Das große Sutherland-Kompendium. William Garner Sutherland
dem Spalt zu machen. Sie bewegen sich erneut, um sie zu schließen. Die V–Form erscheint während der Inhalation, die Verengung während der Exhalation. Sie möchte das untere Ende (dieser Spalte) betrachten, also taucht sie durch die Flüssigkeit ab und stößt auf den Hypothalamus. Wir wollen sie hier verlassen. Besser doch nicht. Sie soll noch etwas anderes tun:
Wir lassen sie zur Reziproken Spannungsmembran hinaufschwimmen, zur Falx cerebri; dort soll sie das Os ethmoidale wie eine Glocke läuten. Dazu kann sie die Crista galli benutzen, mit der sie das Os ethmoidale wie die Glocke einer Lokomotive schwingt. Während der schaukelnden Bewegung können wir erkennen, was mit den Bulbi olfactorii geschieht, die auf der Lamina cribrosa ruhen und von welcher die Geruchsnerven herabhängen. Sie wissen, dass es Zerebrospinale Flüssigkeit in diesen Bulbi gibt und in diesen Bahnen, von denen man sagt, sie gehören zum Gehirn. Es handelt sich dabei um einen anderen Aufbau als bei den übrigen Hirnnerven. Sie können über die Experimente, die Speransky16 auf diesem Gebiet machte, nachlesen. Ich möchte Sie auf dieses System, welches die Nasenschleimhaut schützt, aufmerksam machen.
Lassen Sie uns zurück zum dritten Ventrikel gehen, jene enge Spalte, die sich bei der Inhalation weitet. Ich möchte, dass sie die tatsächliche Ausdehnung des Daches während der Inhalation visualisieren. Richten Sie ihre Aufmerksamkeit auf den Plexus choroideus im Dach, nicht auf jenen innerhalb des Ventrikels. Ich möchte, dass Sie sehen, wie er sich während der In- und Exhalation abwechselnd ausdehnt und wieder verknäult. So begegnet uns das mechanische Prinzip des Austauschs zwischen Blut und Zerebrospinaler Flüssigkeit. Machen Sie sich die Motilität des Gehirns und die Motilität des Plexus bewusst. Letzterer ist ein Anteil der Pia mater und des Blutgefäßsystems, nicht aber des Nervensystems. Gehen Sie nun in die Wände der seitlichen Ventrikel und Sie werden den gleichen Aufbau vorfinden, einen Vorhang zwischen Plexus choroideus und Ventrikel. Kehren Sie in den vierten Ventrikel zurück und erkennen Sie die gleiche mechanische Struktur.
Ich habe Ihnen eine Beschreibung jenes materiellen Mechanismus gegeben, welchen der Mensch nutzt, während er auf der Erde ist. Ich möchte Sie nun auf die Lage der physiologischen Zentren am Boden des vierten Ventrikels aufmerksam machen. Sie regulieren die sekundären Mechanismen im lebenden Körper. Die Lokalisation dieser lebenswichtigen primären Zentren zeigt meinen Beweggrund, den Primären Atemmechanismus primär zu nennen. Die große Batterie, die Tide, wirkt durch dieses Gebiet. Verstehen Sie, dass das ‚höchste bekannte Element‘ diese physiologischen Zentren transmutiert. Auch die Hirnnervenkerne erfahren eine Transmutation von diesem ‚höchsten bekannten Element‘, von jener Batterie, die den ‚Saft‘ enthält.
DIE GELENKIGE BEWEGLICHKEIT DER SCHÄDELKNOCHEN UND DIE UNWILLKÜRLICHE MOBILITÄT DES SAKRUM
Das vierte Prinzip bei der Analyse des Primären Atemmechanismus beschreibt die Beweglichkeit der Schädelknochen an den Suturen und die unwillkürliche Beweglichkeit des Sakrum zwischen den Ilia. Beachten Sie bitte, dass ich hier nicht von der haltungsbedingten Mobilität der Ilia in Bezug auf das Sakrum spreche. Es gibt eine Bewegung, die durch die Reziproke Spannungsmembran vermittelt wird. Sie sehen, dass die Dura mater wie eine Membrana interossea sämtliche Teile miteinander verbindet, das Sakrum eingeschlossen.
Nachdem die Führungen der Gelenkflächen an den Schädelknochen sich gebildet haben, ist die volle Mobilität des Ganzen da. Sie können behaupten, dass das Gehirn keine muskuläre Unterstützung braucht, um diesen Mechanismus zu bewegen. Sie können das jedem Skeptiker jederzeit und zur vollsten Zufriedenheit beweisen. Wenn jene also das Modell ihres Schädelmechanismus kritisieren, so wie sie es bei mir getan haben, und fragen: „Wo sind denn die Muskeln, die für diese Bewegung der Gelenke verantwortlich sind?“, brauchen Sie lediglich auf das Sakrum verweisen.
Dr. Still bewies die Gelenkbeweglichkeit der Iliosakralgelenke sogar zu einer Zeit, als sie in den Lehrbüchern noch als Synarthrosen bezeichnet wurden.
Fragen Sie Ihre Kritiker, ob sie irgendein Muskelgewebe finden können, das vom Sakrum zu den Ilia verläuft. Lassen Sie sie danach suchen. Es existiert keinerlei muskuläre Unterstützung für die Bewegungen der Gelenke zwischen Ilia und Sakrum.
Sie werden aber feststellen, dass das Sakrum durch Bänder zwischen den Ilia aufgehängt ist. Die Gelenkflächen sind L-förmig. In zwei Artikeln im J.A.O.A. machte Walford A. Schwab D.O., ein Professor am Chicago College of Osteopathy, auf die Form dieser Gelenkflächen aufmerksam. Er stellte nicht nur ihre L-Form fest, sondern bemerkte zudem eine dezente Vertiefung auf einer Oberfläche und eine kleine Erhebung auf der anderen. Beide haben einen funktionellen Sinn.17
Setzen Sie sich mit der Beschreibung der Schale des knöchernen Schädels in den Standardwerken auseinander. Sie stoßen auf die Feststellung, dass die Knochen der Schädelbasis aus Knorpel und die Knochen des Schädeldeckels aus Membranen hervorgehen. Wenn Sie die aus Knorpelgewebe entstandenen Knochen betrachten, sagt Ihnen die Vernunft: „Eine gelenkartige Beweglichkeit der Schale des Schädels“. Nun setzen Sie eine Kappe auf die Schale. Wäre keine Kompensation durch die Suturen gegeben, würde der membranöse Schädeldeckel die gelenkige Beweglichkeit der Knochen an der Schädelbasis stören. Zum Beispiel ist die auffallend übereinstimmende fingerförmige Verzahnung der Ossa parietalia an der Sutura sagittalis ein Merkmal, welches auf eine Anpassungsfähigkeit an die Knochen der Schädelbasis, die in der chondralen Matrix vorgeformt werden, hinweist. Beim Erwachsenen besitzen die Knochen des Schädeldaches zwei Wände mit der Diploe dazwischen. Sie sind an den Suturen sowohl in sich flexibel als auch anpassungsfähig.
Der lebende menschliche Körper ist ein Mechanismus. Dazu gehören die knöchernen Gelenke, der Blutfluss in Arterien und Venen, der feine und komplizierte Mechanismus des Lymphsystems und dieses große hydraulische System, die Zerebrospinale Flüssigkeit.
Diese intrakranialen Bilder müssen Sie sich für Diagnostik und Behandlung vor Augen halten. In der Wissenschaft der Osteopathie, wie sie von Dr. Still vorgestellt wurde, liefert uns das Kraniale Konzept ein Bild, dessen sich der Therapeut ständig bewusst sein muss, um das eigentliche Problem diagnostizieren und behandeln zu können.
Dann schaue ich weiter und begegne einem venösen Kanal, der anders ist als sonst. Das Bild membranöser Gewebe, die venöse Kanäle bilden, legt nahe, dass eine dortige Restriktion zu einem pathologischen Befund im Gehirn führen könnte.
Meine Überlegungen sind nun folgende: Falls es im Mechanismus des Schädels keine Mobilität gibt, die das venöse Blut vorwärtsbewegt, wird es eine Stauung im Blutkreislauf geben. Da es eine Kompensation für die Bewegung in der Schädelbasis geben muss, betrachtete ich den Mechanismus im Schädeldach. Ich fand heraus, dass die Dura mater aus zwei Wänden besteht, einer Inneren und einer Äußeren. Dazwischen befinden sich die venösen Blutleiter. Die Suturen des Schädeldaches können sich bewegen und diese kompensierende Bewegung bewegt das venöse Blut.
Als ich den Angulus posterior-inferior des Os parietale und den Angulus mastoideus untersuchte, fand ich heraus, dass die Sinus laterales exakt über der Innenseite dieser Anguli verlaufen. Unmittelbar danach werden sie zu den Sinus sigmoidei, welche das venöse Blut zu den Foramina jugulares weitertransportieren. Dann bemerkte ich die gewellte Verzahnung in den parietomastoidalen Gelenken. Sie zeigen die Bewegungsrichtung der Ossa parietalia nach innen und nach außen. Ich verstand, dass die Bewegung der Anguli mastoidei und der Ossa parietalia, zusammen mit der Bewegung der Ossa temporalia die Wände der Sinus laterales bewegen – jener aus Dura mater gebildeten Hirnleiter.
Was bewegt das Blut die Sinus petrosi entlang, die sich ebenfalls in der Dura mater befinden? Ich dachte mir also weiter, dass die Partes petrosae der Ossa temporalia in einer schaukelnden Bewegung nach innen und anschließend nach außen rotieren. Dann gibt es noch den Sinus cavernosus, der seinerseits membranöse Wände besitzt. Und was bewegt das Blut hier entlang? Ich überlegte, dass das Os sphenoidale nach vorne und zurück zirkumrotiert,18 und dass die bereits erwähnten Wände durch diese Bewegung ebenfalls bewegt werden.
Sie können den Mechanismus sehen, der das venöse Blut vorwärts- bewegt, wenn die mit den Knochen verbundene Reziproke Spannungsmembran sich verändert und dabei die Bewegung des einen oder anderen Knochen reguliert.
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