hört nicht die Schreie ihrer Mutter. Der Vater bringt die Hände zum Kopf, wankt, rutscht aus, stürzt zwischen die Hammelstückchen am Boden.

      Der große Bruder geht auf sie los, ohrfeigt sie, dreht ihr die Arme auf den Rücken, hebt sie hoch, befördert sie in eines der Zimmer, schließt sie ein. In der Küche lautstarker Wortwechsel der Männer. Der Vater will nicht, dass ein Arzt gerufen wird. Wasser fließt. Die Mutter weint laut.

      Die sperren mich ein. Die bringen mich um. Das Blut pocht in ihren Schläfen. Sie geht zum Fenster, öffnet es. Die Luft ist kalt, die Hochhaussiedlung schwach erleuchtet, drei Etagen unter ihr alles still. Denk nicht nach. Hau ab. Schnell, bevor sie wiederkommen. Im Zimmer stehen zwei Betten. Sie zerrt eine Matratze zum Fenster, beugt sich über den Sims, müht sich, zielt, lässt los. Schnell, die zweite, exakt dieselben Handgriffe noch einmal, sie landet auf der ersten. In der Küche kreischt eine Frau auf. Schnell. Denk nicht nach, bitte!, denk nicht nach. Spring.

      Sie schwingt ein Bein über die Brüstung. Halte das Gleichgewicht, wie beim Turnen. Schau nur auf die Matratze und auf sonst nichts. Atme tief durch – und spring.

      Harte Landung, ein Knacken im rechten Knöchel. Sie stellt sich auf die Füße. Der Knöchel hält. Langsam und humpelnd läuft sie durch die Nacht. Zickzack zwischen Hochhausblocks, beleuchtete Plätze meidend, Ohren gespitzt. Wie lange? Sie bleibt stehen, ihr ist schlecht. Sie weiß nicht, wo sie ist. Setzt sich auf die Stufen einer Treppe, hinter einer Mülltonne versteckt. Kommt langsam wieder zu Atem. Das Herz hämmert noch ein wenig. Ihr ist kalt, sehr kalt. Das linke Auge geht nicht auf,


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