Der Tanz des Kranichs. Hilmar Fuchs

Der Tanz des Kranichs - Hilmar Fuchs


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der Übungen

       6.1. Die Form: Imitation und Wandel

       6.2. Den Kopf klarmachen

       6.3. Wie hart soll ich üben?

       6.4. Stress und Aufmerksamkeit

       6.5. Die Körperhaltung

       6.6. Die Wendeltreppe in der Technik

       7. Die Übungen der Kranichform des Tai Chi

       7.1. Vorbereitungsübungen

       7.2. Die acht wichtigsten Ausdrucksformen des Kranichs

       Der Lehrer und die Schatzkarte

       Ausblick

       Danksagungen

       Kontakt

       Quellen

       Abbildungsnachweis

       Weitere Titel

       Anmerkungen

       Gemeinsam gehen wir einen Weg, auf dem wir uns bemühen, Tai Chi unseren Mitmenschen als Geschenk anzubieten. Ich habe lediglich Verbindungen geknüpft …

       Imagination ist die Blüte deiner persönlichen Entwicklung, lass sie nicht verdorren …

      Hilmar Fuchs

       Gewidmet meiner Frau Marlene und meinen Kindern Sandra und Michael.

       Vorbemerkung

      Seit vielen Jahren schon haben mich immer wieder Weggefährten und Schüler gebeten, meine Auffassung vom Tai Chi in Form eines Buches herauszugeben. Sie wünschten sich einen Text, der verständlich werden lässt, was Tai Chi für den Praktizierenden bedeuten kann, welche Wirkung seine Techniken auf den Körper und den Geist ausüben können und worauf die Wirkungen beruhen. Und natürlich auch ein Buch, in dem die von mir gelehrte Kranichform des Tai Chi – Hakutsuru, die Form des Weißen Kranichs – auf nachvollziehbare Weise vorgestellt wird.

      Ich habe Mitte der 1960er Jahre damit begonnen, asiatische Kampfkünste zu erlernen. Zu jener Zeit drehte sich alles nur darum, möglichst stark und unüberwindbar zu werden. Relativ frühzeitig wurde ich inspiriert durch einen Japaner, Hirokazu Kanazawa, der schon damals weiter dachte als die meisten anderen Kampfkunstlehrer. Seine Auffassung war zu jener Zeit nicht sehr populär. Er sagte, Stärke und Härte würden unsere Körper mit der Zeit zermürben und unserer Gesundheit abträglich sein. Ich glaubte es ihm. Mein späterer Lehrer, der Franzose Roland Habersetzer, hat mich darin bestärkt und mir auf meinem Weg weitergeholfen. Auch heute noch, nach über 30 Jahren, habe ich meine Freude an den inspirierenden Gesprächen mit ihm. Diese beiden Lehrer waren für meine Entwicklung der Zündfunke und das Feuer.

      Der in Florida lebende George Alexander, ein Meister des Shorin-ryu-Karate (9. Dan) und hochdekorierter Vietnamkriegsveteran, brachte mich erstmals in Berührung mit der Kranichform.

      Nach 20 Jahren der unermüdlichen Auseinandersetzung mit dieser Form gelangte ich zu meiner persönlichen Interpretation derselben aus Sicht der Heilung und Gesunderhaltung des menschlichen Körpers und Geistes. Die Erfahrungen, welche ich im Lauf der Jahrzehnte sammeln konnte, bilden die Grundlage für dieses Buch.

      In all diesen Jahren hat sich Tai Chi als eine Bereicherung von unschätzbarem Wert für meine persönliche Kampfkunst erwiesen. Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass der eigentliche Kampf weniger auf der Straße, sondern eher im Alltag und in uns selbst stattfindet. Tatsächlich sitzt unser größter Feind oft mitten in uns – in Gestalt von selbstzerstörerischen Gedanken, Süchten verschiedenster Art, Neid auf vermeintlich glücklichere und erfolgreichere Menschen und so weiter. Die immer schwieriger werdende Arbeitswelt, der Leistungsdruck, familiäre Probleme und Zukunftsängste hinterlassen Spuren, die schlimmer sind als die eines Faustschlags. Und in diesen Kämpfen kann uns Tai Chi besser unterstützen als jede harte Kampfkunst. Tai Chi kann uns helfen, mehr über uns selbst und über unsere Umwelt und deren Einflüsse auf Körper, Geist und Seele zu erfahren. Von großem Wert ist dies auch für Kampfkünstler, gleichgültig welchen Stils, die mehr als nur die äußeren Techniken ihrer jeweiligen Kunst verstehen wollen.

      Eine dauerhafte Praxis des Tai Chi ist eine echte Charakterschule. Ich möchte in diesem Zusammenhang eine Aussage Risuke Otakes (Meister des Shinto-ryu-Schwertkampfstils) über das Konzept der Erziehung des Charakters zitieren:

       Es ist der Charakter, der einem Menschen den Ruf einträgt, ein wirklicher Mensch zu sein. Es gibt viele Mittel, durch die man seinen persönlichen Charakter entwickeln kann: Zum Beispiel durch das Studium des Buddhismus, des Shintoismus, der Kalligraphie, der Teezeremonie, der Kunst des Blumenarrangierens und so weiter. Jeder dieser »Wege« (do) wird denjenigen, der sich ihm vom ganzen Herzen widmet, in die Lage versetzen, das zu erreichen, was seine endgültige Bestimmung ist – ein Mensch zu sein.

       Ein altes Gedicht besagt: »Auch wenn es viele Wege gibt, die einen Berg hinaufführen, so wird doch ein jeder, der den Gipfel erreicht, ein und denselben Mond erblicken.« Von all den verschiedenen »Wegen«, auf denen man zu einem guten Charakter gelangen kann, zeichnen sich die kriegerischen Disziplinen (Budo) dadurch aus, dass das Element der Gefahr ein untrennbarer Bestandteil des Trainings ist. Es ist wichtig, auf diese Weise zu trainieren, um Unheil zu vermeiden. Der Trainierende muss sich dessen bewusst sein, dass ein Schwert, das von einem bösen Herzen regiert wird, zum satsujin ken wird, zu einer mörderischen Waffe. Es hat viele Schwertkämpfer gegeben, die das Leben nur deshalb verloren haben, weil ihr Herz und ihr Verstand nicht gut waren. Nur ein Schwertkämpfer, der mit dem rechten Herzen und dem rechten Verstand trainiert, wird das katsujin ken, das Schwert, das Leben spendet und nicht Leben nimmt, in seinen Händen halten. 1

      In allen Tai-Chi-Stilen gibt es auch Formen mit dem Schwert. Oft vergessen wir jedoch dabei, dass das Schwert sozusagen nur die Verlängerung unseres Charakters darstellt. Egal, welche Disziplinen wir betreiben, das eigentliche Ziel ist immer die »Bildung des Charakters«.

      Dieses Buch kann natürlich keinen Lehrer ersetzen, aber es kann einen »Zündfunken« erzeugen, der Sie auf dem einmal eingeschlagenen Weg weitergehen lässt. Tai Chi ist buchstäblich für einen jeden geeignet – für junge Menschen, für Senioren, für Kampfkünstler und für Leute, die auch ohne einen »Sport« fit und gesund bleiben wollen. Es ist anregend und »schmackhaft« wie eine Tasse Tee.

      Tai Chi ist nicht besser und nicht schlechter als andere Methoden; alles, was dem Menschen hilft, körperlich und geistig gesund zu bleiben und seinen Charakter zu schulen, hat seine Berechtigung. Sie selbst müssen herausfinden, welches System für Sie am geeignetsten ist. Worum es immer gehen sollte, ist


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