Zauberseele. Ingrid Mohr
ich die Besinnung kriege
Kauf später ihr ’nen Blumenstrauß
Kümmer mich selbst um Hof und Haus
Werd um Entschuldigung sie bitten
Mich hat der Teufel halt geritten
Und die Moral von der Geschicht?
Drangsalieren darf man nicht!
Krimi
Meine Angetraute Hilde
Ist bei Krimis stets im Bilde
Bevor mir noch der Schluss bekannt
Hat sie den Mörder mir benannt
„Lass diese Unart bitte sein
Ich finde mich da selbst hinein!“
Weil Fehler sind sehr oft passiert
Hat sie mir diese kommentiert:
Ein Schuss = Knie ‚rechts‛ am Kripomann
Und als die nächste Szene kam
Sieht man das Pflaster ‚links‛
Wieso er mit dem Bein jetzt hinkt?
Regiefehler sie schnell erkennt
Mein Hildchen mir nun weiter nennt:
„Guck, der Tote auf der Bahre
Dem sträuben sich sogar die Haar
Wer tot auf dem Seziertisch liegt
Beim Atmen sich der Bauch bewegt?“
Die nächste Szene war echt lasch
Der Star rennt los mit seiner Tasch
Am Ziel er angekommen war
War diese Tasche nicht mehr da
Die Klappe fällt – Aufnahme drei
Da ist die Tasche stets dabei
Der Star wühlt emsig darin rum
Der Zuschauer = verkauft für dumm
Das Pärchen küsste sich sehr viel
Bis dass die nächste Klappe fiel
Das Filmsternchen trug Haare kurz
Das war dem Regisseur auch schnurz
Die nächste Szene: Haare lang
Mein Hildchen sie kaum noch erkannt
dann dieses:
Ein Mörder flieht in einen Felsen
Er nächtigt tagelang im selben
Als man ihn fing, was war passiert?
Er war gekämmt und glatt rasiert.
Ein Dieb ist in den Fluss gesprungen
Die Kripo ihn sofort gefunden
Dann Großaufnahme, das ist wahr
Die Kleidung knochentrocken war
Nicht mal sein Haar war pitschenass
Bei solchen Fehlern machts kein Spaß
Mein Hildchen hats genau gesehn
In vielen Krimis so geschehn
Oder in Historienfilmen
Wo Römer kämpften mit den Wilden
Trägt einer an dem Handgelenk
(von seiner Oma ein Geschenk?)
Ne goldne Uhr mit Glitzerrand
So grobe Fehler gleich erkannt
Wie ein Rohrspatz schimpft sie los
„Was denkt der Regisseur sich bloß?
Mir sowas vor die Nas zu setzen
Ich könnte diesen Mann zerfetzen!“
Einmal – sie hats genau gesehn
Da ist dann folgendes geschehn:
In einem Tierfilm wars ein Hund
Der tat uns tolle Streiche kund
Man sah ihn liebevoll beim Strecken
Auf dem Rücken mit zwei Flecken
Nächste Szene – Klappe vier
Da hat sein Fell kein Fleckchen mehr
Mein Hildchen rauft sich wüst ihr Haar
„Was ich hier seh – das ist nicht wahr!“
Sie klopft wie’n Fuhrmann freche Sprüche
Und macht uns Tee dann in der Küche
Noch immer ärgert sich die Hilde
Ich nicke nur und lächle milde
Sie weiß es nicht, ich mach kein Fax
In meinen Ohren = OHROPAX!
Morgens einen Joint und der Tag ist dein Freund …
Ich bin Hildes Mann – der Klaus
Mir geht bald die Puste aus
Muttern will uns heut besuchen
Drum backt Hilde Apfelkuchen
Es kommt auch das Enkelkind
Dann weht hier ein andrer Wind
Der Enkel kam mit seiner Süßen
Sie tat uns auch ganz lieb begrüßen
Die Kaffeetafel war gedeckt
Der Kuchen hat sogar geschmeckt
Abgeräumt wurd von den Frauen
Dann wollten alle Tennis schauen
Die Süße machte sich ’nen Joint
Sie hats gelernt von einem Freund
Wollt den Enkel auch verführen
Dieser tat sich sehr genieren
Doch Mutter bat um eine Fluppe
Meine Blicke warn ihr schnuppe
Ich erkannte sie nicht wieder
Zeitlebens war sie brav und bieder
Ich haute sie ihr aus der Hand
Hund Sepp sofort den Stengel fand
Schwupps hat er ihn aufgefressen
Ich hätte mich beinah vergessen
Ich schmiss die Süße aus dem Haus
Der Enkel sah bedröppelt aus
Er rannte ihr gleich hinterher
Ich sah den Enkel nimmermehr
Ich wollte mit dem Hund zum Arzt
Da hat es fürchterlich geknarzt
Nein, es war ein schriller Ton
Er kam nicht vom Telefon
Es war unser blöder Wecker
Hildchen kam gerad vom Bäcker
Es dufteten die warmen Brötchen
Hund Sepp gab mir ganz brav sein Pfötchen
„Komm, steh auf, es ist schon zehn
Du musst mit Sepp zum Doktor gehn
Irgendwas hat er gefressen
Was es war – ich habs vergessen!”
„Kommt Muttern heute?“