Die Schlacht um Viedana: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 2). Jork Steffen Negelen

Die Schlacht um Viedana: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 2) - Jork Steffen Negelen


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zum Abend essen und dann die Wachen kontrollieren. Wenn die Obinarer mit ihren Galeeren noch im Hafen von Zandum liegen, haben sie verloren. Die dicht gedrängten Schiffe werden wir verbrennen und uns dann der Festung annehmen.«

      Es klopfte an der Tür und ein Wachsoldat kam herein. Er meldete, dass alles in Ordnung sei und eine ruhige Nacht anbrechen würde. Gohtas ließ den Soldaten gehen. Dann kontrollierte er mit Lionos zusammen die einzelnen Wachen auf der Galeere.

      Am nächsten Morgen zeigte sich der Himmel von seiner schönsten Seite. Wie eine strahlende Majestät zog die Sonne vom Osten her auf und hüllte alles in ein wärmendes Licht. So manch ein Schiffsknecht sah sie an und musste sich erst mal gähnend ihrer hellen Pracht mit beiden Armen entgegenstrecken.

      Als Gohtas auf dem Deck der Silbernen Stute erschien, hatte Lionos schon alle Kurskorrekturen vorgenommen und mit Signalflaggen weitergeben lassen. Er stellte sich neben den Kapitän. »Das ist ja ein wunderschöner Morgen, wie von einem Maler gemalt. Ich hoffe nur, dass uns nicht jeder Obinarer schon jetzt wittern kann.«

      Lionos schüttelte den Kopf. »Nur keine Sorge, mein Admiral, bis zum Mittag sind wir zum Angriff auf die Obinarer bereit. Schaut Euch um. Eure Flotte hat schon begonnen, sich zum Angriff zu formieren. In wenigen Stunden sind wir vor der Festung Zandum.« Lionos sah mit Gohtas zu den anderen Galeeren. »Mein Herr, eines könntet Ihr mir verraten, wer dieser Festung nur diesen komischen Namen gegeben hat? Zandum, das klingt so, als ob einer zu faul war, sich einen besseren auszudenken.«

      Gohtas war wegen dieser Frage etwas verwundert. Mit ernster Mine sah er Lionos an. »Mein lieber Kapitän, Ihr solltet nicht so viel spotten. Dieser Name ist schon verdammt alt. Dort, wo jetzt die Festung steht, war in grauer Vorzeit ein Tempel. Niemand weiß mehr, wer ihn einst erbaute. Als die Piraten dort ankamen, fanden sie nur noch eine Ruine vor und bauten auf ihr die Festung. Der Tempel geriet in Vergessenheit, doch sein Name ist geblieben. Wer den Tempel erbaute, und welche Gottheit dort angebetet wurde, das kann heute niemand mehr sagen.«

      Lionos nickte, aber er erwiderte lieber nichts mehr. Ohnehin wurde nun die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf die Manöver der anderen Galeeren gelenkt. Es galt jetzt, mehr als zweihundert Schiffe so zu dirigieren, dass sie wie eine Einheit handelten. Immer wieder mussten mit den Flaggen die einzelnen Galeeren in die Schlachtordnung eingewiesen werden. Da Lionos das so gut beherrschte, konnte Gohtas sich einen bequemen Stuhl auf das hintere Deck neben das Steuer des Steuermanns stellen lassen und den Aufmarsch in aller Ruhe verfolgen. Die Flotte stellte sich in einen dreifachen Halbkreis auf. Davor segelte die Silberne Stute.

      In dieser Formation traf die Streitmacht zur Mittagstunde vor dem Hafen der Festung Zandum ein. Gohtas saß längst nicht mehr auf seinem Stuhl. Er stand am Bug Flaggschiff und schwenkte eigenhändig die Fackel seines Königs. Das war das Zeichen für den Angriff. Die Schiffstrommeln waren zu hören und die ersten Katapulte schleuderten ihre tödliche Ladung in den Hafen. Dort waren tatsächlich die ahnungslosen Obinarer noch dabei, die Beute der letzten Nacht zu teilen. Die meisten Galeeren ihrer Flotte lagen im Hafen vor Anker und ihre Mannschaften waren völlig überrascht. Schnell war ihnen klar, dass sie mit ihren eigenen Galeeren nicht mehr den Hafen verlassen konnten. Einige Bogenschützen versuchten, mit Feuerpfeilen die angreifenden Galeeren in Brand zu schießen, doch die waren noch nicht in Reichweite. Auf den Hafen prasselte eine Wolke von kleineren Steinen nieder. Mit Absicht ließ Gohtas keine großen Brocken verschießen. Er wollte so viele Rudersklaven wie nur irgend möglich retten. Die waren in den Galeeren unter Deck. Mit großen Geschossen hätte man die Galeeren versenkt und die Rudersklaven wären ertrunken. Auch mit kleineren Steinen ließen sich die Obinarer am Auslaufen hindern. Die versuchten im letzten Augenblick, ihre eigenen Schiffe in Brand zu stecken. Sie warfen Fackeln auf ihre Galeeren und flüchteten vor den ankommenden Avanurern in die Festung. Doch die Planken ihrer Schiffe waren feucht und nahmen das Feuer nur schlecht an. Mit den Rudern stoppten die Avanurer ihre Galeeren und gingen vor Anker. Mit schnellen Ruderbooten erreichten die ersten Stoßtrupps den Hafen und gingen an Land. Dort sicherten sie die verlassenen Schiffe der Obinarer und löschten die Brände. Unterdessen kamen immer mehr Soldaten in den Hafen und fingen sofort mit dessen Besetzung an. Sie durchsuchten alle Vorratslager und stellten Waffen und Proviant sicher. Andere Soldaten holten die Rudersklaven aus ihren Löchern unter den Decks der erbeuteten Galeeren und versorgten sie. Viele von ihnen hatten seit Tagen nichts zu essen und zu trinken bekommen, denn sie hatten erst vor kurzem in ihrer Verzweiflung einen Aufstand versucht. Die Sklaven berichteten ihren Befreiern davon. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und die Anführer hingerichtet. Die Obinarer hatten sie im Hafen vor den Augen ihrer Leidensgefährten auf einen Scheiterhaufen gestellt und bei lebendigem Leibe verbrannt. Als Gohtas diese Berichte hörte, hatte er erneut Mühe, sich zu beherrschen.

      Unterdessen hatte Lionos die Festung umstellen lassen und einige eiligst losgeschickte Boten der Obinarer abgefangen. Diese ließ er dem Admiral bringen. Da Gohtas in übelster Laune war, hatten die Gefangenen nichts Gutes von ihm zu erwarten. Als sie sich weigerten, vor ihm zu knien und ihn zu grüßen, schlug er den ersten Obinarer nieder. Die anderen beiden erschraken und knieten sich sofort hin. Demütig grüßten sie jetzt den Admiral mit vollem Namen und Titel. Dann verrieten sie sogleich vorsichtshalber noch, dass sie vom Kommandanten der Festung zu ihrem König nach Isagrahl geschickt worden waren. Mit grimmigem Blick winkte Gohtas einen Hauptmann herbei. »Lass diese Barbaren in Ketten legen und an einem sicheren Ort verwahren.«

      Mehrere Soldaten packten sogleich die Boten und hoben sie in die Höhe. Gohtas trat ganz dicht an einen der Obinarer heran und sprach unerwartet leise zu ihm. »Bevor du dein neues Quartier beziehst, sagst du mir noch den Namen deines Festungskommandanten.«

      Der Bote schaute ihn fast flehend an, dann sagte er nur zwei Worte: »Fürst Demican.«

      Mit hängenden Köpfen ließen sich die drei Gefangenen abführen. Gohtas schaute ihnen beinah fassungslos hinterher. Lionos kam zusammen mit zwei Soldaten auf den Pferden der Boten angeritten und sprang direkt vor seinem Admiral ab. Dann wollte er sogleich berichten. Doch Gohtas hob seine rechte Hand. »Wartet noch. Bevor Ihr sprecht, solltet Ihr noch etwas wissen. Der Herr über diese Festung ist kein anderer als der Fürst Demican. Er ist Alsacans Sohn und sein bester Heerführer. Ihr seid ihm noch nicht begegnet. Also seid vor ihm auf der Hut. Und jetzt berichtet mir.«

      Lionos zeigte sich wenig beeindruckt und berichtete fast übermütig: »Wir haben die Festung eingeschlossen und beginnen jetzt mit dem Aufstellen der Katapulte. Sobald das beendet ist, können wir mit dem Beschuss beginnen. Ich denke, das wird hier eine kurze Angelegenheit. Bis jetzt hat doch alles wunderbar geklappt. Und was diesen Fürsten Demican angeht, da denke ich, der kann Euch nicht das Wasser reichen. So wie dieser tote Obinarer, der hinten nicht weit vom Tor liegt und bald anfängt zu stinken.« Lionos zeigte mit einer Reitpeitsche zum Tor.

      Gohtas schüttelte nur den Kopf. Er befahl zwei Soldaten, den Toten zu entfernen und zog Lionos mit sich. »Kommt, Ihr solltet auch einen Blick auf die ehemaligen Rudersklaven werfen. Diese armen Teufel haben vor wenigen Tagen einen Aufstand gewagt und wurden dafür schlimm bestraft. Lasst es Euch am besten von ihnen selbst erzählen.«

      Einige der anderen Kapitäne, Obersten und Hauptmänner des Admirals folgten den beiden, und sahen sich die einstigen Sklaven ebenfalls an. Etwas mehr als die Hälfte der Männer war noch in ganz guter Verfassung. Nicht alle obinarischen Kapitäne waren so bestialisch mit ihren Rudersklaven umgegangen. Einige hatten Vernunft walten lassen. Doch die anderen Männer sahen, zum Erschrecken aller, fürchterlich aus. Die Peitschen der Obinarer hatten bei ihnen unübersehbare Spuren hinterlassen.

      Gohtas befahl, eine Krankenstation einzurichten. Die Schiffsärzte nahmen sich dieser armen Männer an. Als das gerade in die Wege geleitet war, kam von der Festung her ein lauter Tumult auf. Eine weiße Fahne war in einer aufgebrachten Menge zu erkennen. Lionos rannte mit einigen Soldaten los und versuchte die Aufregung zu schlichten. Unter dem Schutz der weißen Fahne versuchte eine Gruppe von Obinarern sich den Weg zum Admiral zu bahnen. Dabei wurden sie auf das übelste von wütenden Soldaten beschimpft. Erst als die Soldaten Lionos erkannten, ließen sie von den Obinarern ab. Der Kapitän führte sie direkt zum Admiral. Dieser hatte sich von seinem Flaggschiff den bequemen Stuhl bringen lassen und ließ einen zerlumpten Sklaven darauf Platz nehmen. Dann stellte er sich neben diesen und empfing


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