Allmächd, scho widder a Mord!. Werner Rosenzweig

Allmächd, scho widder a Mord! - Werner Rosenzweig


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am Aasch geläck“, fauchte sie ihn an. Dann machte sie ihm mit schriller Stimme klar, dass sie den ganzen Tag vergebens auf die Kanacken gewartet habe, obwohl sie eine starke Erkältung habe. „Der Doggder hadd gemeend, iich soll ama übahaubd ned naus ausm Naasd“, begründete sie ihre schlechte Laune. Max Schneider legte ihr wortlos einhundert fünfzig Euro auf den Tisch. Als er sich gerade zum Gehen abwenden wollte, fiel sein Blick auf die BILD am Sonntag. „Zwei Tote – Zwei Geschäftsleute aus Kuwait schwer verletzt“, lautete eine der Schlagzeilen im Innern des Blattes. Er riss den Zeitungsartikel an sich, legte nochmals zwei Euro als Entschädigung auf den Tresen und verließ wortlos die Pension. Hilde Breitblocker starrte ihm mit offenem Mund nach. Dann notierte sie sich das Kraftfahrzeugkennzeichen des sich entfernenden VW Passat.

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      Am Montagmorgen, kurz vor neun Uhr, meldete sich Klaus Kellermann vom BKA telefonisch bei der Kripo Würzburg und verlangte mit Kommissar Gerhard Kowalski verbunden zu werden. Das Gespräch dauerte fünfzehn Minuten, „… und als wir dann feststellen mussten, dass die beiden Schwerverletzten gar nicht bei Sandoil beschäftigt sind und auf ihren Mobiltelefonen offenbar Telefonadressen in Urdu abgespeichert sind, kam bei uns die Vermutung auf, dass es sich um Personen unbekannter Identität handeln könnte. Den Verdacht, dass wir es möglicherweise mit Terroristen zu tun haben, gewannen wir, als wir in einem der Gepäckstücke die Zeitschrift Inspire fanden, die von der Al-Qaida herausgegeben wird. Ob es sich bei den Reisepässen der beiden um Originale handelt, nun auch darüber sind zwischenzeitlich erhebliche Zweifel aufgekommen. Möglicherweise haben wir es mit sehr guten Fälschungen zu tun.“ Gerhard Kowalski beendete seine Zusammenfassung und wartete auf die Reaktion seines Gesprächspartners.

      „Herr Kowalski“, sprach Klaus Kellermann, „zunächst bedanke ich mich für ihren ausführlichen Bericht, und es war richtig, uns zu informieren. Ich möchte Sie bitten, all das was Sie mir eben gesagt haben, in einem schriftlichen Bericht zusammenzufassen. Heute Nachmittag gegen sechzehn Uhr werde ich mit einem Kollegen vom BND bei Ihnen vorbeikommen und alle Unterlagen, Gebrauchsgegenstände, Reiseutensilien, Dokumente und Sonstiges bei Ihnen abholen. Bitte halten auch Sie sich für ein mögliches Gespräch zur Verfügung. Wir möchten auch mit der Pensionswirtin, Frau Hilde Breitblocker, sprechen, am besten in Ihrer Polizeiinspektion.“

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      Abu Hassan Akbar war aus zwei Gründen zu tiefst besorgt. Zum einen war er sich zwischenzeitlich ziemlich sicher, dass es sich bei den schwerverletzten Unfallopfern vom vergangenen Samstag um Mueselim Ansari und Ibrahim al-Assad handeln musste. Viel schlimmer war aber die Wahrscheinlichkeit, und das war seine Hauptsorge, dass die deutschen Polizeibehörden über die mit ihnen befreundeten Geheimdienste zwischenzeitlich die wahren Identitäten von Mueselim und Ibrahim herausgefunden hatten. Sollte seine Vermutung stimmen, könnte es noch sehr, sehr eng für den Rest der Gruppe werden. Noch achtzehn Tage bis zum geplanten Anschlag. Die Zeit war gegen sie. Abu Hassan beschloss, für einige Zeit aus der Gegend zu verschwinden. Selbst wenn es den deutschen Behörden gelang, ihre Identität aufzuklären, so wusste doch niemand, ob, wo und wann ein Terroranschlag stattfinden sollte. Der Anführer der Terroristen kam zu der Überzeugung, dass sie sich in eine sehr ländliche Gegend zurückziehen sollten, nicht zu weit weg, aber auch nicht in unmittelbarer Nähe von Zell und Veitshöchheim. Sie würden sich ein Appartement mit Küche, Bad und vier Zimmern mieten, sich still verhalten und abwarten. Er besprach die Situation mit Max Schneider. Der hatte eine Idee, wo sie sich die nächsten zwei Wochen verkriechen konnten. Früh am Morgen des 15. Januars machten sie sich auf den Weg und verließen, zumindest temporär, den Dr.-Bolza-Ring in Richtung Rhön. Seine drei selbst hergestellten Sprengsätze nahm Abu Hassan mit. Er war dabei, seinen Plan völlig umzuschmeißen. Erst am 31. Januar würde seine Gruppe nach Veitshöchheim zurückkehren, in einem Servicefahrzeug der Firma GLORIA Gmbh, mit der Werbeaufschrift

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      auf beiden Türen. Max Schneider hatte in den nächsten beiden Wochen genügend Zeit, ein Fahrzeug und die aufklebbare Werbeschrift zu organisieren. Sie würden am 31. Januar mitten in die Generalprobe in die Mainfrankensäle platzen, jeder einen Feuerlöscher unter dem Arm, und unter jedermanns Augen die Sprengsätze gegen die vorhandenen Feuerlöscher austauschen. Das war am unverfänglichsten. Niemand würde Verdacht schöpfen. Jedermann würde die Austauschaktion als völlig normal empfinden. Tags darauf, wenn die Stimmung in den Sälen dem Höhepunkt zusteuerte, würde er persönlich auf dem Basisteil den roten Knopf drücken, und dann: BÄNG! Als die Terroristen sich aus dem Staub machten, setzte erst leichter und dann immer dichter werdender Schneefall ein. Der Winter war wieder zurück.

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      Das BKA und der BND lösten bundesweit höchste Alarmstufe aus. Sie rechneten mit einem bevorstehenden terroristischen Anschlag in oder in der Nähe von Würzburg, wussten aber nicht wann beziehungsweise wo. Sowohl der Bundesminister für Innere Angelegenheiten in Berlin, als auch sein bayerischer Kollege auf Länderebene wurden informiert. Eindeutige Warnhinweise erhielten die restlichen Bundesländer. „Pannen wie bei der NSU-Affäre können wir uns nicht mehr leisten“, warnte der Bundesinnenminister.

      „Wir müssen die Scheiß-Islamisten aufhalten“, setzte sein bayerischer Kollege aus Erlangen hinzu, „notfalls mit Gewalt.“ Der Ausdruck „Scheiß-Islamisten“ brachte ihm in den Folgetagen herbe Kritik in den Medien ein.

      Die Ergebnisse der aktuellen Ermittlungen bestätigten den Verdacht auf einen bevorstehenden Terrorakt. Die Auswertung der Mobiltelefone von Mueselim Ansari und Ibrahim al-Assad deutete auf Verbindungen zu dem gefährlichen Al-Qaida-Mann Al-Turabi hin. Desweiteren zeigte die Anrufliste Telefonate mit Abu Hassan Akbar, einem Yousat Khan, einem Shakir Yakisan, und einer Vielzahl weiterer islamischer Namen. Der BND schickte die Namensliste sowie Fotografien von Mueselim Ansari und Ibrahim al-Assad an befreundete Dienste, wie das britische MI6, an die US-amerikanische CIA und an den israelischen Mossad. Die Antworten der drei Geheimdienste waren eindeutig. Die beiden Schwerverletzten, wie auch ihre drei Kumpane, wurden identifiziert. Die CIA bestätigte, dass sich alle fünf erst kürzlich in einem Ausbildungslager der Al-Qaida, im Swat-Tal aufgehalten hatten. Wo sie sich derzeit aufhielten? Keine Ahnung, sie waren von der Bildfläche verschwunden. Daraufhin wurden auf allen europäischen Flughäfen die Überwachungskameras von Ankommenden aus dem Nahen Osten und aus Fernost überprüft. Sowohl in Rom, als auch in Wien wurden die Geheimdienste fündig.

      Sorgen bereitete den Fahndern die Hinweise, dass es offensichtlich Unterstützer in Deutschland gab. Die Witwe Hilde Breitblocker bestätigte eindeutig, dass sie mit einem Deutschen gesprochen habe, der die beiden vermeintlichen Gäste abholen wollte. Ungefähr einen Meter achtzig groß, blond, kräftig gebaut, blaue Augen und einen ebenso blonden Rauschebart. Auf dem Haupt ein weißes, gehäkeltes Käppi und ansonsten eigenartig gekleidet. Das Kraftfahrzeugkennzeichen, welches sich die Witwe notiert hatte, führte zu keinem Fahndungserfolg. Auf das Kraftfahrkennzeichen aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt war kein VW Passat zugelassen, sondern ein Ford C-Max, Baujahr 2008. Als die Landpolizei Höchstadt an der Aisch die Eigentümerin des Fords befragte, war diese immer noch völlig außer sich: „Dees Kennzeichn hamms mer gschduhln. Blooß dees Kennzeichn! Warum ned aa dees Audo? Dann häddi wenigsdens vo der Versicherung was grichd.“

      Klaus Kellermann und sein Kollege aus Pullach, Herr Peter Hintermooser, steckten in ihrer Ermittlungsarbeit fest. Sie kannten die Akteure, bis auf den oder die deutschen Helfer. Zwei Terroristen lagen nicht vernehmungsfähig im Krankenhaus und rangen mit dem Tod, die anderen, die sich vermutlich auch in oder um Würzburg aufhielten (oder war/ist Würzburg nur eine Zwischenstation?), waren wie vom Erdboden verschluckt. Die Zeit lief den Ermittlern und ihren Kollegen davon. Auf Anregung des Polizeipräsidenten Würzburg, welcher Unterstützung durch den Bundesinnenminister erhielt, wurde die Sonderkommission „Faschingskehraus“ gebildet. Vom Mossad kam noch die Information, dass Abu Hassan Akbar unter dem Namen David Morgenstern nach Österreich eingereist sei. Doch das brachte die Fahnder vom BKA und BND nicht wirklich weiter.

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      Während die Ermittler sich die Köpfe zerbrachen und Überstunden schoben, hatten sich Abu Hassan Akbar, Shakir Yakisan, Yousat Khan und ihr deutscher Helfer in dem kleinen Weiler Emmerichsthal, im


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