Unheimliches Wien. Gabriele Lukacs

Unheimliches Wien - Gabriele Lukacs


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Öffnungszeiten: täglich außer Montag 10 : 00 – 13 : 00 und 14 : 00 – 18 : 00.

       Literaturtipp: David Weiss: Miasma oder Der Steinerne Gast (Roman), Wien 2008.

      1., HABSBURGERGASSE 5/BRÄUNERSTRASSE 8, EHEMALIGES PALAIS CAVRIANI.

      Auch in den „grünen Zimmern“ im ersten Stock des Palais Cavriani sollen sich lange Zeit hindurch Poltergeister bemerkbar gemacht haben, sodass sich selbst bei helllichtem Tage keiner von den Bedienten hineinwagte. Nur Dorothea, die alte Haushofmeisterin, durfte unbehelligt hineingehen, ja sie wurde von dort sogar öfter laut bei ihrem Namen gerufen. Eine alte Sage berichtete, dass in dem 1723 vollendeten Haus ein Schatz vergraben sei, den die gräfliche Familie nun gerne gehoben hätte. Daher veranlasste sie den Beichtvater der Haushälterin diese zu bereden, der rufenden Stimme Folge zu leisten. Die gehorsame Dorothea hörte diese noch am selben Abend, als sie gerade zu Bett gehen wollte. Sie ergriff eine Kerze und folgte der Stimme in die grüne Stube. Dort sah sie auf allen Tischen Lichter stehen, einige sitzende Männer waren mit Geldzählen beschäftigt, andere saßen nur still und stumm. Als sich Dorothea zur Tür umwandte, verschwand der ganze Spuk unter Geprassel, wobei sie große Säcke mit Geld in einen Abgrund hinunterfallen zu hören glaubte. Als sie dies dem Beichtvater berichtete, freute sich dieser schon auf den Schatz und schlich ihr beim nächsten Mal nach. Da sah sie zwar keine Männer, aber doch die Lichter, über die sie auf Befehl des Mönchs ihre Schürze warf – was ihr eine derbe Ohrfeige eintrug, von der sie ohnmächtig wurde. Das von ihm herbeigerufene Hausgesinde brachte sie wieder zu sich. Sie sei von einer alten Frau auf die Wange geschlagen worden, erzählte sie, und habe sechs große eiserne Kästen mit großen Vorhängeschlössern gesehen, alle voller großer Münzen.

       Das ehemalige Palais Cavriani: ein Poltergeist im ersten Stock und ein Schatz im Keller, der noch immer dort vergraben sein soll.

      Nun begann auf Befehl der Herrschaft die große Schatzsuche, in besagtem Zimmer wurde der Anfang gemacht. Das ganze Haus wurde umgewühlt, doch konnte man nicht die geringste Spur eines Schatzes finden. Eines nachts aber vernahmen die Arbeiter ein gar gewaltiges Poltern und Werfen, was sie natürlich die Flucht ergreifen ließ. Auch der Beichtvater und Dorothea liefen davon, dabei verlosch die Kerze und sie fielen in eine tiefe Grube bis hinab in den weichen, aber ekelhaften Morast der Güllegrube – statt Goldstücken hatten sie Exkremente gefunden. Hier handelt es sich um ein altes Sagenmotiv, die Verwandlung von Gold in Exkremente, da die Schatzsucher einer Belohnung unwürdig waren.

      Die Schatzsuche mit Hilfe von Geisterbeschwörungen und anderen magischen Handlungen war durch Jahrhunderte so beliebt, dass sie sogar in die alten Gesetze Eingang fand und es zu zahlreichen Prozessen kam. Die darin verwickelten Personen befanden sich meist in schlechter wirtschaftlicher Lage und hatten sich auf Betrüger eingelassen. So heißt es noch unter Kaiser Leopold I. (1657 – 1705) im Artikel 12 der Gesetzesordnung „Tractatus de juribus incorporalibus“ aus dem Jahr 1679, die die Beziehungen zwischen den „Untertanen“ und den Grundherren regelte: „Wenn jemand mit Zauberei einen Schatz zu erobern sich untersteht, ist dasjenige, was er findet, unserer landesfürstlichen Kammer verfallen und noch dazu die Bestrafung wegen solcher verübten Zauberei dem Landesgerichtsherrn zu überlassen.“ In der Praxis ergingen damals aber bereits milde Urteile.

      Die der Öffentlichkeit nicht zugänglichen, zweigeschossigen barocken Keller des Palais Cavriani, wo der Schatz bis zum heutigen Tag noch unentdeckt vergraben liegt, existieren noch und geben Zeugnis für die einst aufwändigen Unterkellerungen sämtlicher alter Palais in der Wiener Innenstadt, die alle miteinander in Verbindung standen. Da unten findet man Hülsen von Schrotpatronen der Firma Rottweil, Geschoßreste und Zielscheiben, denn jahrzehntelang wurden die Räume als gewaltige unterirdische Schießanlage verwendet.

      19., LEOPOLDSBERG

      Bei Schatzsuchern gilt auch der Leopoldsberg als Geheimtipp. Seinerzeit erzählten die Bewohner des Dorfes an seinem Fuß, sie hätten nächtliche Lichter in der verfallenen Burg auf seinem 425 Meter hohen Gipfel gesehen, obwohl niemand dort hauste und das Gemäuer völlig verfallen war. Die Lichter gingen abends an und wieder aus, so als ob jemand mit einem Leuchter in der Hand die Räume durchschreiten und kontrollieren würde, ob auch alles in Ordnung sei. In der Nähe weilende Hirten wollten gar Getöse und Lärm vernommen haben. Alle Tiere mieden das sonderbare Schloss, kein Hund, kein Schaf verirrte sich in die Ruinen. Im Winter, wenn Eis und Schnee das Schloss einhüllte und die Stürme um die Wehrmauern tobten, hielten viele sie für die „wilde Jagd“. Sobald aber die Kirchturmuhr die erste Stunde schlug, war der Spuk vorbei und Ruhe kehrte ein. So ging es lange Jahre. Man munkelte, die kostbare Einrichtung des Schlosses und seine Bibliothek wären in das Stift Klosterneuburg gebracht worden. Die ruhelosen Seelen der ehemaligen Bewohner müssten ihre Schätze nun vergeblich in der Burg suchen, bis sie eines Tages erlöst würden (nach Gustav Gugitz, Sagen und Legenden der Stadt Wien).

      So weit die Sage. Die alte Babenbergerburg wurde 1130 als prunkvolle Residenz für Markgraf Leopold III., den Heiligen (1095 – 1136), und seine Gemahlin, die Kaisertochter Agnes, erbaut. Als die Babenberger ihre Residenz aber um 1156 nach Wien verlegten, verlor sie zunehmend an Bedeutung. Einer ihrer späteren Besitzer war Przemysl Ottokar II., danach gehörte sie den Habsburgern, bis Mathias Corvinus sie eroberte. Sie fiel nach seinem Tod an die Habsburger zurück, im Jahre 1529 brannte man sie aber wegen der Türkengefahr nieder. Danach verfiel der Rest, bis Kaiser Leopold I. die Kirche erbauen ließ. Im vorigen Jahrhundert errichtete man auf den alten Gebäuderesten ein Gasthaus und Personalwohnungen. Noch vor kurzem konnte man von dem Lokal aus die wohl schönste, aber äußerst windreiche Aussicht über Wien auf der einen und das Donautal auf der anderen Seite genießen.

       Geisterspuk auf dem Leopoldsberg

      Innen veranstaltete man legendäre Ritteressen. Seit der Schließung gerät wieder alles in Verfall, es findet sich kein Pächter, der die enormen Renovierungskosten aufbringen möchte, und Stift Klosterneuburg als Grundeigentümer ist ebenso wenig dazu imstande. So ist die Burg wieder ungeschützt den Elementen preisgegeben, die Mauern bröckeln, die Fenster sind eingeschlagen. Man hört wieder von Geisterjägern, von schwarzen Messen und allerlei unheimlichen Gestalten, die sich dort herumtreiben. In Vollmondnächten, besonders in der Walpurgisnacht, kommen die modernen Hexen aus der Stadt und vollführen Zeremonien bei Kerzenschein und Trommelwirbel, man will sie tanzen gesehen haben. In Mauernischen kleben danach Wachsreste. Und daher erzählt man sich heute wieder Geschichten von unheimlichen Lichtern in der Burg auf dem Leopoldsberg und vom Lärm, der aus den Mauern bis ins Tal zu hören ist. Doch diesmal endet der Spuk nicht mit der Geisterstunde, sondern erst im Morgengrauen.

      Erst wenn die letzten Autos den Parkplatz verlassen haben, kehrt wieder Ruhe auf dem Leopoldsberg ein.

       Unheimliche Lichter tanzen in den Ruinen der Burg.

       In Vollmondnächten versammeln sich die Hexen auf dem Leopoldsberg.

       TIPP

       Leopoldsberg: erreichbar über Höhenstraße oder Fußweg „Nasenweg“ ab Kahlenbergerdorf. Bus Linie 38 A ab U 4, Station Heiligenstadt.

      6., MAGDALENENSTRASSE

      In Wiens Untergrund tauchen tatsächlich gar nicht so selten interessante Funde auf, wenn es sich dabei auch meist nicht um Gold oder Silber handelt. Eine Pressemeldung aus dem Jahr 2009


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