Der arme Trillionär. Georg Ransmayr

Der arme Trillionär - Georg Ransmayr


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      Georg Ransmayr

       Der arme Trillionär

      Aufstieg und Untergang des

       Inflationskönigs SIGMUND BOSEL

       Der Handelssaal der Wiener Börse in den 1920er Jahren.

       Für Jutta, Flora und Moritz sowie für meine Eltern

      INHALT

       Cover

       Titel

       Widmung

       1 – EINLEITUNG samt einem Vorwort des Autors

       2 – DIE TOCHTER EINES KÖNIGS

       3 – DAS SPRUNGBRETT ZUM REICHTUM

       4 – IM KLUB DER GLÜCKSRITTER

       5 – DER BENJAMIN DER MILLIARDÄRE

       6 – DAS NETZWERK DER MACHT

       7 – CHRONIK EINES SKANDALS

       8 – VON DEN FRAUEN UND VOM LIEBEN GELD

       9 – KATZ UND MAUS

       10 – DEM BARON ZU DIENSTEN

       11 – DER MANN IM SCHATTEN

       12 – STRAFSACHE SIGMUND BOSEL

       13 – FLUCHTPUNKT PARIS

       14 – DER NACHTZUG NACH BUDAPEST

       15 – IN DER GEWALT DES MENSCHENJÄGERS

       16 – DAS VERMÄCHTNIS DES TRILLIONÄRS

       17 – EPILOG

       Personenregister

       Quellen- und Literaturverzeichnis

       Danksagung

       Impressum

      Im Februar 2012 bin ich zum ersten Mal in New York vor dem Hochhaus gestanden, in dem Julie Bauer-Marks ihre Wohnung hat. Der freundliche Portier, der im Lift für mich auf den Knopf drückt, sieht aus wie ein Flugkapitän. Auf dem Stoff seiner Uniform ist über der Brusttasche die Adresse des Gebäudes am Central Park aufgestickt. Wir fahren hinauf in den zehnten Stock. Ich bin gespannt, was mir die Tochter des legendären Sigmund Bosel erzählen wird.

      Kurz darauf kommt mir am Gang eine humorvolle Dame mit einer rauchigen Stimme entgegen, die trotz ihrer 85 Jahre recht quirlig wirkt. Wir haben schnell ein herzliches Gesprächsklima, Frau Marks erkundigt sich, ob ich nicht vielleicht einen „weißen Spritzer“ möchte. Nach etlichen E-Mails und Telefonaten können wir in Ruhe die Dreharbeiten besprechen, die für den folgenden Tag angesetzt sind. Julie Marks hat sich bereit erklärt, in einer ORF-Dokumentation über ihren schillernden Vater mitzuwirken, der mit seinem sagenhaften Reichtum in den 1920er Jahren ganz Österreich elektrisiert hat.

      Deutsch möchte Frau Marks nicht unbedingt reden, obwohl das feine Wienerisch, das ihr sporadisch über die Lippen kommt, perfekt ist. Während der Nazi-Zeit sei sie in der Emigration in London mit ihrem Bruder dazu übergegangen, Englisch zu sprechen. Beim Plaudern über das geplante Interview kommen bei der Bosel-Tochter spontane Erinnerungen an ihre Kindheit hoch. Julie holt die Briefe hervor, die ihr von ihrem geliebten Papa geblieben sind, und die Familienfotos, die sie am Telefon erwähnt hat. „Mein Vater war ein sehr fescher Kerl. Er hatte schwarze Haare und sehr dunkle Augen“, sagt sie, während sie die Aufnahmen ausbreitet. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich auf seinem Schoß gesessen bin.“

      An drei aufeinanderfolgenden Tagen beschäftigen wir uns viel mit der Geschichte der Familie Bosel. Das lange Doku-Interview klappt bestens, Julie Marks ist eine gute Erzählerin. Sie überlässt mir zahlreiche alte Fotos und schenkt mir einen Roman, der von ihrem Vater handelt. Die Briefe borgt sie mir über Nacht, damit ich sie im Hotelzimmer einscannen kann. Frau Marks hat auch die Noten eines alten Wienerliedes hervorgeholt, das Fritz Imhoff einst über ihren Vater gesungen hat. Julie lässt durchblicken, dass sie sich einsam fühlt, seit ihr zweiter Ehemann, der Richter Jerome Marks, im Alter von 95 Jahren verstorben ist. Mehr als vier Jahrzehnte waren die beiden verheiratet gewesen. Und ihr erster Ehemann, Ernest R. Bauer? Er starb mit 45 Jahren an einem Herzinfarkt.

      Dieses Buch erzählt die dramatische Geschichte eines Grenzgängers. Sigmund Bosel war ein Finanzakrobat, der mit seinen halsbrecherischen Geschäften niemanden kalt gelassen hat. Seine Laufbahn verlief abenteuerlich und tragisch, sein Leben war eine Mischung aus Krimi und Groschenroman. Die Anfänge seiner Karriere hören sich an wie ein Märchen über den Kapitalismus, in dem ein junger Glücksritter nach dem Ersten Weltkrieg binnen kurzer Zeit mehr Geld anhäufen konnte als andere Millionäre in einem ganzen Jahrhundert.


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