Die grundlegenden Katechismuswahrheiten in 33 grafisch-geometrischen Illustrationen. Edward Wasilewski

Die grundlegenden Katechismuswahrheiten in 33 grafisch-geometrischen Illustrationen - Edward Wasilewski


Скачать книгу
Darstellungen der Heiligen Dreifaltigkeit bilden künstlerische Kompositionen, die aus einem strahlenden gleichseitigen Dreieck bestehen, in welches ein offenes Auge eingeschrieben ist, das Symbol der göttlichen Vorsehung. Sie kamen in den Fresken der Wand – und Deckenbemalung der Kirchen zur Anwendung. Ein häufiges Motiv an den Wänden ist oft auch ein in einen Kreis eingeschriebenes gleichseitiges Dreieck, von dem zentral Strahlen ausgehen. Man findet auch Darstellungen, wo um ein gleichseitiges Dreieck eine Reihe sich sukzessive vergrößernder Kreise situiert sind.

      Die symbolischen Gottesbilder wie Kreis, Dreieck und Kombinationen dieser Figuren sind in den biblischen Überlieferungen indirekt kodiert. In den Texten der Kirchenväter finden wir den Kreis als Symbol Gottes. In der Sakralkunst kann man die erwähnten geometrischen Figuren, die Gott symbolisieren, ebenfalls recht häufig antreffen. Das Wissen um dieses religiös-kulturelle Erbe kann die Anwendung der Prämissen der grafisch-geometrischen Methode auf die Katechese erleichtern, die sich im Ausgangspunkt des Kreises sowie eines Kreises mit eingeschriebenem gleichseitigen Dreieck bedient – geometrischer Figuren als symbolischer Gottesbilder.

      Es muss betont werden, dass das Wesen Gottes nicht vollständig begriffen werden und erst recht nicht in irgendeiner Form dargestellt werden kann, weil Gott unermesslich, unbestimmbar und weder vollständig noch endgültig erkennbar ist.

      Illustration 1

       Der eine Gott 9

       Illustrierende Funktion

      a) Der Kreis, ein symbolisches Bild Gottes, der unsichtbarer Geist ist und von keiner materiellen Form begrenzt wird, darf nicht statisch, sondern muss dynamisch verstanden werden.

      b) Das Bild des Kreises kann unendlich vergrößert und verkleinert werden und sein Umfang kann mit einer unterbrochenen Linie gezeichnet werden.

      c) Die biblischen symbolischen Gottesbilder Licht, Feuer und Sonne vereinigen sich im Bild der Sonne, deren Scheibe kreisförmig ist und deren Strahlen sich kreisförmig ausbreiten.

      d) Der Kreis als symbolisches Bild Gottes erleichtert das Verständnis einiger seiner Attribute:

      • Einfachheit – der Kreis symbolisiert die Einfachheit Gottes, d.h. dass er nicht aus irgendwelchen Elementen, Teilen oder Ebenen zusammengesetzt ist;

      • Geistigkeit – Gott ist Geist, und der Kreis bringt uns diese Wahrheit näher, im Gegensatz zu den in der Sakralkunst verbreiteten anthropomorphen Gottesdarstellungen;

      • Vollkommenheit – die Gestalt des Kreises gilt als die vollkommenste geometrische Form;

      • Ewigkeit – der Lauf auf dem Kreisumfang kann ewig dauern;

      • Allgegenwart – der ins Unendliche vergrößerte Kreis durchdringt alle geschaffenen Wesen.

       B. Didaktisch-korrigierende Funktion

      a) Der Kreis findet Anwendung in der sakralen Kunst und Architektur: Kirchen werden auf dem Plan eines Kreises errichtet, und auch die Kuppeln sowie die sonnenstrahlenförmige Monstranz verweisen darauf.

      b) Es muss daran erinnert werden, dass es im Alten Testament ein Verbot gab, irgendwelche Gottesbilder anzufertigen, egal ob in Form von Malereien oder Skulpturen. In der gesamten Geschichte des Auserwählten Volkes wiederholt sich der unablässige Aufruf der Propheten zur Reinhaltung des Kultes des wahren Gottes, der unsichtbarer Geist und der Schöpfer des Himmels und der Erde ist. Das Verbot, mit den heidnischen Völkern Verbindungen einzugehen, betraf die drohende Gefahr, die Israeliten könnten sonst die unter den Heiden verbreiteten götzendienerischen Kulte übernehmen.

      c) Im frühen Christentum (1.-4. Jahrhundert) wurde das Verbot der Anfertigung von Gottesbildern streng eingehalten. Erst später, als ganze Scharen einfacher und ungebildeter Menschen in die Kirche eintraten, wurde es aus didaktischen Gründen teilweise aufgehoben. Es gab aber eine radikalere Strömung, die forderte, dass das alttestamentliche Abbildungsverbot auch weiterhin seine Gültigkeit behielt. Diese Richtung führte zu einem aus der Geschichte bekannten und als Ikonoklasmus bezeichneten Kampf gegen die Bilder und sogar zu deren Zerstörung. Im 8. Jahrhundert erlaubte das Zweite Nizäische Konzil die Bilderverehrung wieder, wobei unterstrichen wurde, dass dieser Kult nicht der Darstellung als solcher gilt, sondern der dargestellten Person. Das grundlegende Problem besteht darin, inwieweit sich manche bildliche Darstellungen im Bewusstsein der Gläubigen eingeprägt haben und dadurch ein Hindernis für das Verständnis der Idee des wahren Gottes bilden, der unsichtbarer Geist ist.

      d) Was die Bewahrung der Gottesbilder betrifft, so muss gefragt werden, ob nicht andere Formen der Visualisierung eingeführt werden können, die von anthropo-zoomorphen Prägungen frei sind. In diesem Fall ist die Figur des Kreises in allen weiter oben geschilderten Modifikationen zu diesem Zweck am besten geeignet, weil sie in den biblischen und patristischen Überlieferungen und vielen in der Sakralkunst angetroffenen Formen verwurzelt sind.

      e) Gott ist Licht. Die geometrischen Linien sind gleichsam Lichtstrahlen. Daher stammt diese Erfassung. Auch wenn sie das Wesen Gottes nicht absolut wiedergibt, erleichtert sie dennoch das Verständnis einiger Seiner Attribute besser.

      f) Durch die Einführung dieser symbolischen Darstellung Gottes wird die Forderung nach einer integralen Visualisierung erfüllt, die die Gesamtheit der Glaubenslehre umfasst.

      g) Bildliche Darstellungen können zu folgenden Irrtümern führen:

      • Hylotheismus (griech. hyle – Materie, theos – Gott) – ein Gottesbild in materialistischen Kategorien;

      • deischer Apersonalismus – Negierung der Persönlichkeit Gottes. Dies geschieht dann, wenn Gott als eine nicht näher definierte höchste Kraft angesehen wird, oder wenn Gott mit der Welt gleichgesetzt wird (Pantheismus).

      Illustration 2

       Die Heilige Dreifaltigkeit 10

       A. Illustrierende Funktion

      a) Der Kreis und das in ihn eingeschriebene gleichseitige Dreieck sind ein symbolisches Bild des Dreieinigen Gottes.

      b) Der eine Kreis bedeutet die Einzigartigkeit und Einheit der Natur (der Substanz und des Wesens) der göttlichen Dreifaltigkeit. Die göttlichen Personen teilen die einzige Gottheit nicht untereinander, sondern jede von ihnen ist voll und ganz Gott.

      c) Das in den Kreis eingeschriebene gleichseitige Dreieck bedeutet die Dreifaltigkeit und Gleichheit der göttlichen Personen: des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

      d) Die Pfeile auf dem Kreisumfang bedeuten die Macht der Liebe, mit welcher der Vater den Sohn und der Sohn den Vater liebt, und der Heilige Geist ist die verkörperte Liebe beider.

       B. Didaktisch-korrigierende Funktion

      a) Die anthropo-zoomorphen Darstellungen der Heiligen Dreifaltigkeit, denen wir in der Sakralkunst begegnen, können zu folgenden Irrtümern führen:

      • Anthropomorphismen (griech. anthropos – Mensch, griech. morphe – Gestalt) führen zu einem falschen Verständnis des Wesens Gottes, der alle menschlichen Vernunftkategorien maßlos übersteigt. In der kirchlichen Kunst und in weit verbreiteten populären Darstellungen wird die Heilige Dreifaltigkeit in Bildgestalt illustriert. Gottvater wird als älterer Mann mit grauen Haaren dargestellt, der Sohn Gottes als jüngerer Mann mit dunklen Haaren und der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Wenn diese Darstellungen zum Gegenstand


Скачать книгу