Israel. Sotill Wolfgang

Israel - Sotill Wolfgang


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zu Pessach mit dem Wunsch: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ Vielleicht haben ja auch Sie Lust, sich diesem Wunsch anzuschließen.

       WIE GEFÄHRLICH IST EINE REISE NACH ISRAEL?

      EINE LEHRERIN rief mich zwei, drei Jahre vor ihrer Pensionierung immer wieder an und fragte: „Wann fahren Sie das nächste Mal nach Israel?“ Ich nannte ihr Termine, aber einmal waren es berufliche, dann wiederum private Gründe, deretwegen sie verhindert war. Als sie dann in Pension war, meldete sie sich tatsächlich zu einer Reise an. In den Wochen davor telefonierten wir mehrfach, sprachen über alles Mögliche, aber von Sicherheitsbedenken war dabei nie die Rede. Drei Wochen vor Reiseantritt leuchtete ihre Nummer erneut auf meinem Handy auf. Aufgeregt erklärte sie mir, dass sie sich abmelden wolle, denn ihre Frisörin habe ihr erklärt, dass es zu gefährlich sei, nach Israel zu fahren. Auf meine Frage, ob die Frisörin Nahosterfahrung habe, verneinte sie. Nein, das zwar nicht, aber das sage ihr ihr Bauchgefühl.

      Die Angst vor Israel treibt manchmal seltsame Blüten, wie Markus Bugnyar, Rektor des Österreichischen Hospizes in der Altstadt von Jerusalem, erfahren musste. Bei einer Sicherheitskontrolle am Flughafen Wien-Schwechat wandte sich ein Passagier, dessen Flug gleich nebenan abgefertigt wurde, an ihn und meinte: „Sie fliegen nach Tel Aviv? Sie fliegen in die Hölle!“ Bugnyar erwiderte beiläufig: „Aber die ist sehr gut besucht.“

      Tatsächlich schreibt Israel immer neue Besucherrekorde. Schon 2017 war mit 3,6 Millionen Besuchern aus aller Welt ein Rekordjahr, das 2018 noch einmal deutlich übertroffen wurde. Man überschritt erstmals die Zahl von vier Millionen Touristen. Die Beruhigung im Nahost-Konflikt motivierte in den ersten acht Monaten des Jahres 2018 rund 161.000 Deutsche und 23.500 Österreicher, das Land zu besuchen. Das sind Zuwachsraten gegenüber dem Rekordjahr 2017 von 24 beziehungsweise 25 Prozent.

      Wie gefährlich ein Land ist, ist keine Frage der subjektiven Befindlichkeit, sondern kann objektiviert werden. Leicht kann man im Internet recherchieren, wie viele Touristen in Israel verletzt oder gar getötet worden sind. Gibt man die dementsprechenden Suchbegriffe bei einer Internet-Suchmaschine ein, findet man heraus, dass 2016 eine Britin und 2017 ein US-Bürger ums Leben kamen. Statistisch gesehen ist jede Stadt in Israel für Touristen also sicherer als London, Köln, Berlin, Madrid, New York, Tokio, Istanbul oder Moskau. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

      Dennoch erlebe ich immer wieder, dass sich Reiseteilnehmer als besonders mutig empfinden, wenn sie nach Israel fliegen. Sie erklären mir oft schon während der Busfahrt zum Flughafen, wer ihnen nicht aller von der Reise abgeraten habe: beste Freunde, der Schwager, Arbeitskollegen, sogar die Schwiegermutter. Ein Ehepaar berichtete mir, es habe vor Reiseantritt vorsorglich seinen Nachlass geregelt. Man wisse schließlich nicht, ob man im Heiligen Land nicht von einer Rakete getroffen würde.

      Ob stille Helden oder Ehepaare, die bereit sind mit dem Leben abzuschließen – sie alle erwarten von ihrem Reisebegleiter eine Bekräftigung ihres Entschlusses, Zuspruch und Ermutigung. Ich sage dann: „Sie werden nicht die Einzigen sein, die das Land besuchen. Ganz im Gegenteil.“ Beim Anblick der Menschenmassen, die sich vor den heiligen Stätten drängen, relativiert sich dann der Heldenmut. Die Angst ist verflogen, sobald die Leute im Land sind. Sie geben an, sich „sicher, wie in Abrahams Schoß“ zu fühlen.

      Israel ist also keine Risiko-Destination. Das bestätigen zahlreiche Touristen, die das Land besucht haben, und das lässt sich auch an Statistiken ablesen. Dass viele Menschen dennoch Bedenken haben, dorthin zu fahren, ist aufgrund der Medienberichterstattung verständlich. Ich rate Menschen, die Ängste haben, sich bei Experten zu informieren. Eines ist klar: Absolute Sicherheit gibt es in Israel nicht. Aber die gibt es auch sonst nirgends auf der Welt. Mit einem Wort: Besuchen Sie Israel, das Land wird Sie in so vielfältiger Weise bereichern, faszinieren und Ihren Blick weiten.

       WER IST DAS ÜBERHAUPT: EIN JUDE?

       Die Antwort finden Sie auf Seite 40.

       WELCHE ORTE SOLLTE MAN UNBEDINGT BESUCHEN?

      DAS IST eine Frage des Anspruchs: Sind Sie ein lebensfroher Tourist, dann ist Tel Aviv mit seinen Restaurants, Bars und Clubs die erste Adresse. Als Pilger werden Sie möglichst viele heilige Stätten besuchen, als Kulturreisender Museen, Ausgrabungen oder auch die Oper in Tel Aviv. Als politisch Interessierter werden Sie möglicherweise Kibbuzim, den Golan oder das Westjordanland besuchen. Dann werden Sie die Mauer zwischen Israel und Palästina entlangwandern und in Betlehem Hunderte Graffiti sehen, die auf die Situation der Araber in den besetzten Gebieten aufmerksam machen. Darunter finden sich auch einige Arbeiten des britischen Streetart-Künstlers Banksy, dessen Identität noch immer ungeklärt ist. Wenn Sie Orte wie Nablus oder Ramallah besuchen, werden Sie dort hören, wie schwierig das Leben hinter der 2002 errichteten Mauer geworden ist. Aber kaum jemand wird Ihnen erzählen, dass sich durch den Mauerbau die Zahl der arabischen Selbstmordattentate in Israel erheblich reduziert hat.

      Als jemand, der das Land seit 1977 mehrfach im Jahr als Journalist, Buchautor und Reiseleiter bereist, rate ich Ihnen: Versuchen Sie nicht, nur Ihre eigene politische oder religiöse Kultur wiederzufinden. Das ist ohnedies nur schwer möglich, denn die einzelnen historischen Stätten, deren Geschichte und die dazugehörigen Religionen sind eng miteinander verwoben. Einige Beispiele: Man kann den Felsendom, der an die Nachtreise des Propheten Mohammed erinnert (Sure 17), nur verstehen, wenn man weiß, dass sich im siebten Jahrhundert mit dem Judentum und dem Christentum bereits zwei monotheistische Religionen in der Stadt etabliert hatten, die der junge Islam überwinden wollte. Oder: Man kann in der Paternoster-Kirche am Ölberg die Anrede Gottes als „Vater unser“ nur dann in ihrer ganzen Dimension wertschätzen, wenn man weiß, dass Juden aus Ehrfurcht den Namen Gottes nicht einmal aussprachen. Auch Betlehem ist nicht nur der Geburtsort Jesu, sondern auch jener von König David. Die direkte Abstammung Jesu aus dem Geschlecht Davids war wiederum die Voraussetzung dafür, dass er überhaupt der Messias sein konnte.

      Es gilt, immer und überall überraschende Entdeckungen zu machen. Die Kuppel der in den 1960er-Jahren fertiggestellten katholischen Verkündigungskirche in Nazareth wurde beispielsweise nach jüdisch-kabbalistischen Grundsätzen errichtet. Das Land der Bibel ist also weder kulturell noch religiös eindimensional.

      Zu den Orten, die man unbedingt gesehen haben muss, gehören die heiligsten Stätten der drei monotheistischen Religionen: die Westmauer (auch: Klagemauer), die Geburtskirche, die Grabeskirche und der Felsendom samt Al-Aqsa-Moschee. Die Westmauer ist Tag und Nacht zugänglich. Dort kann man auch – ausgenommen am Schabbat – immer fotografieren. Am besten besucht man diese westliche Begrenzungsmauer des herodianischen Tempels am Montag- oder Donnerstagvormittag, wenn 13-jährige Juden im Rahmen einer Bar Mitzwa ihre religiöse Großjährigkeit feiern. Sie können dort tolle Fotos machen.

      Die islamischen Heiligtümer sind von Sonntag bis Donnerstag (meist zwischen 7 und 11 Uhr und 12.30 bis 13.30 Uhr) geöffnet. Das Betreten der Moscheen ist nach einer muslimischen Verordnung aus „Sicherheitsgründen“ verboten. Der Felsendom mit seiner achteckigen Architektur, seiner vergoldeten Kuppel und seinen wunderbaren Fayence-Fliesen ist es aber wert, aus der Nähe betrachtet zu werden. Um überhaupt


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