Die Anatomie der Potency. Nicholas Handoll

Die Anatomie der Potency - Nicholas Handoll


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Mechanismus stehen können. Dazu kommt als weiterer Schwerpunkt die Interaktion zwischen Behandler und Patient. Es geht um eine Untersuchung des Selbstheilungspotenzials des Körpers und um die Art und Weise, wie die Osteopathie mit ihm in Kontakt tritt.

      Der erste Teil des Buchs diskutiert die Hypothese Sutherlands und spricht einige Fehlinterpretationen und verwirrende Themenbereiche an. Der zweite Teil versucht in Bezug auf die Relativitätstheorie Einsteins und die Quantenmechanik zu verstehen, wer wir als Menschen in unserer Umwelt sind. Sobald wir erfassen können, wer wir sind, was wir sind und wo wir uns befinden, werden wir besser verstehen, was wir tun und vielleicht auch, wohin wir gehen.

      Das Buch arbeitet auf der Verständnisebene der Philosophie der Osteopathie und ihrer Ausprägung bei Sutherland, so wie sie in Einige Gedanken und den Unterweisungen in der Wissenschaft der Osteopathie enthalten ist. Es setzt zudem anatomisches Wissen voraus. Daher werden die meisten anatomischen Begriffe nicht erklärt.

      William Sutherlands Konzept des Primären Respiratorischen Mechanismus ist keine Theorie, sondern stellt eine Hypothese dar. Eine Theorie besteht in einer Unterstellung, die Beobachtungen erklärt und Ereignisse voraussagt. Eine Theorie lässt sich nicht beweisen, sondern als Modell verwenden, bis dieses als falsch erwiesen wird und eine bessere Theorie an ihre Stelle tritt. Eine Hypothese besteht hingegen in einer Unterstellung, die als Basis von Schlussfolgerungen dient. Sutherlands Hypothese besteht in einem Arbeitsmodell, das auf den Prinzipien der Osteopathie beruht, die zuerst von A. T. Still benannt wurden. Sie dienen als praktische Anleitung für Osteopathen bei der Behandlung von Patienten. Es handelt sich ebenfalls um ein Modell, das solange gilt, bis es durch ein anderes ersetzt wird. In diesem Buch wird eine Erklärung dafür angeboten, wie der Primäre Respiratorische Mechanismus funktioniert.

      Im Text werden die Ausdrücke „Praktiker“, „Kliniker“ und „Behandler“ weithin austauschbar verwendet und beziehen sich insbesondere auf den osteopathischen Praktiker, Kliniker und Behandler.

      Ich werde über Energie sprechen. Die Energie ist das Potenzial einer Wirkung. Es handelt sich um die Potency oder das Potenzial, damit etwas geschieht bzw. sich etwas verändert.

      Gelegentlich wird der Text redundant erscheinen. Das ist bewusst so konzipiert. Manchmal stellen Wörter eine unangemessene Übertragung der Bedeutung dar. Daher habe ich zuweilen versucht, dasselbe auf verschiedene Weise auszudrücken, um Verwirrung oder Fehlinterpretation zu minimieren. Ich hoffe, dass dadurch ein übermäßiges Vertrauen in bestimmte Wörter vermieden wird und so eine Bewegung entsteht, welche die zugrunde liegenden Bilder deutlicher macht. Ich entschuldige mich bei allen, denen das zu langweilig erscheint.

      Es wirkt in einem derartigen Text unbeholfen, immer weibliche und männliche Wörter zu unterscheiden. Insofern habe ich mich dazu entschlossen, ein Pronomen zur Bezeichnung beider Geschlechter zu verwenden. Da ich männlich bin, würde es sehr künstlich erscheinen, wenn ich weibliche Pronomina wählte. Daher bitte ich Sie mir zu glauben, dass in diesem Buch „er“, „ihm“ und „sein“ immer auch „sie“, „ihre“ und „ihr“ bezeichnet. Ich hoffe, dass meine Kolleginnen dies ertragen können.

      Letztlich befassen wir uns nicht mit Strukturen, sondern mit Prozessen. Wir schätzen den Prozess durch die Struktur ein. Wir erfassen die Struktur und verstehen die Funktion der Struktur. Wir werden mit dem Funktionieren der Struktur vertraut und erfahren den Prozess der Struktur. Schließlich entfällt die Bedeutung der Struktur und wir sind ohne Einschränkungen mit dem reinen, unvermischten Prozess konfrontiert.

      Ob wir eine lebendige Antwort finden, hängt oft von dem adäquaten geistigen Rahmen ab, der es uns ermöglicht, die angemessene Frage zu stellen.

      Nicholas Handoll

      Fields Place

      Herfordshire

      Ich schulde vielen Menschen für direkte oder indirekte Beiträge zu diesem Buch Dank. Ich danke Simon Dunmore, Ph. D., Dozent der Biomedizinischen Wissenschaften, School of Health Sciences, University of Wolverhampton, für seine unschätzbare Kritik am ersten Entwurf. Ebenso schulde ich meinem guten Freund Glenn Storhaug von Five Seasons Press Dank für seine Liebe zu Worten, Büchern und zur literarischen Gestaltung, sodass er den letzten Entwurf redigierte und die Textproduktion begleitete. Besonderer Dank gilt meinem Sohn für die Bearbeitung der Grafiken.

      Vielen Kollegen bin ich zu Dank verpflichtet. Ich hebe drei aus Amerika hervor. Dr. Anne Wales und Dr. Louis Hasbrouck danke ich für die gewissenhaften Überprüfungen des Textes, für ihre lebenslange Hingabe an die Osteopathie und die langjährige Vermittlung ihres reichen Wissens- und Erfahrungsschatzes an Studenten. Besonderer Dank gilt Dr. Rachel Brooks für ihre sorgfältige Kritik des Textes. Dazu hat sie außerordentlich großzügig ihre Ideen und ihre Liebe zur Osteopathie mit mir geteilt.

      Fünf in Großbritannien ausgebildete Osteopathen möchte ich erwähnen. Ich danke Colin Dove, dem früheren Rektor der British School of Osteopathy, für seine unerschöpfliche Unterstützung, Ermutigung und seinen Rat über die Jahre hin, Jacques Duval in Paris, für seine Inspiration und die Leidenschaft für die Osteopathie, Carol Penn für ihre Freundschaft, Inspiration und stetige Unterstützung, schließlich Suzanna Thorpe in Perth, Australien, für das inspirierende Gespräch auf der Reise nach London nach dem S. C. C.-Kurs in Leeds 1995.

      Ich möchte meinen besonderen Dank an drei weitere Osteopathen aus Amerika richten. Sie können ihn nicht erhalten, doch ohne sie wäre das Buch nicht möglich gewesen. Es handelt sich um Rollin Becker, William Sutherland und Andrew Still.

      Vermutlich muss sich mein größter Dank an meine Patienten richten. Denn ich habe von ihnen mehr gelernt als mich sonst irgendjemand hätte lehren können.

      Schließlich – aber keineswegs am Unwichtigsten – möchte ich Jane und auch Guy, Edward und Beth danken. Sie ertrugen jahrelang, dass sich ihr Vater auf einem anderen Planeten befand, sodass „Nicht schon wieder Photonen!“ zu einem Familienslogan wurde.

      Während der frühen 1980er Jahren dachte ich längere Zeit darüber nach, worin der Primäre Respiratorische Mechanismus besteht und wovon er angetrieben wird. Ich nahm immer mehr Ereignisse bei meinen Patienten wahr, die ich nicht erklären konnte. Mir wurden verschiedene Qualitäten der Gewebestrukturen bewusster. Unter meinen Händen ereigneten sich Veränderungen, die ich nicht erwartet und initiiert hatte. Stets spürte ich nach einer derartigen Veränderung, dass sich die Gewebe angenehmer, entspannter und leichter anfühlten. Sie schienen sich glücklicher zu fühlen. Gelegentlich schienen die Gewebe des Patienten vermittelt durch meinen Tastsinn tatsächlich zu lächeln. Nach einem derartigen Ereignis berichteten die Patienten stets, dass sich die Symptome deutlich verbessert hatten oder sie sich allgemein besser fühlten. Manchmal vermochten sie dies sprachlich nicht angemessen auszudrücken. Sie wussten aber, dass sie sich leichter, lockerer fühlten und aktiver sein konnten. Plötzlich verschwand die Erfahrung von Steifheit, Schmerz und Beschwerden nach einer Aktivität. Ebenso verhielt es sich bei anderen Tätigkeiten wie Autofahren und Gartenarbeit, die ihnen gewöhnlich Schmerzen bereiteten. Oft teilten die Patienten mit, dass sie gar nicht wahrgenommen hätten, wie schlecht es ihnen ging, bevor sie sich besser fühlten. Sie sagten, dass sie sich schlicht gut fühlten, gelegentlich besser als in vielen Jahren zuvor.

      Ich entdeckte, dass ich die Inspiration und Exspiration des Primären Respiratorischen Mechanismus – wie Sutherland dies beschrieben hatte – am deutlichsten nach solcher Veränderung der Gewebestruktur wahrnehmen konnte. Eine sanfte, plötzliche Erleichterung, tief innen im Körper, war für mich zu spüren. Diese ereignete sich unmittelbar und ging zart vor sich. Sie kam ohne Vorankündigung und gelegentlich konnte ich nicht herausfinden, wo sie sich ereignete. Wenn ich ihrer gewahr wurde, war die Veränderung schon verschwunden, wie ein winziges Flackern. Manchmal folgte ihm eine gesamte Neuanpassung der Körpergewebe, als ob große Faszienschichten ihre Position langsam und überlegt zueinander neu anpassten. Oft seufzte der Patient tief. Dann folgte massives Einatmen, tiefer und voluminöser als beim Füllen der Lungen. Es kam von irgendwo her im Körper, so als atmete die ganze Person ein,


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