Liebe. James Van Praagh
deshalb so gut an sie erinnern, weil ihr feuriges Temperament ihrer Haarfarbe entsprach. Als ich mich auf ihre Seele einstellte, fing Patricia an, nervös auf ihrem Stuhl zu rutschen. Als ich mein Gebet gesprochen hatte und die Augen wieder öffnete, sprang sie auf und lief unruhig im Zimmer hin und her.
„Patricia, Sie müssen sich setzen und beruhigen“, sagte ich. „Aber ich bin so nervös“, antwortete sie, während sie sich wieder hinsetzte. In diesem Moment sah ich eine weibliche Gestalt in einem langen schwarzen Kleid mit weißem Kragen. Ich war überrascht. Sie sah aus wie eine Nonne, die ich als Kind in der Sonntagsmesse gesehen hatte. „Hier ist eine Nonne.“ Noch bevor ich fortfahren konnte, sprang Patricia schon wieder auf. Ich sagte ihr, dass der Nonne ihr Verhalten leid tat und dass sie um Verzeihung bat. Patricia setzte sich wieder hin und blieb für die restliche Sitzung ruhig sitzen. Als ich fertig war, war sie viel ruhiger als anfangs.
Die Nonne hatte Patricia auf grausame Weise gehänselt und gegängelt. Das ist nichts Ungewöhnliches; viele Menschen, die in katholischen Schulen von Nonnen erzogen wurden, machten ähnliche Erfahrungen. Der Unterschied war, dass diese Nonne sich nun zeigte, um Patricia um Verzeihung zu bitten. Einige Monate später erhielt ich einen Brief von Patricia, den ich aufgehoben habe. Sie schrieb: „Ich hatte solche Angst davor, Fehler zu machen, weil ich immer noch Schwester Bernadettes Stimme im Ohr hatte, die mich für meine Fehler tadelte … Die meiste Zeit über habe ich in Angst gelebt. Es fiel mir immer schwer, Entscheidungen zu treffen. Meistens zögerte ich zu lange, und dann war die Chance wieder einmal vertan. Man kann sagen, dass ich an diesem Nachmittag wiedergeboren wurde, weil die Angst seitdem weg ist. Ich muss keine Zeit und Gedanken mehr darauf verschwenden. Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie mein Leben verändert haben.“
Die Lösung: Verantwortung
Leider hatte Patricia den Großteil ihres Lebens damit verbracht, Blicke über die Schulter zu werfen, um zu sehen, ob Schwester Bernadette sie kritisieren und verdammen würde. In den Jahren als Medium bin ich schon zahllosen Menschen begegnet, die in früheren Beziehungen gefangen und unfähig waren, zu verzeihen und weiterzugehen. Die Vergangenheit hat keine Macht über uns, wenn wir ihr in unseren Gedanken keine Macht geben. Man kann die Vergangenheit am besten loslassen, wenn man sie als Lehrmeister ansieht und all denen, die einen verletzt haben und die man selbst verletzt hat, Liebe schickt.
Wenn wir die Vergangenheit loslassen, können wir das Wissen, das wir durch diese Erlebnisse gewonnen haben, gezielt anwenden und unsere individuelle Seele zum Ausdruck bringen. Anders gesagt: Wir können uns die Kontrolle über unser Leben zurückholen und selbst die Verantwortung dafür übernehmen. In Patricias Gedanken konnte sie Schwester Bernadettes Ansprüchen nie genügen. Indem sie aus dem Bedürfnis nach Anerkennung und Akzeptanz anderer heraus handelte, übernahm sie die Opferrolle und wurde unfähig, Entscheidungen zu treffen. Ganz egal, welche Fehler oder Geheimnisse sie auch hatte - es war für sie die Zeit gekommen, die Kontrolle über ihre Handlungen zu übernehmen. Zum Glück konnte Patricia die Vergangenheit loslassen und in die Richtung gehen, in der sie ihre eigene einzigartige Realität erschaffen konnte.
Ich bin mir der Macht meiner Gedanken und dem Ausmaß an Liebe, das ich zum Ausdruck bringen kann, bewusst.
Liebe oder Angst
Wie Patricia scheuen die meisten von uns davor zurück, die Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen, weil wir in Unsicherheit leben. Es gibt jedoch in Wirklichkeit nur zwei Möglichkeiten, wie wir das Leben erleben können - entweder durch Liebe oder durch Angst. Das ist alles. Sie sind wegen zahlloser Entscheidungen, die Sie auf der Grundlage dieser beiden Reaktionen getroffen haben, an dem Punkt in Ihrem Leben, an dem Sie sich jetzt befinden. Wissen Sie, welche Ihrer Entscheidungen auf Angst, Mangel und Unsicherheit beruhen? Haben Sie das Studium oder den Beruf gewählt, das oder der dem Wunsch Ihrer Eltern entsprach, weil Sie es ihnen recht machen wollten? Oder haben Sie auf Ihre Seele gehört und sind dem Ruf Ihres Herzens gefolgt? Angst hat große Macht; sie kann jede positive Neigung, auf die wir hinarbeiten, übertönen.
Aufgrund von Angst neigen die meisten Leute dazu, zu reagieren und zu verurteilen, statt selbst zu agieren und zu lieben. Wir verurteilen andere, weil wir gerne mehr Kontrolle über unser Leben hätten, oder aber wir errichten eine energetische Mauer um uns herum, um andere auf Armlänge von uns fernzuhalten. Das kann der unbewusste Versuch sein, uns vor Verletzungen zu schützen, insbesondere, wenn wir in der Vergangenheit verletzt wurden. Jede Seele erleidet im menschlichen Leben unterschiedlich starke Verletzungen. Es scheint, als wäre Schmerz eine notwendige Lektion, um sich der Macht der Seele bewusst zu werden.
Um die negative Energie der Angst loslassen zu können, müssen wir herausfinden, in welchen Aspekten unseres Lebens die Angst regiert. Die Energie der Angst hüllt sich in viele Tarnungen - Wut, Hass, Ablehnung, Vorurteile, Scham und Schuldgefühle - und fördert Gefühle der Minderwertigkeit und geringe Selbstachtung. Wenn wir in Angst leben, stockt unser natürlicher Fluss an Vitalität und kommen emotionale, psychische und körperliche Traumata und Störungen zum Vorschein.
Behandeln Sie sich so, wie Sie Ihren besten Freund behandeln würden. Wenn ein Freund Ihnen von einem Fehler bei der Arbeit erzählen würde, dann würden Sie auch nicht sagen: „Wie kannst du nur so dumm sein?“ Stattdessen würden Sie ihn an seine guten Eigenschaften erinnern und vielleicht sagen: „Das nächste Mal machst du es besser.“ Sie würden Ihrem Freund sagen, dass er nicht nur für Sie, sondern auch für andere ein wertvoller und guter Mensch ist. Wäre es denn so schrecklich, sich dasselbe zu sagen?
Als Lehrmeister zeige ich meinen Schülern immer, wie die Macht der Liebe ihnen helfen kann, Angst zu überwinden und aus jeder Lebenssituation eine Lernsituation zu machen. Um Liebe in jeden Bereich Ihres Lebens einzubringen, müssen Sie Ihre Denkweise ändern und Achtsamkeit, Dankbarkeit, Vergebung und Mitgefühl trainieren. Wenden Sie die Meditationen und Affirmationen, die Sie in diesem Kapitel finden, an, um Ihrer Denkweise eine neue Richtung zu geben.
Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Werden Sie sich Ihrer Gedanken und Gefühle bewusst. Hören Sie gleichzeitig damit auf, sich selbst zu verurteilen. Kämpfen Sie nicht dagegen an, wenn Sie ängstlich, kritisch oder unruhig werden, und machen Sie es nicht noch schlimmer, indem Sie zu den anderen Emotionen Schuldgefühle hinzufügen. Lassen Sie den inneren Konflikt los im Wissen, dass alles in Ihrem Leben einen Grund hat, ganz egal, wie unangenehm die Situation auch gerade sein mag.
Ihr geheiligter Raum
Nehmen Sie sich jeden Tag Zeit für Stille, um Zugang zur Macht der Liebe zu bekommen. In der Stille können Sie mit den Bedürfnissen und dem Verständnis Ihrer Seele kommunizieren. Ich kann die Kunst des Meditierens, Betens oder Nachdenkens gar nicht genug preisen - für mich sind all diese Begriffe austauschbar. Nehmen Sie sich jeden Tag die Zeit zum Meditieren. Wie ich meinen Schülern immer wieder eintrichtere: meditiert, meditiert, meditiert!
Meditation hilft Ihnen, am Ende eines jeden Gedankens einen Punkt zu setzen, um den Gedanken loslassen zu können. Wählen Sie eine Zeit und einen Ort, an dem Sie ruhig und bequem sitzen können, und konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Die Gedanken werden kommen und gehen; machen Sie sich wegen des inneren Geschnatters keine Sorgen. Zwischen den Gedanken werden kurze Pausen auftreten, und durch Übung werden diese Pausen immer länger werden. Mit der Zeit werden Sie feststellen, dass Sie weniger gestresst und sich des gegenwärtigen Augenblicks bewusster sind.
Wenn der Kopf leer ist, können Sie die Wahrheit hören. Unabhängig von der verwendeten Methode ist der Schlüssel, sich zur Ruhe zu bringen und auf die Sehnsüchte Ihrer Seele zu hören. Es ist ganz normal, dass die menschlichen Gedanken wandern und sich in Beurteilungen und Kritik verfangen. Entscheiden Sie sich einfach bewusst dafür, das Urteil zur Kenntnis zu nehmen und gleich darauf ohne Nachgedanken verfliegen zu lassen. Auf diese Weise verleihen Sie ihm keine unverdiente Macht. Je mehr Sie das Stillsein des Seins praktizieren, umso leichter wird es, sich auf das Nichts zu konzentrieren. In dieser Leere des Nichts werden Sie die tiefgründigsten Erkenntnisse gewinnen.
Meditation - Selbstliebe