Space Prophet. Jörg Arndt

Space Prophet - Jörg Arndt


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Tieres war eine Wohltat für seine Seele. Leicht fiel es ihm nicht, ihn hier zurückzulassen.

      »Hör mal, Buddy«, sagte er, während er die Körner in den Napf füllte. »Ich muss auf eine Reise gehen. Leider weiß ich noch nicht, wen ich fragen könnte, aber ich werde bestimmt jemanden finden, der sich in der Zwischenzeit um dich kümmert.«

      Buddy schüttelte leicht seinen Kopf und sprang mit einem Satz aufs Bett. Dort stützte er sich mit den Vorderbeinen auf die Reisetasche und sah Jonas aufmerksam an.

      »Du hast genau verstanden, was ich gesagt habe«, stellte der verwundert fest. »Und du willst, dass ich dich mitnehme.«

      Diesmal gab es keinen Zweifel. Buddy nickte eindeutig. Jonas griff nach der Tasche und öffnete sie. Überrascht stellte er fest, dass sie fast leer war. Lediglich etwas Wäsche befand sich darin, auf eine Art zerdrückt, die es wie ein Nest wirken ließ.

      »Alister wollte dich mitnehmen, aber dann kam ihm dieser Unfall dazwischen …«, sagte er nachdenklich.

      Buddy drängte sich an ihm vorbei, kletterte in die Tasche, kuschelte sich in die Mulde und blinzelte zu Jonas hinauf.

      »Na gut, ich nehme dich mit. Aber ein bisschen dauert es noch. Das Schiff fliegt erst morgen Mittag. Bis dahin muss ich mir etwas einfallen lassen, wie wir dich durch die Kontrollen bekommen.«

      Diesmal hätte Jonas schwören können, dass Buddy mit einem Auge gezwinkert hatte.

      Er brauchte wirklich dringend Urlaub.

      *****

      Der Khan überprüfte ein letztes Mal im Spiegel den Sitz seiner Uniform und trat dann hinaus auf den Balkon, von wo aus er den größten Teil Evinins überblicken konnte. Auf den Gassen summte es vor Aufregung. Die Menschen strömten zum Raumhafen, wo hinter der Absperrung des Rollfeldes bereits ein chaotisches Gedränge herrschte. Frauen, verhüllt mit schwarzen Kopftüchern, erfüllten die Luft mit lebhaftem Geschnatter. Kinder wuselten in der Menge herum. Einige wenige Alte standen gelassen am Rand und beobachteten das Treiben. Bakur Khan konnte vom Balkon seines Hauses alles gut verfolgen. Er lächelte.

      Plötzlich erhob sich ein lautes, vielstimmiges Rufen. »Sie kommen, sie kommen!«

      Bakur kniff die Augen zusammen und suchte den Himmel in östlicher Richtung ab. Doch er sah nur die blasse schmale Sichel von Cavab, dem kleineren der beiden Monde von Kyros. Sie wirkte leicht verzerrt.

      Müde strich sich der Khan über das Gesicht.

      Meine Augen lassen nach, dachte er düster. Gerade mal 52, und ich komme mir manchmal schon wie ein alter Mann vor.

      Endlich erkannte er eine Handbreit links von Cavab einen leuchtenden Punkt, der sich allmählich vergrößerte. Dann tauchte daneben ein zweiter, etwas schwächerer auf, schließlich ein dritter. Zweifellos, das waren die Shuttles, die seine Männer vom Raumhafen auf Liman zurückbrachten.

      Der erste Lichtpunkt hatte sich jetzt zu einer brennenden Fackel weiterentwickelt, die eine schwarze Rauchspur hinter sich herzog.

      »Nicht so schnell, Jungs«, murmelte Bakur und raufte seinen schwarzen Bart. »Diese Hitzeschilde halten nicht alles aus.«

      Nun hingen drei Fackeln am Himmel und zeichneten ein beeindruckendes Muster an das rötliche Firmament. Endlich setzten sie zu einer eleganten Kurve an. Die Flammen verlöschten, die Rauchfahnen wurden kleiner.

      Bakur verließ seinen Balkon und eilte zum Flughafen. Die Menschen, an denen er vorüberging, grüßten ihn ehrerbietig, doch er beachtete sie nicht. Er betrat den VIP-Bereich, eine kleine hölzerne Tribüne am Rand des Rollfeldes.

      »Salam, mein Khan!«

      Ein grauhaariger, elegant gekleideter Mann stand auf und verbeugte sich.

      »Salam, Alim!« Bakur legte dem Wesir freundschaftlich die Hand auf die Schulter. »Schön, dass du da bist.«

      »Wie könnte ich diesen Moment verpassen? Ein doppelter Sieg gegen die Union; dieser Tag wird in die Geschichte eingehen!«

      »Ja, Xator hat sich in seinem Kommando hervorragend bewährt. Er wird ein großartiger Nachfolger sein.« Bakur lächelte stolz.

      »Wenn es an der Zeit ist, mein Khan. Wir wollen doch nichts überstürzen.«

      Das Lächeln auf Bakurs Gesicht erlosch. »Ich war jünger als er, als ich Khan wurde.«

      »Das ist richtig. Aber du hattest keine Wahl. Als dein Vater fiel, musste eine rasche Entscheidung getroffen werden, damit unsere heilige Komanda nicht auseinanderfällt.«

      »Auch mir könnte etwas zustoßen!«

      »Das sei ferne, mein Khan.« Der Wesir neigte sein Haupt.

      »Ja, ja. Dennoch soll meine Nachfolge gut vorbereitet sein. Du weißt genau, wie lange es dauert, bis ein Anführer reif genug ist, um die Komanda zu führen. Er muss Erfahrungen sammeln und sich das Vertrauen der Männer erarbeiten, und dafür braucht er Erfolge.«

      »Das ist klug gedacht, mein Khan. Du solltest nur darauf achten, dass dir dein Nachfolger das Amt nicht vor der Zeit streitig macht.«

      Bakur fuhr auf. Seine Augen blitzten.

      »Was willst du damit sagen? Xator ist mein Ziehsohn. Er würde sich niemals gegen mich erheben!«

      Der Wesir verneigte sich. »Verzeiht mir, mein Gebieter. Ich wollte Euren Sohn ganz gewiss nicht beschuldigen. Es war nur die Besorgnis eines alten Mannes.«

      »Genug jetzt.«

      Der Khan wandte sich ab und beobachtete die herannahenden Shuttles, deren Triebwerke nun deutlich zu hören waren. »Ein Treffer auf die Peacemaker und ein erbeuteter schwerer Kreuzer. Das kann man wohl als Erfolg bezeichnen, denke ich.«

      Alim Badawi neigte respektvoll sein graues Haupt und schwieg.

      Der Lärm schwoll an und übertönte den Jubel der Menge. Die Shuttles setzten auf und kamen im Antigravfeld bald zum Stillstand.

      Es waren plumpe Raumfahrzeuge, die aussahen wie übergroße Reisebusse mit Stummelflügeln. Aber sie erfüllten ihren Zweck, der darin bestand, Mannschaften schnell und zuverlässig zur Mondbasis und wieder zurückzubringen.

      Nachdem das Bremsfeld sie freigegeben hatte, rollten die Shuttles an den Rand der Absperrung, wo sie im gleichmäßigen Abstand voneinander stehen blieben. Die Türen schwangen auf.

      Begleitet vom Beifall der Menge, strömten die Kämpfer im Laufschritt heraus und stellten sich in perfekt ausgerichteten Reihen vor ihren Raumfähren auf. Xator erschien als Letzter. Als der junge breitschultrige Mann aus der Tür trat, stieß er in Siegerpose seine Faust gen Himmel. Prompt erreichte der Jubel eine ohrenbetäubende Lautstärke.

      Dann griff der Khan zum Mikrofon.

      »Die Komanda begrüßt ihre Helden!«, rief er, und seine Stimme hallte über den Platz. »Willkommen zu Hause. Ihr habt einen großartigen Sieg errungen.«

      Der Rest seiner improvisierten Rede ging darin unter, dass das Rollfeld von den Zuschauern gestürmt wurde. Unter lauten Rufen umarmten Mütter ihre Söhne, Frauen ihre Männer und Kinder ihre Väter. Milde lächelnd sah der Khan zu, wie die militärische Ordnung seiner Krieger im Chaos versank. Dann machte auch er sich auf den Weg, schritt würdig auf die Shuttles zu und schloss seinen Ziehsohn in die Arme.

      »Ich bin stolz auf dich«, sagte er und hielt ihn an beiden Schultern vor sich. »Dein erstes Kommando war ein voller Erfolg. Al Kahar hat dich reich gesegnet.«

      »Wir müssen reden«, presste Xator heraus. Seine verkniffene Mine stand im Kontrast zum allgemeinen Jubel.

      »Später.« Der Khan blickte prüfend zum Himmel. Die rote Sonne stand kurz davor, den Horizont zu berühren. »Erst einmal ist es Zeit für das Abendgebet. Führe deine Männer ins Gebetshaus.«

      Eine halbe Stunde später saß Bakur Khan auf seinem Ehrenplatz im Gebetsraum.

      Seine Krieger standen


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