Löscher-Löcher. Reinhard Kessler
Nun geben Sie in die Google-Suchzeile ein: loriot + atomreaktor und schon haben Sie den Spassfator 200. Sie können Filmchen schauen, und Sie finden da auch den geeigneten Reaktor für Muttis Einbauküche.
Beispiel 2:
Jetzt sind Sie auf Seite 16 und lesen folgende Stelle:
„Wir müssen dazu aber wissen, wie so ein Ding grob funktioniert, damit wir die richtigen Bauteile kaufen. Andernfalls kann es passieren, dass nachher der teure Deckel nicht auf unseren Reaktordruckbehälter passt.“
Das wäre ja nun wirklich zu doof. Das Ding ist ja echt sündhaft teuer. Sie wollen mehr Lese-Spass und geben einfach folgende Worte in die Google-Zeile ein: reaktordruckbehälter + deckel passt nicht. Dann starten Sie die Suche durch Drücken der Eingabetaste und schon geht der Spass ab. Lassen Sie sich entführen in die Wunderwelt der Technik.
Beispiel 3:
Jetzt noch der dritte Streich, der ist etwas anspruchsvoller, weil Sie die Suchbegriffe im Text erst suchen müssen:
Sie sind nun auf Seite 17 und lesen:
„Andererseits hat eine Schweizer Laiengruppe früher mal so ein Reaktorchen unterirdisch in einem Felsen gebaut und das war dann – nachdem dort eine Kernschmelze stattgefunden hat – ein Riesenvorteil. Deckel drauf und zu. Das ist aber schon lange her.“
Machen wir uns das jetzt nicht so schwer, sondern wir probieren es einfach mal mit: schweiz + kernschmelze und schon werden Sie nach Lucens gebeamt und haben zusätzlichen Lesestoff für einen ganzen Abend. Sie erfahren dann so nebenbei, dass es in der Schweiz bereits lange vor Tschernobyl und Fukushima eine Kernschmelze gab.
Wenn Sie das öfters machen – es hat mehr als genug Gelegenheiten dazu in diesem Buch – dann haben Sie sozusagen ein interaktives Buch mit wesentlich mehr Lesespass.
Probieren Sie es einfach aus. Es hat für jeden etwas dabei.
Man kann das Buch auch gleich zu zweit lesen. Einer liest und sagt gelegentlich die Suchbegriffe, der andere sucht und schon kann man zusammen lachen. So was verbindet und schweisst auf ewig zusammen.
Viel Spass!
Mein erster Reaktor:
Basics and Must-Haves
Tipps und Tricks für einen eigenen SWR
Zunächst mal eine Enttäuschung für unsere lieben Naturheiler und Heilpraktiker: Unter Kernkraft verstehen wir im Folgenden nicht die heilende Wirkung von Apfelkernen oder Ähnlichem. Nein, es geht auch nicht um das Innere von Melonen oder gar um die berühmten Globuli. Es geht eher um unseren Globus, und zwar in der Einzahl, wir haben derzeit auch nur den einen und nicht viele kleine im Multiversum.
Wir beschäftigen uns diesmal mit Kernkraftwerken – KKW. Die werden oft auch Atomkraftwerke – AKW – genannt. Bitte nicht verwechseln mit LKW, die sind gefährlich.
Die friedliche Nutzung der Kernkraft als Abfallprodukt intensiver militärischer Forschung und Aufrüstung spielt in diesem Krimi eine wichtige Rolle. Und dabei ist es ein ganz bestimmter Reaktortyp, mit dem wir es zu tun haben, der SWR.
SWR steht für Siedewasserreaktor und der Typ ist auf der Erde relativ weit verbreitet. So ein SWR gilt gemeinhin als etwas störanfällig, man sagt ihm nach, dass die Reaktordruckbehälter schneller altern. Das wird von den zuständigen Betreibern stets als ein übles Gerücht bezeichnet, aber die Risse sind dann jeweils real und müssen geflickt werden.
SWR‘s haben nur einen einzigen Wasser–Dampf-Kreislauf, also keinen zusätzlich getrennten Primärkreislauf im nuklearen Teil und einen nicht belasteten Sekundärkreislauf zu den Turbinen. Das gilt als Schwachstelle dieses Reaktortyps. Der Kühlkreislauf zum grossen Kühlturm und zurück ist natürlich wie bei allen AKW’s getrennt.
Für Leute, die sich gerne so ein AKW selber basteln wollen, folgt nachher eine kleine Bauanleitung. Die ist übrigens nicht geheim, die gab es bei Loriot schon vor vielen Jahren im Fernsehen: Der Baukasten „Wir bauen uns ein Atomkraftwerk“ ist speziell bei Jungs sehr beliebt und im Vorweihnachtsgeschäft der Renner. Das kann sogar Klein-Dicki zusammen setzen.
Meine Lieblingssätze aus dem überaus empfehlenswerten Werk sind: „Wenn man einen Fehler macht, gibt es auch eine kleine Explosion“, und dann: „Es macht puff und die Kühe fallen um und die kleinen Häuser und Bäume. Da ist dann immer ein grosses Hallo und viel Spass.“* (*in memoriam of Evelyn Hamann)
Allerdings gibt es einen kleinen Wermutstropfen bei der Sache: Im Baukasten zum Selbstbau des AKW’s ist ein Neutronenbeschleuniger als offensichtlich notwendiges Bauteil enthalten. Das ist jetzt echt Pech. Wir können damit leider gar nichts anfangen. Für unseren SWR braucht es eher genau das Gegenteil. Wir bauen nämlich keine Grossforschungseinrichtung (CERN) oder so was, sondern einen SWR, und so ein Teil funktioniert nun mal nicht mit schnellen Neutronen, sondern mit thermischen Neutronen, d.h. die Neutronen müssen durch einen geeigneten Moderator abgebremst werden.
Im Siedewasserreaktor übernimmt diese Rolle – nomen est omen – das Wasser. Wasser ist also einerseits Kühlmittel und andererseits Moderator. Wir wollen hier aber nicht über Moderatoreigenschaften (wir sind doch hier nicht beim Laberbacken-Fernsehen), auch nicht über Neutroneneinfangquerschnitte und Dampfblasenkoeffizienten und so Zeug reden.
Wie schnell die Neutronen jetzt wirklich sein müssen, das ist doch eigentlich nur was für Pingelfritzen und Kernphysiker.
Wir lösen unser Problem mit dem Neutronenbeschleuniger so: Wir benutzen nicht den Original-Baukasten, sondern besorgen uns die notwendigen Teile selber. Das macht auch mehr Spass und wir sind nachher doppelt so stolz auf unser Bauwerk. Hier sind ein paar nützliche Tipps.
Wir müssen dazu aber erstmal wissen, wie so ein Ding grob funktioniert, damit wir die richtigen Bauteile kaufen. Andernfalls kann es passieren, dass nachher der teure Deckel nicht auf unseren Reaktordruckbehälter passt.
Sie ersparen sich so auch das hämische Grinsen der Nachbarn. Dumme Sprüche von Handwerkern wie etwa: „Dreimal abgeschnitten und immer noch zu kurz!“ müssen definitiv nicht sein.
Bau im Freien
Vorbemerkung zum Bau: Grundsätzlich ist es empfehlenswert, den Reaktor im Freien zu bauen. Er ist dann zwar der Witterung ausgesetzt, aber Sie haben mehr Spass am Dampffähnchen, welches aus dem Kühlturm kommt. Das wechselt dann lustig je nach Wind die Richtung und auch die Nachbarn haben mehr Spass. Dass sie dafür auch etwas weniger Sonnenschein und mehr Infektionskrankheiten haben, das nehmen die doch gerne inkauf. Dafür ist es, sozusagen als Ausgleich, in der direkten Umgebung etwas wärmer und die Schneeglöckchen blühen früher im Jahr.
Unterirdischer Bau
Andererseits hat eine Schweizer Laiengruppe vor langer Zeit mal so ein Reaktorchen unterirdisch in einem Felsen gebaut und das war dann – nachdem dort eine Kernschmelze stattgefunden hatte – ein Riesenvorteil. Deckel drauf und zu.
Bedenken Sie bitte auch, dass bei unterirdischer Errichtung das Richtfest bescheidener ausfallen muss. Sie können allein schon aus Platzgründen nicht so viele Leute einladen, wie Sie womöglich möchten.
Auch der viele Rauch vom Grill könnte in der Höhle stören. Ausserdem sieht bei unteririschem Bau niemand die Schweizer Fähnchen oben am Reaktor (im Lieferumfang des Original-Baukastens enthalten).
Baugenehmigung
Ob Sie für Ihren Reaktor eine Baugenehmigung brauchen oder nicht, das kann man so in dieser allgemeinen Form nicht beantworten. Das ist – wie fast alles hierzulande – von Kanton zu Kanton verschieden. Insider wissen, dass es sogar von Gemeinde zu Gemeinde verschieden ist.
Nach unserer Erfahrung ist es aber in jedem Fall gut, wenn Sie mit dem Kühlturm eine gewisse Höhe nicht überschreiten. Die Anlage fällt dann unter