Die Kleinen sind die Feinen. Otfried Schröck

Die Kleinen sind die Feinen - Otfried Schröck


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Auf Rügen

       An der Müritz

       In Norwegen

       In Masuren

       Verhaltensweisen

       Die Hündin des Nachbarn ist heiß

       Welpenerziehung

       Eintopf und Schnauzenstoß

       Das machst Du nicht noch mal mit mir!

       Der Klügere gibt nach

       Ersatzmutter

       Luftballonspiele

       Pieri erzwingt unsere Aufmerksamkeit

       Allez hopp

       Das Kissen ist zu klein

       Frühstücksrituale

       Dachsel und Bommel

       Rückblick

       VORWORT

      Seit ich denken kann, haben Tiere meinen Lebensweg begleitet. Sehr verschiedene Wildtiere kamen und gingen in meiner Kindheit, die Teckel aber waren immer dabei. Als erster Jagdhund kam ein solcher mit unklarer Herkunft, aber trotzdem passioniert und manchmal auch mit guten Leistungen. Später dann, als ich selbst zur Jagd ging und Rauhaarteckel aus jagdlicher Leistungszucht mit bester Veranlagung führte und dann, für lange und schöne Jahre, als ich mit Hunden aus der eigenen Zucht jagte.

      Mein Großvater, der mehr als 20 Jahre Oberförster in einem Gutsforst in der Märkischen Schweiz war, schrieb mir 1957 in mein erstes jagdliches Buch die Worte: „Des Weidmanns Leben ist voll Lust und alle Tage neu.“ Was er nicht hineinschrieb und mir auch nicht sagte, war, dass das Leben eines Weidmannes nicht nur aus Lust, sondern oft auch aus Frust besteht. Frust über einen schlechten Schuss, der das Wild nicht sofort an den Platz bannt und daher leiden lässt. Auch bei bester Absicht gelingt es nicht immer, den Schuss so sicher anzubringen, dass das Wild keine Schmerzen durch das Töten erleidet.

      Denn bleibt das Wild, wie der Jäger sagt, nicht im Feuer, sind Nachsuchen, in jedem Fall aber Kontrollsuchen erforderlich, um die Leidenszeit des Wildes zu verkürzen und den Jäger doch noch in den Besitz des Stückes zu bringen.

      In diesem Buch wird vor allem über Nachsuchen mit dem Teckel berichtet. Und das heißt, es ist leider wieder einmal etwas schief gegangen. In nunmehr 58 Jägerjahren stand mir für Nachsuchen fast immer ein für die Schweißarbeit brauchbarer Teckel zur Verfügung. Ich sage mit Absicht „brauchbar“ und nicht „firm“, weil schwierige Nachsuchen den Spezialisten auf der Wundfährte vorbehalten sein sollten. Damit hatte ich auch kein Problem. Wenn meine Teckel wirklich nicht mehr weiter wussten, habe ich auch für einen Frischling ein bewährtes Nachsuchen-Gespann angefordert.

      Von vielen jagdlichen Begebenheiten, bei denen meine Teckel ihre Eignung für ihren ureigensten Zweck, die Baujagd sowie das Stöbern, das spurlaute Jagen und vor allem für die Schweißarbeit mit großem Erfolg unter Beweis stellten, soll in diesem Buch die Rede sein.

      Doch Jagen mit dem Teckel bedeutet nicht nur Schweißarbeit und Stöbern. Jagen mit dem Teckel heißt auch ungezählte Jagdgänge mit meinem besten Freund, ungezählte Ansitze, bei denen meine Hunde meistens mit mir zusammen auf der Kanzel saßen. Die geringe Größe des Teckels erlaubt es auch dem älteren Hundeführer, ihn mit auf die Kanzel zu nehmen. Oft machten mich meine Hunde rechtzeitig auf anwechselndes Wild aufmerksam und ich kam so zum Erfolg. Auch möchte ich die Ereignisse nicht missen, bei denen meine Teckel mehr leisteten, als ihnen das vorgegebene Zuchtziel vorschrieb. Fast alle waren außerordentlich wasserfreudig und ersparten mir so manches Mal den unbekleideten Weg in ein Enten- oder Gänsegewässer.

      Und es soll die Rede von unserer Teckel-Zucht sein, die für meine Frau und mich über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren die schönste Nebensache der Welt und sinnvolle Beschäftigung war. In unserem Rauhaarteckel-Zwinger „vom Rohrhorst“ haben wir 140 Welpen für die Jagd zur Verfügung gestellt. Daher sollen in dieses Buch auch die Erlebnisse und Erfahrungen mit unseren Hündinnen und Rüden eingehen.

      Jeder Hund ist ein Individuum für sich, jeder hat, wie wir Menschen, seine Eigenschaften und seinen unverwechselbaren Charakter. Auch davon will ich hier berichten.

      Otfried Schröck

      Waldsieversdorf, im Frühjahr 2018

       BIENE

      Es war die schwere Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Mein Vater konnte mit Unterstützung des sowjetischen Stadtkommandanten und des Bürgermeisters bereits am 1. Oktober 1945 die Zentralforschungsanstalt für Pflanzenzüchtung in Müncheberg wiedereröffnen. Die Gebäude des Institutes hatten zwar ohne größere Beschädigungen die schweren Kampfhandlungen in der Region überstanden, aber der größte Teil der Forschungseinrichtungen und des Zuchtmaterials waren mit einem Institutstreck schon im Januar 1945 in Richtung Westen abgegangen. Aus den wenigen verbliebenen Beständen mussten nun neue Zuchtstämme der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen wieder aufgebaut werden. Es blühte ein reger Tauschhandel in der Region, aber auch mit anderen, bereits schon wieder arbeitenden Instituten. Dabei wurde oft Ware gegen Ware getauscht und es blieb sicher nicht aus, dass mancher Handel nicht mit Geld abgegolten wurde, sondern mit Dingen, die der eine hatte und der andere haben wollte. Der Leiter eines Institutes, in dem auch Kartoffeln gezüchtet wurden, konnte vielleicht auch mal einen Sack dieser Tauschwährung für derartige Geschäfte abzweigen. Wie dem auch sei, eines Tages brachte mein Vater eine braune Kurzhaar-Dackelhündin mit nach Hause, die wir auf den Namen „Biene“ tauften. Sie war unser „Kartoffelhund“, weil mein Vater sie gegen einen Sack Kartoffeln eintauschte. Natürlich hatte sie keine adligen Vorfahren und auch keine Ahnentafel; wer hätte eine solche in dieser Zeit auch ausstellen sollen.

      Sehr schnell wurde Biene der Liebling der Familie, vor allem von uns vier Kindern. Sie führte ein noch freieres und ungebundeneres Leben als wir, die ja die lästige Schule zumindest zeitweise an völliger Freiheit hinderte. Den Tag verbrachte sie meist bei meinem Vater im Forstinstitut, das inzwischen von Müncheberg nach Waldsieversdorf umgezogen war. Dort schlief sie in einer Schublade des Schreibtisches der Sekretärin meines Vaters.

      An Jagd war in dieser Zeit nicht zu denken. Es dachte auch kaum jemand daran, denn man hatte ganz andere Sorgen. Meine Mutter stammte aus einer Försterfamilie und mein Vater machte sicher auf Anregung seines Schwiegervaters hin in den späten 1930-er Jahren den Jagdschein. Ein jagdlicher Einsatz von Biene kam, bedingt durch die alliierten Bestimmungen in dieser Zeit, ohnehin nicht infrage.

      Biene dachte darüber jedoch anders. Sie hatte von ihren Vorfahren eine gehörige Portion jagdlicher Passion geerbt. Wann immer es ihr gelang, sich aus Herrchens Nähe zu entfernen, inspizierte sie einen nahegelegenen Fuchsbau. Durch das Gelände des Institutes schlängelt sich ein kleiner Bach, der Stöbber, der nur wenige Kilometer entfernt in einem Niedermoorgebiet entspringt. Dieser Bach, der im Quellgebiet nur wenige Dezimeter tief ist, schnitt sich während seines Laufes immer tiefer in die Landschaft ein. Im Gelände des Institutes lag er bereits rund 10 Meter tiefer als die Umgebung. Am Hang hatten sich seit langer Zeit wohl Füchse einen Bau, eigentlich nur eine Röhre, gegraben. Biene fand diesen Bau irgendwann und suchte ihn regelmäßig auf. Hier lag sie dann stundenlang vor, verbellte anhaltend und kam selten aus eigenem Antrieb nach Hause. Ob sich ein Fuchs oder irgendein anderes Getier darin befand, konnte ich nie ergründen. Einmal gelang es mir, sie zu verfolgen. Sie näherte sich sehr zielstrebig diesem Bau, tat aber so, als ob der sie gar nicht interessieren würde. Dort angekommen, schliefte1 sie sofort ein und war verschwunden. Nun wusste


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