Der Richter in mir. René Münch

Der Richter in mir - René Münch


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       René Münch

       DER RICHTER IN MIR

       Eine wahre Geschichte von Opfern und Tätern

      Diese Geschichte dient der Aufarbeitung

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2015

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Vorwort

       Sehr geehrter Herr Richter, heute nicht!

       Gedicht

       Akteneinsicht beim BStU Dresden

       Zur Vorgeschichte der Familie Karge – die Familie meiner Mutter

       Im russischen Sektor

       Mein Aufenthalt im Haftkrankenhaus Klein-Meusdorf, 1962

       Überführung

       Gedicht

       Auflistung Dauersäuglings-, Kinder-, Speziai- und Durchgangsheime sowie Jugendwerkhöfe in der DDR

       Erster Bericht nach der Überführung aus dem Haftkrankenhaus

       Am Klosterhof 1 in Dresden

       Hausbesuch bei meiner Mutter

       4 Bilder von Maria Merbitz, Halbschwester väterlicherseits

       Halbbruder Ralf mütterlicherseits

       Die Niederschrift

       Als Minderjähriger im Kalten Krieg

       Gedicht

       Im Namen des Volkes

       Rat des Stadtbezirkes Ost

       Vorlage Vormundschaftsrat

       Mal was Positives aus dieser Zeit

       Weltfestspiele 1973 in Berlin

       Ausschulungsantrag mit Beurteilung

       Umerziehung

       Gedicht

       Fonds Heimerziehung – Erlebnisbericht

       Das Familienpuzzle

       Zeichnungen von mir

       Ein paar Worte zum Schluss

      Vorwort

      In der vorliegenden psychologischen Aufarbeitung konfrontiere ich mich mit der Verfassung der DDR und belege, dass der Unrechtsstaat DDR gegen seine eigene Verfassung verstoßen hat, um Menschen psychisch hinzurichten. Ich habe mich mit Zeitzeugen unterhalten und berichte hier, wie es Betroffenen ging, als zum 13.08.1961 die Mauer hochgezogen wurde. Während dieser Aufarbeitung bleibt es nicht aus, dass ich in die Vergangenheit abtauche – jetzt bitte keine Angst, ich lebe im Hier und Jetzt und nicht in der Vergangenheit. Mir ist nicht die Vergangenheit an sich wichtig, sondern ihre Aufarbeitung. Ich schaue lieber in die Zukunft als zurück. Deshalb schließe ich die einzelnen Abschnitte dieses Buches mit kleinen Geschichten ab, in denen ich beschreibe, womit ich mich heute beziehungsweise im Augenblick beschäftige.

      Seitdem ich denken und handeln kann, bin ich gezwungen, Entscheidungen, die mich und mein Leben betreffen, selbst zu fällen. Bis zu meinem einundfünfzigsten Lebensjahr gab es auf familiärer Seite niemanden, mit dem ich mich über Privates und Probleme unterhalten konnte. Warum das so war, beschreibe ich in meinem ersten Buch „Der Staat in der Republik“ – ich möchte mich in hier nicht wiederholen. Ich gehe davon aus, dass die meisten Menschen sich, wenn nötig, Rat und Unterstützung in der Familie holen. Das konnte ich nicht, und so habe ich mir in meinen Gedanken einen Richter eingerichtet, mit dem ich mich austausche. Für die meisten mag dies absurd klingen, doch mir blieb nichts anderes übrig, denn sonst wäre ich unter die Räder gekommen.

      Der Richter in meinem Kopf ist sehr hart und hat stets versucht, mich als Verlierer dastehen zu lassen. Doch er kennt meine starre Haltung nicht, die mich dazu zwingt, verschiedene Instanzen gedanklich durchzugehen. Dabei betreibe ich auch Recherchen. Der Richter in mir kann mich hinrichten, mich als Verlierer dastehen lassen und dafür sorgen, dass es mir schlecht geht. Ich selbst hingegen kann entscheiden, ob ich das tue, was der Richter in mir verlangt, oder ob ich auf dem Weg durch die verschiedenen Instanzen dagegen ankämpfe.

      Ich beginne meine Aufarbeitung mit Situationen, die mir als Kleinstkind widerfahren sind. Von dem Tag an, wo ich gezwungen war, selbst Entscheidungen zu treffen, geht es oft sehr hart zu, weil


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