Noch mehr Lächeln auf vier Beinen. Группа авторов
östlichen Nachbarländern immer wieder mit Futter und auch Kastrationsprojekten hilft und »auf der Heimreise« jedes Mal ein paar Hunde aus diesen Ländern mitnimmt und sie hier vermittelt.
Stella
Schon ein paar Tage später war ich auf dem Weg, um Stella kennenzulernen. Bewaffnet mit einer großen Tüte Leckerlis ging ich auf den Hundeauslauf zu – die meisten Hunde standen direkt am Maschendrahtzaun, hüpften in die Höhe und machten einen Höllenlärm. Ich suchte nach Stella und dann sah ich sie: Etwa zwei Meter hinter dem Zaun auf einem kleinen Hügel stand sie ganz ruhig und blickte mich Stella aufmerksam an. Nachdem sämtliche Leckerlis in Windeseile in diversen Hundemägen verschwunden waren und wieder Ruhe einkehrte, erzählte die Betreuerin, dass Stella bereits als Welpe in einer Tötungsstation gelandet und von einem Tierfreund in eine »Auffangstation« gebracht worden wäre. Vor ca. sechs Wochen wäre sie dann mit der Ausreise nach Österreich dran gewesen.
Ich versuchte Kontakt mit Stella aufzunehmen, rief sie leise beim Namen. Sie kam ganz vorsichtig, schnupperte an meiner Hand, ließ sich streicheln, legte mir dann ihr Schnäuzchen aufs Knie und blickte mich seelenvoll an. Somit war klar, Stella würde bei mir einziehen.
Stella war ganz deutlich ein Mischling, ihre Beine und Pfoten sind für einen Akita zu schmal, die Rute liegt nicht auf dem Rücken, sondern zeigt senkrecht nach oben und auch der schwarze Fleck auf der rechten Schulter wurde sicher vom Vater vererbt. Dennoch, sie hat ein wunderschönes, weiches, silberbrindel Fell mit roter Unterwolle, aufmerksame Stehohren und sehr viel Akita-Charakter. Da schon seit geraumer Zeit meine Holzstiege im Haus geschliffen und frisch lackiert werden musste, habe ich Stella nicht gleich mitgenommen.
Die Renovierung habe ich immer wieder mit der Begründung »Das mache ich, wenn Buki einmal nicht mehr ist« hinausgeschoben, da ich ihr weder den Staub, noch den Lärm und den Geruch des Lacks zumuten wollte. Aber jetzt, da Stellas Einzug bevorstand, war es dringend. Als ich das Hundegehege verließ, drehte ich mich noch einmal um. Stella stand wieder auf diesem Erdhügel und blickte mich an, als wollte sie sagen: »Jetzt hast du dich die ganze Zeit mit mir beschäftigt und dann gehst du wieder?«
Eine Woche später glänzte die Stiege wie neu und ich stand mit Geschirr und Leine wieder vor dem Hundegehege. Ich hatte den Eindruck, dass Stella ihre bellenden Mitbewohner nicht ungern verließ. Kaum hatte sie ihr Geschirr an, zog sie mich zum Ausgang und sprang sofort fröhlich zu mir ins Auto.
Daheim angekommen, inspizierte sie das ganze Haus sehr genau. Sie nahm vorsichtig ein Leckerli und suchte sich dann einen Platz, um den Keks genussvoll zu verspeisen. Wo? Auf dem blauen Teppich, den sie seither als ihr Eigentum betrachtet. Er liegt ja auch strategisch günstig.
Wer ist hier der Boss?
von Mo Berlitz
Ein Anruf zwei Tage vor Weihnachten. Im Tierheim von X sitzt ein ausgesetzter Akita-Jungrüde und braucht dringend eine Pflegestelle über die Feiertage. Und weil ich doch am nächsten dran wohne, schon eine Akitahündin und somit Erfahrung habe, da könnte ich doch vielleicht?
Naja, nah dran? … Schlappe 150 km … Und zwei Tage vor Weihnachten hat man ja auch was anderes zu tun! … Und überhaupt will ich keinen zweiten Hund … Und schon gar keinen Rüden!
Andererseits hat man zwei Tage vor Weihnachten für ein gutes Werk ein offenes Herz … Und der arme kleine verlassene Hund? Und es ist ja auch nur über die Feiertage …
Also fahre ich mit Mann und Akitahündin einen Tag vor Weihnachten nach X, und wenn die Akitahündin mit dem Akitarüden kann, dann darf er mit – aber nur über die Feiertage!
Im Tierheim hören wir erst mal die Geschichte des Findelkindes. Ein Polizist ging mit seinem Hund spazieren, sah auf einer weiß verschneiten Wiese einen schwarzen Fleck, der sich bewegte – ein junger Hund – und brachte ihn ins Tierheim. Dort wurde der kleine, verschüchterte Kerl zu einem älteren, souveränen Retrieverrüden ins Gehege gesetzt, damit er nicht allein wäre und Zutrauen fassen könne. Nach einiger Zeit schaute man nach den beiden. Da kauerte der »souveräne« Retriever ängstlich in einer Ecke und vor ihm stand drohend aufgebaut der »verschüchterte Kleine«.
Also wurde der offenbar doch nicht so Verschüchterte in die Futterküche verbannt. Einige Zeit später schaute man wieder nach ihm – da hatte er die Küche umgeräumt.
Daraufhin rief man eine dem Tierheim bekannte Akitabesitzerin an und fragte nach einer Pflegestelle. Die rief mich an. Und so standen wir jetzt vor dem Rabauken und überlegten, ob wir uns den wirklich antun sollten. Aber Alewa fand ihn ganz in Ordnung – also durfte er mit. Aber nur über die Feiertage!
Zuhause angekommen, wusste der Jungspund wie ein Wolf auf der Suche nach einem neuen Revier sofort, worauf es ankommt: erstens einen geschützten Schlafplatz und zweitens gesicherte Futterversorgung.
Der Schlafplatz war schnell gefunden – 1. Stock vorne rechts im Eckzimmer, die Kudde neben dem Menschenbett, schön weich mit Schaffell gepolstert, das wär’s. Ein Satz, ein paar Mal um die eigene Achse gedreht und – plumps – da lümmelte er.
Und rums – da flog er. Das von ihm ausgewählte Bett gehörte nämlich schon jemandem: Alewa. Und die ist, was ihr Eigentum angeht, sehr eigen und teilt nicht gerne. Also griff sie sich den Frechdachs und warf ihn aus ihrem Bett. Da saß er nun auf dem harten Boden und schüttelte sich – der Versuch war fürs Erste gescheitert.
Aber vielleicht klappte es ja mit dem Futter besser. Also wieder runter ins Erdgeschoss, kurz gewittert und da vorne links neben der Haustür, da roch es so verführerisch, das musste sie sein! Tatsächlich, die Küche. Rein ins Paradies, eine Erkundungsrunde gedreht, Blick in alle Ecken, Nase in alle Schränke, Pfoten auf die Bank, da – der Napf! Nase rein – bloß Wasser! Gibt es hier keinen Napf fürs Futter? Egal, der kommt noch, erst mal die Immobilie sichern. Er stellte sich breitbeinig und besitzergreifend mitten in die Tür und verkündete knurrend: »Ab sofort gehört die Küche mir!«
Aber da hatte er die Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Ein roter Blitz, ein Sprung, ein Drachenfauchen, ein entsetzter Schrei, ein Winseln – Alewa hatte ihm mit dem Eckzahn ein Ohr an die Küchentür genagelt.
Seit damals sind hier die Fronten geklärt – Alewa ist die Chefin und Kuma, der Pflegehund »nur über die Feiertage« hat die Rangordnung akzeptiert.
Gefühlte Temperatur
von Anke Schober
Wozu braucht ein Hundebesitzer ein Thermometer?
Als Besitzer von drei wundervollen, aber völlig unterschiedlichen Hunden versucht man aus Liebe ab und an auf jeden Charakter einzugehen. Darum laufen wir unsere Hunderunden häufiger mit jedem einzeln.
Münstedt +2 Grad
Winterjacke, Handschuhe an, Schal rum und Mütze auf – Cooper ist der Erste. Der Husky legt sich ins Geschirr, seine Muskeln arbeiten, wir rennen los. Der Schweiß fließt mir den Rücken runter in die Poritze, auf dem Gesicht bilden sich Perlen, der Kopf ist hochrot unter der schönen warmen Mütze.
Es gibt keine Pause! Immer volle Spannung am Bauchgurt, man keucht, man japst. Die Hände, arbeitslos, hängen pitschnass vom Schweiß in den Handschuhen. Nach 30 Minuten ist die Runde vorbei. Die gefühlte Temperatur beträgt +25 Grad – mit Mütze, Schal und Handschuhen, versteht sich.
An der Tür steht erwartungsvoll Laki, Border-Collie-Labrador-Schnauzermischling, und wedelt.
Münstedt +2 Grad
Das Tempo wechselt zwischen schnellem Gehen und Rumstehen. Also ist es im Winteroutfit auch abwechselnd mal kalt, mal warm. Nach 40 Minuten erreiche ich unser Heim mit einer gefühlten Temperatur zwischen 0 und +10 Grad.
Dort