Neues aus Neuschwabenland. Alex Jahnke
Budget auf, aber auch wir können vor der modernen Technik nicht die Augen verschließen. Als Erstes habe ich mir die Aufzeichnung der Neuschwabendlandunterstützer auf Youtube angeschaut. Mir kommen Zweifel, ob es sich dabei nicht doch um Mitarbeiter des Verfassungsschutzes handelt. Das muss man wissen.
Neuschwabenland 5. 2. 5013
„Ach armer Yorick! – Ich kannte ihn, Fellatio!“ Shakespeare & Porn. Meine Idee wird das Web im Sturm erobern. Shakessperm.com
Neuschwabenland 6. 2. 5013
Liebe ist blind, Hass ist taub. Man sollte dann meinen, dass Dummheit stumm ist. Ganz im Gegenteil.
Neuschwabenland 7. 2. 5013
Ein Problem hat sich in all den Jahren seit unser Herrschaft nicht geändert. Man hat gerade einen politische Häftling mit Benzin übergossen und findet dann seine Streichhölzer nicht.
Neuschwabenland 8. 2. 5013
Es gibt nur wenige Geheimorganisationen und satanische Vereinigungen, die von unserer Existenz wissen. Die meisten sehen uns als eine Art Paradies, aber einer dieser kultischen Bünde darf hier sogar ein und ausgehen. Seiner Macht können selbst wir uns nicht entziehen. Der TÜV.
Jede Reichsflugscheibe muss ordentlich abgenommen werden und kommt alle zwei Jahre auf den Prüfstand, inklusive Abgasprüfung. Ich selber verstehe ja nicht sehr viel von Maschinen. Während meiner Ausbildung habe ich nur gelernt, dass man wirklich jede Maschine zu einer Nebelmaschine werden lassen kann, wenn man sich Mühe gibt. Ich vermeide es daher immer in die Werkstatt zu gehen. Es gibt nichts Entwürdigenderes, als den Versuch, dem Mechaniker lautmalerisch zu beschreiben, welches Geräusch der Motor noch vor dem Besuch gemacht hat. Drei Flugscheiben haben es jedenfalls nicht geschafft. Ungenügendes Profil auf den Landekufen lautet das vernichtende Urteil. Damit sind drei Kameraden für die nächsten Wochen freigestellt. Ich habe sie zum Göbbelsdienst eingeteilt. Sie müssen mit rheinischem Dialekt für die moralische Einstellung der Kameraden sorgen. Der Dienst ist nicht sonderlich beliebt, aber wichtig für die Truppe.
Neuschwabenland 9. 2. 5013
Vier weitere Reichsflugscheiben haben keinen TÜV bekommen. Die Kameraden wurden in die Walross-Patrouille versetzt, weil sie für die Dinos zu schwer waren. Die Grenzen kann man hier auch sehr langsam kontrollieren.
Neuschwabenland 10. 2. 5013
Kameraden müssen sich noch an die Patrouille mit Walrössern gewöhnen. Es gab einige kleine Unfälle, aber wenigstens hatten wir so heute Pinguin-Rührei für alle zum Frühstück.
Neuschwabenland 11. 2. 5013
Meine Ermittlung im Mordfall haben mich als Erstes zur Dino-Reiter-Einheit von Kamerad Bartel geführt. Eine kleine, aber harte Truppe, unter der Führung von Oberst Meuler. Strategisch ist das Dino-Kommando nicht von großem Wert, da ihr Einsatz in der Antarktis eingeschränkt ist und sich ihre Bewaffnung in erster Linie auf den Nahkampf beschränkt. Das 21. Jahrhundert ist ein Zeitalter des Fernkampfes. Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen bestimmen das Geschehen, keine Soldaten, die sich Aug in Aug gegenüberstehen. Im Luftkampf sind wir mit unserer Reichsflugscheiben schon extrem überlegen und daher wurden die Versuche mit Pterodactylus-Aufklärern schnell wieder aufgegeben, zumal die armen Tiere mit ihren Reitern nicht vom Boden hochkamen.
Das Mordopfer, Obergefreiter Bartel, war für schwere Triceratops-Pionierarbeiten ausgebildet. Der Mann für das Grobe im Team. Die Prüfung für den T-Rex bestand er nicht, weil er unheilbare Höhenangst hatte. Zuerst unterhielt ich mich mit seinen ehemaligen Kameraden. Bartel war nicht unbedingt beliebt, aber geachtet. Man schätzte ihn als harten Arbeiter, der mit seinem Triceratops auch mal bei einem Umzug aushalf. Ansonsten konnte man mir nicht viel über ihn erzählen. Er erschien immer pünktlich zum Dienst, beteiligte sich aber nicht an sozialen Aktivitäten der Einheit nach Feierabend. Seine Vorliebe für amerikanischen Jazz war bekannt, wurde aber toleriert, da er bei den wöchentlichen Frei. Wild-Abenden laut mitgrölte. Ich machte mir einige Notizen, sah aber auch ein, dass diese Spur zu nichts führen würde. Ein Mordmotiv war bei den Kameraden nicht zu entdecken. Nachmittags traf ich mich dann mit Oberst Meuler, um seine Einschätzung über Bartel zu hören. Wir trafen uns in seinem Büro. Kleiner als meines, wie ich zufrieden feststellte, aber mit Unmengen an Auszeichnungen an den Wänden. Der Oberst hat eine vorbildliche Karriere gemacht. Geboren im Lebensborn, als Sohn von Oettinger, Rassehöder und Köstroff. So ganz ist die Vaterfrage im Lebensborn nie zu klären, daher wird der Eintrag „Vater“ auf der Geburtsurkunde durch „Anwesende Herren“ ausgetauscht. Groß, blond, ein echtes Ausstellungsstück des neuschwabenländischen Reiches. Laut den Assistentinnen auf der Basis auch mit einem Ausstellungsstück ausgestattet, was ich nur der Vollständigkeit halber in den Akten, ohne Überprüfung, vermerkt habe. Er bestätigte meinen Eindruck von Bartel, den ich von seinen Kameraden erhalten habe. Ein geschätzter Soldat, aber ein Einzelgänger. Etwas, was eigentlich nicht gut in eine Truppe passt, die auf Zusammenarbeit angewiesen ist. Aber Meuler konnte mir auch berichten, dass Bartel vor kurzem seine Dienstzeit verringert hatte, um sich auf der Hochschule einzuschreiben. Für was genau konnte Meuler nicht sagen, da das neue Semester erst nächsten Monat beginnen würde und er auch noch nichts gehört hatte. Dem Antrag selber hatte er aber stattgegeben, da in nächster Zeit keine größeren Baumaßnahmen mit Triceratops-Einsatz anstanden.
Es wäre vermessen, das gleich als eine heiße Spur zu sehen, aber es ist ein Anfang.
Neuschwabenland 12. 2. 5013
In meinem nächsten Leben möchte ich einen Beruf, bei dem es keine Besprechungen gibt. Bisher auf meiner Liste: Pirat, Ninja, Callboy.
Neuschwabenland 13. 2. 5013
Heute kam eine Bewerbung von einem Känguru und seinem Musiker für unser nächstes Winterfest rein. Wir nehmen aber keine Kleinkünstler.
Neuschwabenland 14. 2. 5013
Aufstehen, Büro, Arbeit, Feierabend. Mein Leben ist eine einzige Routine geworden. Jeden Tag exakt das Gleiche. Keine Abwechslung, keine Abenteuer. Das werde ich morgen ändern und habe eine andere Kaffeesorte bestellt.
Neuschwabenland 15. 2. 5013
Auf meine Weisung hin wurde die Verpflegung der Truppen geändert. Keine fettarme Milch mehr für die Kameraden. Wir müssen das falsche Körperbild deutscher Kühe nicht auch noch unterstützen.
Neuschwabenland 16. 2. 5013
Ich habe heute eine neue Schreibtischlampe angefordert. Die fünfte diesen Monat! Warum haben diese Lampen eigentlich nur zwei Helligkeitsstufen? Verhörlampe und FLAG-Scheinwerfer? Den Rest des Tages habe ich dann noch damit verbracht, die Nachrichten aus der Zeitung für den Alten umzuschreiben und Teile daraus zu löschen. Insbesondere die Nachrichten über die Russen. Der Alte hasste die Russen und bei seinem Blutdruck ist Aufregung nicht gut. Lebendmumifizierung nennen die Ärzte ihre Methode zur Konservierung. Eine der Nebenwirkung ist eine extrem dünne Haut, die bei jeder Erhöhung des Blutdrucks aus dem kleinen Zwerg einen roten Geysir macht. Anfänglich war es ein eher unangenehmes Schauspiel. Mittlerweile hat sich jeder daran gewöhnt und die jungen Offiziere machen sich mittlerweile einen Spaß daraus, die „roten Wasserspiele“ absichtlich auszulösen – ohne dabei zu lachen. Der zweite Teil ist am schwersten.
Neuschwabenland 17. 2. 5013
Entweder sind die Handwerker im Nachbargebäude oder ein Roboter ist eingezogen. Persönlich hoffe ich auf Letzteres. Die Japaner machen ja unglaubliche Fortschritte auf dem Gebiet. Ich habe erst kürzlich eine Dokumentation unserer japanischen Alliierten gesehen, bei der das Modell Megazord gegen diverse Atommutanten der Amerikaner gekämpft hat.
Neuschwabenland 18. 2. 5013
Es sind doch Handwerker. Sehr bedauerlich. Das ständige Hämmern macht mich noch wahnsinnig.
Neuschwabenland 19. 2. 5013
Immer noch keine wirklichen Fortschritte im Mordfall. Der Kamerad liegt immer noch in der Kühlung, bis sich Paula um ihn kümmern kann. Sie hat mir versprochen, dass sie noch im Laufe der Woche damit beginnt. Dabei murmelte sie zufrieden etwas von „Rigor