Ehrenmord ist kein Aprilscherz. Manfred Eisner

Ehrenmord ist kein Aprilscherz - Manfred Eisner


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denn sie mussten noch heute Abend wieder nach Antwerpen zurückfahren. Natürlich gab es dabei emotive Umarmungen und einige ›Pura vidas‹ für meinen lieben Javier, dem ich noch viele Grüße für die Antwerper Freunde mit auf den Weg gab. Im Hinausgehen rief er mir auf Spanisch zu, er werde mich über die Geburt von Nili Maria und den Termin für die Taufe informieren. Margrit und ich nahmen ebenso von den drei hiesigen Polizeibeamten Abschied, die uns so bereitwillig unterstützt hatten.

       Die Rückreise am heutigen Tag verlief leider nicht so reibungslos wie die Hinfahrt, denn ein böser Lkw-Unfall versperrte die Autobahn kurz vor dem Osnabrücker Kreuz. Als sich uns eine Polizeistreife näherte, um so manchen unbelehrbaren Autofahrer dazu zu bringen, endlich eine Mittelspur für die Rettungskräfte freizumachen, sprach ich sie an und gab uns zu erkennen. Wir durften ihnen mit eingeschaltetem Blaulicht hinterherschleichen und so nach etwa einer Dreiviertelstunde des Stillstands über die Standspur am Unfallort vorbeifahren.

       Wie versprochen, fuhren wir über Oldenmoor zurück, wo man uns leider nichts Neues über das vermisste Mädchen berichten konnte. Von dort aus rief ich den stellvertretenden Staatsanwalt in Itzehoe, Assessor Dr. Paul Kramer, an und informierte ihn über unsere neuen Ermittlungsergebnisse. Er war inzwischen von unserer Dienststelle über die Wiederaufnahme des Falles informiert worden und war natürlich sehr interessiert, so viel wie möglich darüber zu erfahren. Er fragte, ob ich kurzfristig zu einer Lagebesprechung vorbeikommen könne. Ganz impulsiv schlug ich vor, dass wir uns allesamt – also die Kollegen der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe, die aus Glückstadt und Oldenmoor sowie mein Team – am Sonntagmorgen auf dem Holstenhof meines Onkels Oliver in großer Runde treffen sollten, um einen einheitlichen Wissensstand herzustellen. Er fand den Vorschlag sehr gut und sagte zu, sämtliche hiervon Betroffene zu informieren. Während wir nach Kiel weiterfuhren, rief ich bei Onkel Oliver und Tante Madde an, um sie wegen dieses Überfalls vorzuwarnen. Mein lieber Onkel war sofort bereit, einen großen Tisch für die etwa zwei Dutzend Teilnehmer in der Verkaufsscheune seines Bauernladens aufzustellen. Da der Bütgenbacher Inspektor Breitkopf mir inzwischen tatsächlich das versprochene Rezept gemailt hatte, schickte ich dies gleich an Tante Madde weiter und bat sie, meine Ima um die Lieferung der hierzu erforderlichen Anzahl von Hühnern zu bitten. Ich bat Margrit, mich vor meiner Wohnung abzusetzen und dann gleich nach Hause zu fahren. Sie könne morgen früh unseren BMW ins LKA zurückbringen.

       So, nun ist aber genug. Ich gehe jetzt unter die Dusche, denn gleich kommt mein lieber Waldi, auf den ich zwangsläufig einige Tage verzichten musste. Ich freue mich deshalb schon riesig auf eine traumhafte Liebesnacht!

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