Attentat Unter den Linden. Uwe Schimunek

Attentat Unter den Linden - Uwe Schimunek


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      Es geschah in Preußen 1844

      Jan Eik

       Uwe Schimunek

      Attentat

       Unter den Linden

      Von Gontards dritter Fall

      Criminalroman

      Jaron Verlag

      Jan Eik, geboren 1940 in Berlin als Helmut Eikermann, ist seit 1987 freiberuflicher Autor und Publizist. Er schrieb zahlreiche Kriminalromane und -erzählungen sowie Hör- und Fernsehspiele. Im Jaron Verlag erschienen von ihm in der Krimireihe »Es geschah in Berlin« mehrere Bände, zuletzt »In der Falle« (2011) und »Polnischer Tango« (2012). Für die Reihe »Es geschah in Preußen« schrieb er den Auftaktband »Verhängnis in der Dorotheenstadt« (2011).

      Uwe Schimunek, Leipziger Journalist und Autor, schreibt Kurzgeschichten und Kriminalromane. Er liest regelmäßig bei den jährlich stattfindenden Ostdeutschen Krimitagen und im Rahmen des Krimi-Kleinkunst-Programms »Killer-Kantate«. Im Jaron Verlag erschienen von ihm in der Reihe »Es geschah in Sachsen« die beiden Bände »Katzmann und die Dämonen des Krieges« (2011) und »Mord auf der Messe« (2012).

      Originalausgabe

      1. Auflage 2012

      © 2012 Jaron Verlag GmbH, Berlin

      1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

      Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

       www.jaron-verlag.de

      Umschlaggestaltung: Bauer + Möhring, Berlin

      ISBN 9783955520328

      Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titelseite

       Impressum

       Eins

       Zwei

       Drei

       Vier

       Fünf

       Sechs

       Sieben

       Acht

       Neun

       Zehn

       Elf

       Zwölf

      Ein Schuss donnerte durch den Stall. Adalbert Kirchner wunderte sich. Vielleicht hatte er sich verhört und das Geräusch einer Reitpeitsche vernommen. Aber nein, so laut würde keiner peitschen, und die Pferde sprangen und wieherten, als wolle ein Metzger ihnen ans Leder.

      Kirchner schritt durch den Lärm. Hier im Marstall herrschten wenigstens erträgliche Temperaturen. Draußen drückte die Junisonne, als wolle sie Berlin noch platter machen, dachte Kirchner. In seiner Heimat im schlesischen Gebirge reichte es, in einen der dichten Tannenwälder zu gehen, um vor der Sommerhitze zu fliehen. Hier in der Residenzstadt drängten sich am Wochenende die Berliner unter den Bäumen im Thiergarten.

      Langsam ließ das Gewieher nach, aber dafür hörte Kirchner Schreie - ein schrilles Quieken, so klangen Schweine beim Schlachten … Kirchner meinte, einen Hilferuf zu hören. Aber Schweine konnten doch nicht sprechen, nicht einmal in der Residenzstadt.

      Kirchner rannte los. Die Schreie kamen aus der hinteren Ecke der Stallanlagen, ein ganzes Stück von ihm entfernt. Aus den Stallkammern glotzten die Gäule ihn an, als würden sie seine Versuche bemitleiden, auf Menschenbeinen schnell voranzukommen. Die Blicke folgten ihm.

      Kirchner lief schneller. Er bog nach links. Weit konnte es nicht mehr sein. Vielleicht in dem Gang dahinten. Da sprangen die Pferde, als wollten sie ihre Verschläge eintreten.

      Dann waren keine Schreie mehr zu hören. Auch das Getrampel ließ nach. Es wurde ruhig im Neuen Marstall.

      Kirchner dachte an das Pferd, das auf seinen Ausritt wartete. Bernward von Pragenau, mit dem Kirchner sich die Schlafstube in der Kaserne teilte, überließ ihm seinen Grani. Der Hengst mochte vor einigen Jahren ein feuriger Rappe wie Siegfrieds Pferd im Nibelungenlied gewesen sein. Inzwischen aber war Grani trotz seines sagenhaften Namens ein gemütliches Tier. Er hatte sicher nicht verrücktgespielt wie die anderen Gäule hier. Nein, Grani musste warten.

      Die Hilfeschreie klangen noch in Kirchners Ohr - konnte das ein Mensch gewesen sein? Er musste nachschauen, sonst würde er keine Ruhe finden. Kirchner rief: »Hallo? Braucht jemand Hilfe?«

      Keine Reaktion. Nur ein paar Gäule in unmittelbarer Nähe wieherten. Er bog nach links. Im Neuen Marstall blieb es leise, Hunderte Pferde schnaubten vor sich hin, als hätte es keine Schüsse oder Schreie gegeben. Kirchner lief den Gang hinunter, es konnte nicht mehr weit sein … Der Gestank von Pferdemist biss in der Nase. Merkwürdig, bis eben war ihm das gar nicht aufgefallen - als hätte der Krach seinen Geruchssinn abgelenkt. Konnte das sein? Ließen sich seine sieben Sinne so einfach gegeneinander ausspielen?

      Die Schreie - die verstummten Schreie!

      Kirchner trat an die Kammer zu seiner Linken und schaute über die Planke. Zwei Grauschimmel guckten ihn an, als sei er ein Hausierer und wolle ihnen etwas verkaufen. Prompt schüttelte das größere der Pferde mit wehender Mähne den Kopf.

      Also gut, dann eben die nächste Kammer. Dort stand ein Karster auf seinen kurzen Beinen. Vielleicht gehörte er einem Spross der Hohenzollern, von denen brauchten viele eine Leiter, um auf einen Hannoveraner oder einen Oldenburger zu steigen. Das Tier war grau gesprenkelt und stand still wie beim Appell.

      In diesem Bereich des Neuen Marstalls mussten die Zwerge ihre Pferde stehen haben, denn neben dem Karster stand ein Knabstrupper - fleckig, als hätte ein Maler einen Eimer mit schwarzer Farbe über dem Pferd ausgeschüttet. Die Knabstrupper waren bei den Damen sehr beliebt. Die Familie musste gute Beziehungen haben, im Neuen Marstall durfte nicht jeder sein Pferd abstellen. Von Pragenau hatte dieses Privileg seinem Vater und dessen Heldentaten im Kampf gegen Napoleon zu verdanken.

      Kirchner kam zu einem weiteren Gang. Sollte er geradeaus gehen oder nach links abbiegen? Er versuchte sich zu orientieren … Links, dort musste die Quelle des Unheils liegen - ganz in der Nähe.

      Die nächste Kammer war leer, Pferd und Besitzer jagten sicher durch den Thiergarten. Also weiter! Kirchner lief, schaute über Planken: keine Pferde. Aber von hier musste die Stimme doch gekommen


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