Die Bibelfälscher und die historische Wahrheit. Gerhard Schirra
die Schrift berichtet von seiner Begegnung mit dem Christus. Es kann nicht nur der Glauben einen Wandel bewirkt haben, wenn man berücksichtigt, wie es möglich ist, dass ein Mensch so plötzlich und in so kurzer Zeit eine solche Gradwendung nimmt.
Zutreffend ist auch, dass die Helfer der Apostel Propheten, Lehrer, Heiler, Ratgeber und Berufene für die Armenspeisung waren, die nicht nur durch eine Salbung in Form einer Handauflegung, sondern schon vorher durch die Geistesgnade erwählt worden sind. Wenn Handauflegungen durchgeführt wurden, als Segenshandlung für die vorher ausgesprochene prophetische Wahl, der Weissagungen und Gesichte aus dem Geist Gottes, um Auserwählte zu Lehrer und Helfer für die Apostel auszusondern, dann waren diese Zeremonien der Schlussakt und nicht der Beginn für den Sendeauftrag. Bezeugt wird dies im 13. Kapitel der Apostelgeschichte, denn es kamen Propheten, man betete und fastete und der Heilige Geist verkündete: „Sondert mir aus ….dazu ich sie berufen habe.“ Erst dann legte man die Hände auf sie zum Segen für den Auftrag. Das war ganz am Anfang zu Lebzeiten der Apostel, in der prophetische Gaben und Weissagungen nicht unterbunden wurden, sondern man hat sie als Gaben Gottes geschätzt, zur Hilfestellung für die Nachfolger in Christus.
Irritiert liest man aber im 1. Korinther 13 : 8: „Die Liebe hört nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird.“
Hierzu habe ich bereits kritisch nachgefragt, was dazu geführt haben kann, dass dieser Satz so im Paulus-Brief steht. In diesen Worten liegen aber auch Angst und Bedauern, denn in dem Brief wird gewarnt, dass dann, wenn solches geschehen würde, auch die Erkenntnis aufhören wird und dies ist eine schicksalhafte Warnung. Aber dann versucht Paulus sich zu trösten indem er sagt, dass die Liebe wohl nie aufhören wird. Solcher Trost ist aber kein wahrer Trost, denn die Liebe und die Erkenntnis aus Gott sind eine unumstößliche Einheit und nicht trennbar. Auch dann, wenn man den Geist Gottes bedeckt und einmauert, ist er doch nicht tot, es scheint dann nur so! In diesen Zeiten sind dann nur wenige Menschen von dem Geist Gottes erfüllt, aber deren Wirken in den dunklen Zeiten ist dann noch tausend Jahre später bekannt.
Die Geistesgaben hat Paulus im 1. Korinther 12 : 8 – 11 wie folgt beschrieben:
Reden durch den Geist von der Weisheit
Reden von der Erkenntnis nach demselben Geist
Der Glaube in demselben Geist
Die Gabe gesund zu machen in demselben Geist
Wunder tun
Weissagung tun
Geister zu unterscheiden
Mancherlei Sprachen (Zungenrede) und deren Auslegung
Dann sagt er: „Dies aber alles wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nach dem er will.“ (1. Korinther 12 : 11) Ich bin davon überzeugt, dass zur Zeit des Gemeindevorstehers der Gemeinde Roms, Clemens (früher Klemens geschrieben) (90 – 99 n. Chr.?), die Geistesgaben noch gewirkt haben. Dass damals bereits ein Ältestenrat der neuen Ordnung aktiv gewesen sein soll, der Clemens zum Vorsteher gewählt hat, ist spekulativ und nicht belegt. Dass aber schon damals Einflüsse versucht haben, den alten Weg zu verlassen, ja, das mag wohl wahr sein.
Wer waren denn zur aktiven Zeit der Gesandten Christi, der Apostel, die Ältesten?
Jakobus 5 : 14: „Ist jemand krank, der rufe zu sich die Ältesten von der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.
Die Ältesten rief man zum Gebet und zum Salben der Kranken. 3. Brief des Johannes an den Ältesten Gajus: „… Ich bin aber sehr erfreut worden, da die Brüder kamen und zeugten von deiner Wahrheit, wie du denn wandelst in der Wahrheit … Mein Lieber, du tust treulich, was du tust an den Brüdern und Gästen, die von deiner Liebe gezeugt haben vor der Gemeinde ….“(Vers 3)
Hier erhielt der Apostel die Nachricht von der Gastfreundlichkeit eines Ältesten und von seinen lieben Worten und der Verteidigung der Lehre Christi. Die Christen, die solches von ihm hörten, erzählten hiervon der Gemeinde. Der Älteste predigte nicht als Vorsitz der Gemeinde, sondern wurde zu einem Zeugnis Christi in seinem Haus.
1. Petrus 5 : 5: „Desgleichen, ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten. Allesamt seid untereinander untertan und haltet fest an der Demut …“
Petrus mahnt die Jugend und ruft sie auf, die Ältesten und Bewahrer der Lehre Christi zu achten und zu respektieren und sich auch gegenseitig zu achten und zu respektieren in Demut.
Apostelgeschichte 4 : 5: „Als es nun kam auf den Morgen, versammelten sich die Oberen und Ältesten und Schriftgelehrten gen Jerusalem.“ Es versammelten sich somit die leitende jüdische Kaste, die in der jüdischen Lehre erfahrenen und auserwählten Ältesten und die studierten Gelehrten.
Auch bei den Juden hatten die Ältesten keine leitende Funktion. Warum sollte es in der Urgemeinde anders gewesen sein? Ich bin mir sicher, dass anders interpretierte Texte fälschliche Einschübe und Abänderungen sind, und das gilt auch für den Einschub des Bischofs. 1. Petrus 5 : 1 – 3: „Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, die in Christo sind, und auch teilhaftig der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Weidet die Herde Christi die euch befohlen ist, und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig, nicht zum schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; nicht als übers Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde.“
Über diesen Versen steht die Erklärung: „Pflichten der Gemeindevorsteher.“
Wo sind die Pflichten und die Aufgaben des Gemeindevorstehers (Ältester), wenn Petrus sagt: „Die Ältesten, so unter euch sind…“ Wollte Petrus damit sagen: Falls Älteste, die Zeugen Christi und gelehrten wissenden Alten unter euch sind?
Weiter ist die Rede von einem älteren Mann, der Zeuge von der Kreuzigung Christi war und auch einer der 500 Zeugen gewesen sein muss, der den auferstandenen Christus gesehen hat. Die Herrlichkeit, das Wunder, das der Zeuge erlebt hat, sollten allen offenbart werden und hier ist nicht zu verstehen die Herrlichkeit, die in der Zukunft offenbar werden soll.
Meine Wesenheit sagt mir, dass die Anderen dem einzigen noch lebenden Zeugen nicht vollen Glauben schenkten, das was er sagte in Frage stellten, deshalb ermahnte Petrus alle Christen dieser Gemeinde und suchte Unterstützung bei den Alten, falls dort noch Alte lebten: „… so unter euch sind …“
Allein die Herde Christi eines schändlichen Gewinns wegen zu leiten und zu beherrschen, dieses Ansinnen waren den ersten Lehrern und Jüngern fremd; nur so kann man den Petrus begreifen. Hier kann man nur sagen: „Lieber Hieronymus, diese Ermahnung ist doch passend für deine Zeit, die Zeit der Einschübe in die Texte und die Zeit des Herrschens, des Blutvergießens und den Witwen das Geld aus der Tasche zu ziehen.“
Anfang des zweiten Jahrhunderts nach Christi fing man an, die Geistesgaben zu unterwandern, da das prophetische Wort und die Weissagungen nicht mehr in das Konzept der sich bildenden „Teams“ passte. Man fing also an, sich zu organisieren. Dieses Handeln ist der Anfang der Geburtsstunde der Kirche, die Geistesträger bekamen nicht mehr das notwendige Gehör.
Im ersten Schritt nach dem Gären oder Anfängen zur Zeit Clemens, funktionierte man die aufklärenden und weisen Alten zu einem „politischen Ältestenrat“ um, der mehrheitlich die Geschicke in der Gemeindeleitung/-Organisation beeinflusste. Wenn auserkorene Glieder zu einem Rat gehören, dann braucht man natürlich auch den Vorsitzenden des Rates. Man denke an den Gemeinderat und den Gemeindevorsteher. Nicht das Prophetenwort, nicht die Weissagungen, nicht die Träume, nicht das Zungenreden und deren Auslegung, sondern dieser Rat der Ältesten erhielt immer mehr Einfluss. Das „Team“ bestimmte dann den Vorsitzenden, den Vorsteher. Gottes Geist wurde zu Grabe getragen, die Machtfülle übernahm dessen Aufgabe.
Die römische Kirche nennt Clemens den Vorsteher der Gemeinde zu Rom. Der bereits erwähnte Theologe der kath. Papstschrift schreibt hierzu, dass der Vorsteher des Rates der Ältesten weniger an der Spitze, als vielmehr im Mittelpunkt stand. Weiter schreibt er: „Allmählich erhielt der Vorsteher den Namen eines Bischofs, während die anderen des Rates den Namen Priester erhielten.“23