No worries, too easy. Sabine Koch
der Flucht vor dem eifersüchtigen Ehemann, vielleicht hat er auch nur seinen Schlitten im Parkverbot stehen und mehr Angst vor Politessen als vor eifersüchtigen Ehemännern, mit denen könnte man ja reden.
Der Intercity bringt uns von Köln zum Fernbahnhof Frankfurt. Zwei Stunden rauschen die Lichter der Dörfer und Städte im Rheintal an uns vorbei. Unser Gepäck ist leicht, von den 23 Kilo Freigepäck pro Person nutzen wir nur 10 Kilo und davon ist ein guter Teil noch Kameraausrüstung wie Stativ, Akkus, Festplatten etc.
22 : 20 Uhr, die Boeing 747 - 400 von Qantas hebt ab und steigt über das Lichtermeer des Ballungsraums Frankfurt. Gigantisch. Nachtflug Richtung Osten mit knapp 1000 km/h. Über Prag, nördlich am schwarzen Meer entlang, Baku, hinweg über das kaspische Meer.
Der Flug wird unruhiger, das Hindukusch-Gebirge verursacht ein paar Luftlöcher. Die Sonne geht auf. Die Wolken wechseln die Farbe von tiefrot über orange zu weiß. Wahnsinn. Der Steward reicht mir eine Cola. Unter uns tief eingeschnittene Schluchten, das Rückzugsgebiet der Taliban. Dann wieder Geröllflächen, man erkennt abenteuerliche Pisten, Schafställe, einfache Lehmbauten. Eine verrückte Welt: Auf einen Fingerschnipp hin wird hier oben Wein, Cola und Whisky gereicht. Sechs Kilometer entfernt, senkrecht unter uns, hat nicht mal jeder sauberes Trinkwasser oder ein wärmendes Feuer. Sechstausend Meter und doch so weit weg.
Drei Sitzreihen weiter vorn flackert auf dem Sitzmonitor irgendein neuer Kinofilm US-amerikanischer Produktion. Autos fliegen in Feuerwolken durch die Luft und der Held ballert mit starrem Blick aus zwei Maschinengewehren gleichzeitig. Unter uns, wir fliegen nördlich an Kabul vorbei, könnten die meisten auf Sprengungen und brennende Autos verzichten. Die Maschine fliegt mit Kurs auf Islamabad. Erinnerungen werden wach, da unten, am Ufer des gewaltigen Indus, sind wir vor ein paar Jahren lang gefahren. Die karge Landschaft ändert sich, Terrassenfelder, kleine Parzellen mühevoll mit Hand und Hacke bewirtschaftet, ergeben einen bunten Flickenteppich. Traditionelles Leben wie in biblischen Zeiten, gesellschaftliche Veränderungen im Tempo eines Ochsenwagens, sechs Kilometer weiter oben zeigt die GPS-Anzeige 1000 km/h an. Die Sonne beleuchtet das Himalaya Gebirge, unter uns der heilige Ganges mit dem spirituellen Ort Varanasi. Eine gute halbe Stunde später verlassen wir bei Kalkutta Indien und das Festland.
Am Domestic Terminal des Flughafens von Brisbane
Nur noch über den Golf von Bengalen mit Blick auf die Küste und die Traumstrände Thailands, eine kleine Mahlzeit über Kuala Lumpur und dann setzt die Boeing zur Zwischenlandung in Singapur an. Zwei Stunden warten, bis der Flieger voll getankt wieder abhebt. Einsame Inseln im türkisblauen Meer – palmenbewachsen – auf manchen erkenne ich zwei, drei Hütten am Strand. Boah, was ist das da unten schön. Die Inseln gehören zu Indonesien. Die Sonne geht unter, Nachtflug über den Indischen Ozean und Australien. Als endlich die Sonne wieder aufgeht, landen wir auch schon in Sydney. Knappe vier Stunden müssen wir auf unseren Anschlussflug nach Brisbane warten. Wir haben jetzt Freitagmorgen, sind seit 33 Stunden wach und dennoch nicht müde. Eineinhalb Stunden fliegen wir entlang der australischen Goldküste von Sydney nach Brisbane.
Der Campingplatz in Brisbane
Das Taxi vom Flughafen zum Campingplatz, auf dem wir relativ günstig einen Wohnwagen gemietet haben, kostet nur unwesentlich mehr als die Busfahrt, also gönnen wir uns den Luxus der entspannten Taxifahrt. Unser vorläufiges Zuhause, wir haben drei Tage Zeit, bis wir den Land Cruiser übernehmen können, ist ein voll eingerichteter Caravan, in dem wir uns selbst versorgen können. Der Wohnwagen ist alt, aber sauber, sauberer als wir erwartet haben.
Bevor es endlich ins Bett geht, noch ein kleiner Gang zum Supermarkt „Coles“, nur zwei Straßenkreuzungen weiter. Irgendwie verlassen uns die Rechenkünste, es liegt wohl am Schlafmangel. Eigentlich müssen wir die angeschriebenen Preise nur mit drei multiplizieren und anschließend durch vier dividieren um auf den Euro-Betrag zu kommen. Aber mein errechnetes Ergebnis ist so hoch, dass es einfach nicht stimmen kann. Okay, mache ich es anders. Ich multipliziere mit sieben, dividiere durch zehn und addiere zehn Prozent. Das Ergebnis ist immer noch viel zu hoch. Egal wie ich auch rechne, es wird nicht billiger, aber das liegt, wie ich inzwischen herausgefunden habe, nicht am Schlafmangel, sondern Australien ist einfach teuer. Halbwegs bezahlbar sind Hühner, Gehacktes, Karotten, Kartoffeln, Nudeln und Zwiebeln. Damit können wir doch leben. An der Kassenreihe ein noch nie gesehenes Bild. An zwölf Kassen stehen wartende Kunden, doch nur sechs Kassen sind besetzt, aber an jeder Kasse wird kassiert, wie von Geisterhand.
Im Coles Supermarkt
Die Geisterhand ist Kundenhand, der Kunde kassiert sich selbst. Es geht ganz einfach: Man nimmt ein Teil aus seinem Wagen, zieht es über den Scanner, packt es in eine Plastiktüte und legt es zurück in den Einkaufswagen. Am Ende drückt man den „PAY“ Button, zieht entweder die Kreditkarte durch einen Schlitz oder steckt Scheine in den Automaten. Münzen nimmt er natürlich auch. Funktioniert ähnlich wie das Fahrscheinziehen am Fahrkartenautomat. Genial.
So, jetzt aber in den Caravan und pennen.
Das vorläufige Zuhause
Blinker, Scheibenwischer und Polizei
Noch ist die zukünftige Pistenkuh ein „stinknormaler“ Land Cruiser
Blinker, Scheibenwischer und Polizei
Der Jetlag war nach vier Tagen vergessen. Die Fahrzeugübergabe ging schnell über die Bühne. Frank und Christine brachten uns den Land Cruiser gegen elf Uhr zum Camp und alles war wie zugesichert.
Ein erstes Foto von der zukünftigen kleinen Pistenkuh
Wir haben den beiden zwar angeboten, sie zum Hotel zu fahren, aber sie wollten lieber ein Taxi nehmen. Dann machen wir die Probefahrt eben allein.
Etwas ungewohnt mit der linken Hand zu schalten, aber kein Problem. Größere Probleme bereitet mir das Blinken. Statt dem Blinker setze ich immer wieder den Scheibenwischer in Betrieb.
Das blau weiße „ALDI“ Schild zieht mich magisch an. Hat auf mich die gleiche Wirkung wie Müllsäcke auf spanische Straßenköter. Blinker rechts, in die Seitenstraße abgebogen und gleich die rote Kelle der Polizei.
„Fahren Sie bitte links ran und machen Motor und Wischer aus.“
„Oh shit, ich habe nicht geblinkt, bin gespannt, was das hier kostet“, geht es mir durch den Kopf.
„Haben Sie das Schild ‚Rechts abbiegen verboten’ nicht gesehen?“
„Nein, wo?“
„Gleich da vorn, wo Sie ohne zu blinken abgebogen sind.“
„Nein, Entschuldigung.“
„Bitte Ihren Führerschein.“
„Sorry, den habe ich auf dem Campingplatz liegen gelassen.“
„Ist das Ihr Fahrzeug?“
„Ja, aber ich bin noch nicht als Eigentümer registriert, ich habe es erst seit zehn Minuten.“
„Auf wen ist denn das Fahrzeug zugelassen?“
„Frank aus Bonn, seinen Nachnamen und Adresse habe ich mir nicht behalten. Alle Papiere liegen auf dem