Der Schatz der Kürassiere. Herbert Schoenenborn
Denn auf der rechten Seite des schrankartigen Beichtstuhls, wo die Beichtenden Platz zu nehmen pflegten, war der Vorhang heruntergelassen.
Der Pfarrer bekreuzigte sich, betrat die linke Seite des Beichtstuhls und setzte sich auf die Bank. Da nur wenig Morgenlicht in den Beichtstuhl fiel, konnte er durch die vergitterte Trennwand vage erkennen, dass der Beichtende nicht kniete, sondern auf der Kniebank saß und den Kopf an die Rückwand gelehnt hatte.
Der Priester hatte Verständnis dafür, denn man konnte schließlich nicht verlangen, dass ein Sünder kniend auf den Beichtvater wartete. Aber jetzt, wo er da war, erwartete er, dass der Büßer seine Sitzposition aufgab und sich wie bei der Beichte üblich hinkniete. Aber vielleicht verharrte er schon länger im Beichtstuhl und war eingeschlafen. Der Priester beschloss die Initiative zu ergreifen und den Sünder sanft aufzuwecken. Ohne zunächst das Bekenntnis des Beichtenden abzuwarten, begann der Priester mit choraler Stimme:
„Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit.“ Da der Beichtvater keine Resonanz erhielt, wiederholte er die Worte, nun etwas lauter. Auch diesmal regte sich sein Gegenüber nicht. Misstrauisch geworden ging der Priester zur anderen Seite des Beichtstuhls. Als er den Vorhang beiseite schob, wurde er bleich und trat hastig einen Schritt zurück. Jetzt wurde ihm klar, warum er keine Antwort erhielt. Der Mann, der dort saß, war tot. Das aus einem kreisrunden Loch in seiner linken Schläfe ausgetretene Blut war bereits getrocknet. Für diesen Mann kam die Beichte zu spät. Nachdem er sich dreimal bekreuzigt und den Toten gesegnet hatte, verließ er schnellen Schrittes die Kirche, um die Polizei zu verständigen.
Die Polizei hatte kein Interesse, den Tod Couteaus und Chevals aufzuklären und schloss zufrieden die Akten. Jemand hatte ihnen die Arbeit abgenommen, wer, war ihr gleichgültig. Eine Randnotiz in den örtlichen Zeitungen über den Tod der beiden Ganoven steigerte allerdings die Nervosität bei ihren Auftraggebern.
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