Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Peggy Leiverkus

Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten entlang der Via Agrippa in Deutschland, Luxemburg und Frankreich - Peggy Leiverkus


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römische Fahrrinnen, eine Wasserrinne sowie links des Weges kurz vor der Kuppe einen überwachsenen Steinbruch sehen. Dieser ist heute kaum mehr als eine tiefe Grube – aus dem die Römer vielleicht Steine für die Straßenbefestigung gewannen.

      Abb. 10 Flucht der Via Agrippa Richtung Norden, im Vordergrund das spätantike Kastell an der Urft, dahinter am Hang der vicus Marcomagus.

      Nach ca. 4 km ab der Quellfassung konnte man nun endlich im Straßendorf Marcomagus rasten und sich stärken. Diese Station an der Via Agrippa ist auch auf der Tabula Peutingeriana verzeichnet und bis vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass es sich hierbei um das nur wenige Kilometer entfernte Marmagen handeln müsse. Ausgrabungen und der nachgewiesene Trassenverlauf belegen jedoch eine Wegestation an dieser Stelle. Zwischen der Anhöhe „Görresburg“, dem angrenzenden weiten Hang „Alte Gasse“ und dem „Steinrütsch“ im Tal an der Urft ist ein archäologischer Landschaftspark angelegt, der ausgewählte Reste des antiken Dorfes sichtbar macht.

      Von Norden kommend, erblickte man im 2. Jh. auf der Höhe einen steinernen Tempelbezirk mit drei Gebäuden, unter dem sich am Hang bis hinunter zur Urft längliche auf Steinfundamenten gebaute Fachwerkhäuser dicht aneinanderreihten, die sog. Streifenhäuser. Unten im Tal erreichte man schließlich die Wegestation, hier hat es vermutlich eine Unterkunft und eine Straßenmeisterei gegeben.

      Diese wurde von Soldaten aus der Bonner Legion I Minervia betrieben, die auch in der Iversheimer Kalkbrennerei arbeiteten. Sie waren hier als beneficiarii consularis eingesetzt, d. h. Unteroffiziere, die für Dienste im Gemeinwesen und Verwaltungsdienst eingeteilt waren. Sie waren in Marcomagus wahrscheinlich für die Überwachung des Urftüberganges und zur Instandhaltung der Straße im umliegenden Gebiet stationiert. Gut kann man sich vorstellen, dass sie den strapazierten Straßenbelag mit Steinen aus dem nahegelegenen Steinbruch ausbessern mussten. Diese Wegestation wurde, wahrscheinlich nachdem sie bei den Frankeneinfällen im 3. Jh. zerstört worden war, Anfang des 4. Jhs. erneuert und zu einem steinernen Kastell ausgebaut, das man fortan durchqueren musste, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Die Grundmauern dieses Kastells wurden rekonstruiert und können heute wieder durchquert werden.

      Abb. 11 Matronenheiligtum des vicus Marcomagus auf der „Görresburg“.

      Vier der beneficiarii haben in dem oben gelegenen Tempelbezirk den sog. Aufanischen Matronen Weihesteine mit Inschriften geschenkt, deren Kopien heute rund um das Heiligtum aufgestellt sind (Abb. 11). Diese meist zu dritt dargestellten Muttergottheiten mit großen Hauben als Haartracht sind wahrscheinlich keltischen Ursprungs und wurden besonders im Rheinland verehrt, aber auch weiter südlich in Gallien, wo man ganz ähnliche Darstellungen entlang der Via Agrippa finden kann. Der Beiname „Aufanisch“ ist nicht geklärt. Ein Hauptheiligtum der Matronen befand sich vermutlich in Bonn. Man kann sich also gut vorstellen, dass die Bonner Legionäre den hier schon seit dem 1. Jh. vorhandenen Kultplatz ausgebaut und nach dem Ende ihres Dienstes dort Weihesteine für ihre Gottheiten aufgestellt haben, um ihnen für eine glücklich verlaufene Dienstzeit zu danken.

       Literatur:

      Grewe. K.: Der Römerkanal-Wanderweg. Ein archäologischer Reiseführer. Düren 2005. 66 – 69.

      Horn, H.G.: Agrippa Straße. Von Köln bis Dahlem in 4 Etappen und 8 Exkursen. Köln 2014. 188 – 200.

       Wer auf der Höhe von Oos die Via Agrippa verließ, um auf dem Gut der Villa Sarabodis Handel zu betreiben, kam darüber hinaus in den Genuss des mineralreichen Wassers, das bis heute weit über seinen Ursprung hinaus bekannt ist. Zum Beten und Opfern luden die heilige Quelle des Gutsbesitzers oder das Matronenheiligtum auf dem Berg ein.

       05 GEROLSTEIN – HEILIGES WASSER UND EIN FALSCHER JUDENFRIEDHOF

DEUTSCHLAND Rheinland-Pfalz

      Villa Sarabodis

      Die gemütliche Kleinstadt Gerolstein ist vor allem berühmt durch ihr Mineralwasser. Doch auch seine Lage in der Vulkaneifel zwischen bewaldeten Hügeln und dramatischen Dolomitenfelsen macht sie zu einem beliebten Urlaubsziel. Vielleicht diese schöne Umgebung oder auch die sprudelnde Heilquelle, heute Sidinger Drees genannt, veranlasste eine wohlhabende Familie im 1. Jh. sich hier niederzulassen – ca. 7 km östlich der Via Agrippa, die wohl durch das heutige Oos (Ausava) verlaufen ist. Die sog. Villa Sarabodis wurde beim Bau der Gerolsteiner Erlöserkirche 1907 entdeckt und für die Nachwelt konserviert (Abb. 12). Die sog. villae rusticae, meist weitläufige und luxuriös ausgestattete Landvillen, waren häufig zwischen Rhein und Mosel. Meistens waren es wohlhabende Einheimische, die sich mit den römischen Eroberern arrangiert hatten und Landwirtschaft betrieben, von deren Einnahmen sie lebten. So bogen aus der Zufahrtstraße zur Villa sicher häufig mit Getreide oder Schlachttieren beladene Karren auf die Via Agrippa ein. Möglicherweise unterhielt der Villenbesitzer am Straßenrand auch einen eigenen Verkaufsstand.

      Man erkennt heute noch die zahlreichen Räume der Anlage sowie eine Hypokaustenheizung, die links, unmittelbar hinter dem Eingang, in einem Schutzhäuschen zu besichtigen ist. Wahrscheinlich hat sich an dieser Stelle eine beheizte Badeanlage befunden. Dass schon den antiken Bewohnern Gerolsteins das Wasser am Herzen lag, erkennt man ebenfalls an der heute in Stein eingefassten, aber leider nicht mehr sprudelnden Heilquelle „Sidinger Drees“. Sie entspringt wohl kaum zufällig knapp 100 m von der Villa entfernt auf dem anderen Kyllufer, heute am Kyllweg. Viele in der Quelle gefundenen römische Münzen, meist aus dem 3. Jh., bezeugen, dass die Bewohner hier nicht nur das Wasser zum Trinken und Baden benutzten, sondern auch zu den Quellengöttern beteten. Um 450 n. Chr. wurde die Villa dann zerstört, wahrscheinlich bei den Einfällen der Germanen. Aus dieser Zeit stammen auch 27 in der Nähe gefundene Gräber mit Männern von über 2 m Körpergröße darin. Verletzungen an den Knochen nach zu urteilen, haben sie einen gewaltsamen Tod gefunden. Doch warum und unter welchen Umständen, bleibt ein Rätsel.

      Abb. 12 Reste der Villa Sarabodis hinter der Gerolsteiner Erlöserkirche

      Der Name Sarabodis ist aus einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 762 überliefert, als die Eltern Karls des Großen, Pippin und Bertrada, die Villa der Abtei Prüm schenkten.

      Rechts neben den Ruinen ist ein kleines Museum zu besichtigen, in dem die Funde rund um die Villa und die Quelle, darunter verschiedene Votivfiguren und Alltagsgegenstände wie Fibeln und Flacons, ausgestellt sind.

      Abb. 13 Tempelmauern im Matronenheiligtum auf dem Judenkirchhof

      Judenkirchhof

      Verlässt man die Stadt Richtung Pelm und windet sich die Landstraße K33 empor an der Kasselburg vorbei und biegt dann den nächsten Weg links ab, gelangt man zu einem römischen Heiligtum, das im Volksmund Jud(d)enkirchhof genannt wird (Abb. 13). Mit Juden hat diese Ruine allerdings gar nichts zu tun, vielmehr vermutet man, dass es sich hier um die falsche Deutung des mundartlichen Wortes „Jodd“, was so viel wie Patentante heißt, handelt. Eine heilige Patentante? Gemeint ist damit


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