No worries, too easy. Sabine Koch

No worries, too easy - Sabine Koch


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violett werden, weiß ist langweilig, ich hoffe, es stört dich nicht, wenn wir das mal kurz hier auf dem Parkplatz machen.“ „No worries, aber das auf dem Parkplatz zu machen, ist doch Scheiße. Morgen ist Sonntag, da könnt ihr den ganzen Tag in meine Halle. Macht abends das Tor zu und werft den Schlüssel in den Briefkasten. Too easy.“ „Und wenn wir was klauen?“ „Ich vertraue euch.“ „Wir können dir 'ne Kopie vom Pass geben.“ „Ich habe doch gesagt, dass ich euch vertraue, das reicht mir.“ Und mit etwas Verzögerung und einem Lachen: “Ich habe noch nie einen violetten Land Cruiser in Australien gesehen, ich finde euch.“

      Sonntag Abend war der Land Cruiser violett und es ist uns gelungen, eine schöne Orangenhaut mit der Rolle zu produzieren, war zwar nicht so geplant, ist aber so gekommen.

      Von: Burkhard

      An: Thorsten

      Lieber Thorsten,

      die ersten Tage in Australien sind gut rum gegangen. Es macht Spaß, hier zu sein.

      Bisher sind wir von Fairness, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft überrascht, ich kann mich an kein Land erinnern (vielleicht Syrien und Iran) indem es so auffallend war.

      Dass im Stadtbus Jüngere für Ältere den Platz räumen, ist fast überall auf der Welt normal, hier bietet man auch Frauen und Übergewichtigen seinen Sitzplatz an.

      Unbekannte grüßen sich beim Spazierengehen im Stadtpark.

      Am Zebrastreifen wird angehalten.

      Okay, das sind eigentlich alles Selbstverständlichkeiten, aber die Art wie man miteinander umgeht, nicht reserviert höflich, eher kameradschaftlich locker, führt dazu, dass wir uns recht schnell in der Gesellschaft der Aussies wohl fühlen.

      Hier kann man bleiben. Australien hat das Potenzial unser Lieblingsland zu werden und damit Namibia, unser bisheriges Traumland Nr. 1, abzulösen. Das Wetter könnte besser nicht sein, Sonne den ganzen Tag.

      Seltsamerweise habe ich noch kein Motorrad und kein Cabrio gesehen, obwohl das Klima im Sunshine State Queensland dafür optimal wäre.

      Wir sind jetzt auf dem Weg nach Fraser Island.

      Bis in ein paar Wochen.

      Liebe Grüße auch von Sabine

      Burkhard

      Easy Rider in Brisbane

       Zahlenspiele

      Mit dem violetten Cruiser geht es auf dem Highway M1 endlich raus aus Brisbane, Richtung Norden, Richtung Traumstrände und Regenwald auf Fraser Island. Eigentlich ist alles erledigt und die Reise kann beginnen. Eigentlich heißt, es fehlt eine unbedeutende Kleinigkeit, der Land Cruiser muss noch auf meinen Namen zugelassen werden. Ein routinemäßiger Verwaltungsakt. Von der Zulassungsstelle in Brisbane wurde uns abgeraten, sie sei zu betriebsam, die Beamten von begriffsstutzigen Touristen genervt und Wartezeiten von zwei Stunden seien dort normal. Kein Problem, man kann zu irgend einer der mehr als 100 Zulassungsstellen im Bundesland gehen. Wir wählen einen Ort mittlerer Größe, direkt am Highway gelegen und parken die Mini-Pistenkuh kurz nach zwölf Uhr vor der Eingangstür zum „Department of Transport“. Ein modern eingerichtetes Verwaltungsgebäude empfängt uns. Es könnte eher die Schalterhalle einer modernen Bank sein als eine Amtsstube. Die 20 Sitzplätze für Wartende sind frei, von den fünf durchnummerierten Schaltern ist nur die Nr. 1 besetzt und damit unser Ziel. Die Dame, Mitte 50, Lippenstift vielleicht etwas zu dick aufgetragen, empfängt uns freundlich mit einem Lächeln. Das Gefühl, das sich bei mir in deutschen Behörden oft einstellt, man störe den Beamten gerade – egal zu welcher Uhrzeit – bei seiner wohlverdienten Pause oder im Fachgespräch mit dem Kollegen, stellt sich hier nicht ein. Doch bevor wir unser Anliegen vortragen können, werden wir genauso freundlich gebeten, doch am Servicecomputer eine Wartenummer zu ziehen.

      Ich verstehe den Sinn nicht ganz, wir sind die einzigen Kunden, Besucher, Antragsteller, Bittsteller oder was auch immer, das wird sich noch zeigen, sie ist die einzige Mitarbeiterin am einzig besetzten Schalter. Egal. Einfach nicht drüber nachdenken und eine Wartenummer ziehen.

      Sabine drückt den grünen Button am Touchscreen, der Automat spuckt ein kleines Zettelchen mit der Nummer 689 aus und im gleichen Moment ertönt eine Computerstimme: „Number 689 to service one“.

      „Ah – jetzt verstehe ich, uns soll nur unsere Stellung in der Hierarchie verdeutlicht werden.“ Fünf Sekunden später stehen wir der netten Dame wieder gegenüber.

      „Wir haben ein Auto gekauft und möchten dieses auf unseren Namen übertragen“, erklärt Sabine und ich füge hinzu: „Wir sind Deutsche, vor einer Woche angekommen und haben von nichts irgend eine Ahnung.“

      „No worries. Das ist ganz einfach, haben Sie einen aktuellen TÜV-Bericht, Ihren Ausweis, eine Postanschrift, eine Kreditkarte und den Verkaufsbericht dabei?“ „Ja, alles dabei.“

      „Dann füllen Sie diese beiden Formulare aus und dann war’s das schon. Too easy.“

      Während sie das sagt, holt sie bereits die Formulare aus ihrer Schublade. An einem Schreibpult, etwa drei Meter entfernt, füllen wir die Formulare aus.

      Ein weiterer Kunde nutzt die Ruhe der Mittagszeit für sein Anliegen. Die Sache ist schnell geklärt: Er ist besoffen zu schnell gefahren und will seinen Führerschein zurück. Doch den gibt es nicht ohne Idiotentest, weil er nicht das erste mal besoffen unterwegs war. Er begreift es nicht. Wie will der dann den Test schaffen? Der Besuch dauert keine zwei Minuten.

      „So, alle Formulare ausgefüllt, hier bitte.“

      „Ziehen Sie bitte eine neue Wartenummer.“

      Ich habe einen Anflug von Verwunderung, was soll das? Kennt sie uns nicht mehr? Ich verstehe es nicht. Vielleicht müsste ich auch mal zum Idiotentest? Das gleiche Spiel: Sabine drückt die grüne Schaltfläche und die Computerstimme schickt die Nr. 691 zur Nr. eins.

      „Ah, dem Computer soll Betriebsamkeit vorgegaukelt werden“, kombiniere ich. „Gegenüber der Maschine muss die menschliche Existenz gerechtfertigt werden.“ Zum weiteren Sinnieren fehlt die Zeit, egal.

      Wir sind zwar in der Hierarchie etwas abgestiegen, werden aber genau so freundlich behandelt als zuvor.

      „Den TÜV-Bericht bitte.“ „Kein Problem.“

      „Den Ausweis bitte.“ „Kein Problem.“

      „Die Kreditkarte bitte.“ „Kein Problem.“ Das Limit ist zwar überschritten, aber zur Identifikation tut sie ihren Dienst.

      „Ihre Postanschrift bitte.“ „Kein Problem.“ Ich lege die Visitenkarte des Caravanparks in Brisbane auf ihren Schreibtisch.

      Auf der Rückseite notierte der Manager seine Handy-Nr. für evtl. Rückfragen. Hotels und Campingplätze stellen Reisenden oft ihre Adresse für solche Behördengänge zur Verfügung und dies wird von den Behörden in der Regel auch akzeptiert.

      „Die Visitenkarte reicht nicht, ich brauche eine Rechnung vom Caravanpark, dass Sie dort eine Unterkunft gemietet haben oder hatten.“

      „Die habe ich weggeworfen“, sagt Sabine etwas leise. „Ach du Scheiße, vielleicht ist sie noch im Müllbeutel?“ „Ich gehe mal gucken.“

      Während Sabine unseren Müll durchforstet, bewege ich mich schon mal zum Computer um die Wartenummer 692 zu holen.

      „Das brauchen Sie nicht, Ihr Vorgang ist ja noch nicht abgeschlossen“, ruft die gelippenstiftete Dame zu mir rüber. Irgendwie habe ich


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