Kopenhagen. Eine Biografie. Matthias Bath

Kopenhagen. Eine Biografie - Matthias Bath


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am 12. August 1537 in Kopenhagen noch einmal feierlich krönen und die Reichsinsignien Dänemarks aushändigen. Vielleicht war aber auch nur sein Geburtstag für die Festlegung des Datums für das Krönungsfest ausschlaggebend.

      Die auf 1536 folgenden 23 Jahre der Regierungszeit Christians III. waren im Wesentlichen vom friedlichen Wiederaufbau des von den Bürgerkriegen zerrütteten Landes geprägt. Die Staatsfinanzen waren durch die Vereinnahmung des Besitzes der katholischen Kirche bald wieder saniert. Zugleich baute Christian III. die Zentralgewalt des Königshauses, das nunmehr über die Hälfte von Grund und Boden in Dänemark verfügte, aus. Aber auch die adligen Gutsbesitzer profitierten von der Freigabe des Binnenhandels in Dänemark und widmeten sich unter dem Schutz des Königs fortan der Intensivierung von Viehzucht und Milchwirtschaft in ihren Herrschaften. Auf die Regierungszeit Christians III. geht auch die Schaffung des neuzeitlichen dänischen Beamtenstaates zurück. Er führte eine Verwaltungsreform durch und gewann geeignete Repräsentanten des Adels als hohe Beamte für die entstehende königliche Verwaltung.

      Christian III. teilte das Interesse seines Onkels Kong Hans an maritimen Dingen und setzte den von Hans im Kleinen begonnenen Aufbau einer königlich dänischen Marine im größeren Rahmen fort. Bereits kurz nach der Eroberung Kopenhagens im Sommer 1536 beschloss er, hier den zentralen Stützpunkt seiner Flotte anzulegen. Christian wählte hierzu, die nordöstlich von Slotsholmen gelegene, bislang brachliegende Nachbarinsel Bremerholm aus und begann umgehend damit, hier eine Schiffswerft, mit Werkstätten und Magazinen für Waffen und Schiffsausrüstungen, anlegen zu lassen.

      Christian III. erließ 1536 auch die ersten Seekriegsartikel der dänischen Marine, die den Dienst an Bord der Schiffe regelten und Pflichten wie Rechte der Marineangehörigen festlegten. Unter Christian III. entstanden auch die ersten Dienstwohnungen sowohl auf Bremerholm als auch in dem Bereich zwischen der Nikolaj-Kirche und dem Bremerholm zugewandten Ufer Kopenhagens für untere und mittlere Befehlshaber der Flotte. Zugleich wurde die Nikolaj-Kirche zur Gemeindekirche aller auf Holmen Tätigen bestimmt.

      In Kopenhagen erinnert an den am Neujahrstag 1559 auf Schloss Koldinghus in Jütland verstorbenen Christian III. zunächst wieder der Bispetorv mit dem Reformationsmonument von 1943, auf dem auch Christian III. verewigt ist. Natürlich erinnert auch das heutige Gammelholmquartier zwischen Holmens Kanal, dem Sund nach Christianshavn und dem Nyhavn an den alten Flottenstützpunkt Christians III. Im Gammelholmquartier sind zudem fünf Straßen nach alten dänischen Seehelden benannt. Außerdem ist – allerdings außerhalb des Gammelholmquartiers – auch der alte Name Bremerholm seit 1932 wieder aufgelebt. Es handelt sich um eine neu angelegte Durchfahrtsstraße, die seitdem von Holmens Kirche bis zur Kristen Bernikows Gade eine nordöstliche, autogerechte Umfahrung des mittelalterlichen Stadtzentrums mit seinen engen Gassen und heutigen Fußgängerzonen ermöglicht. Wer sich eingehender für die Anfänge der dänischen Flotte unter Christian III. interessiert, sei zudem nochmals auf das Orlogsmuseum am Christianshavns Kanal hingewiesen.

       Humanist, Reichsrat und Admiral

      Herluf Trolle wurde am 14. Januar 1516 als zwölftes von 15 Kindern des dänischen Seeoffiziers Joachim Trolle (1475 – 1546) und dessen Ehefrau Magareta (verstorben 1534) auf Schloß Lillö in Schonen geboren. Sein Vater erreichte im Rahmen seiner Militärlaufbahn den Rang eines Admirals.

      Herluf Trolle besuchte in Kopenhagen die Lateinschule und studierte an der Universität Wittenberg. Hier wurde er maßgeblich von Philipp Melanchton (1497 – 1560), einem der engsten Weggefährten Martin Luthers, beeinflusst. Trolle blieb auch nach seiner Studienzeit mit Melanchton in regem Briefkontakt. Nach seiner Rückkehr nach Dänemark diente Trolle zunächst Christian III. als Berater und Diplomat in wichtigen Missionen. Von Trolles gelehrter Frömmigkeit und Dichtkunst zeugen die in dieser Zeit entstandenen Übersetzungen des Tedeums und mehrerer Psalmen ins Dänische, die noch im Gesangbuch der dänischen Kirche von 1902 zu finden waren.

      Am Hofe Christians III. lernte Trolle die fünf Jahre ältere Birgitte Gøye (1511 – 1574), eine Hofdame der Königin Dorothea kennen. Als er 1544 mit dem wichtigen Schloss Krogen bei Helsingør belehnt wurde, heiratete er noch im selben Jahr Birgitte Gøye, die als Tochter des vermögenden dänischen Reichshofmeisters Mogens Gøye eine der besten Partien des Landes war. Es handelte sich jedoch eindeutig um eine Liebesheirat. Beide Eheleute waren stark vom lutherischen Glauben ergriffen und fanden auch hierdurch zueinander. Zu ihrem Kummer blieb ihre Ehe jedoch kinderlos.

      1556 wurde Herluf Trolle zum Schlosshauptmann von Schloss Kopenhagen – dem heutigen Schloss Christiansborg – und zum Admiral und Chef der Flottenstation Holmen ernannt, Letzteres vielleicht, weil auch sein Vater Admiral gewesen war, denn Trolle verfügte bis zu diesem Zeitpunkt über keinerlei seemännische oder militärische Erfahrung. Er arbeitete sich jedoch mit Elan in seine neuen Aufgaben ein und hielt sich so oft wie möglich an Bord der Kriegsschiffe auf See auf.

      1557 wurde er zum Mitglied des Reichsrates und 1559 als Nachfolger von Peder Skram zum Reichsadmiral ernannt. Damit begann – unabhängig von Herluf Trolles persönlicher Eignung – eine Zeit, in der die oberste Führung der dänischen Flotte in der Regel Adligen ohne eigentliche seemännische Ausbildung übertragen wurde, die ihrerseits ebenso mangelhaft ausgebildete Admirale als Geschwaderkommodore befehligten. Das lag vor allem daran, dass seitens der Könige die hohen Kommandoposten der Flotte vor allem als Belohnungen für treue Gefolgsleute angesehen wurden. Dass die dänische Marine in dieser Zeit trotzdem ihre Aufgaben erfolgreich erfüllen konnte, ist vor allem das Verdienst tüchtiger Kapitäne, Steuerleute und subalterner Seeoffiziere.

      Nach Ausbruch des Nordischen Siebenjährigen Krieges 1563 war Herluf Trolle als Reichsadmiral fast durchgängig auf See. Als Kommandeur einer vereinten dänisch-lübeckischen Flotte von 35 Schiffen besiegte er am 30. Mai 1564 bei Øland die etwa gleich große schwedische Flotte. Die Schweden zogen sich nach dem Verlust ihres Flaggschiffs Makaløs, das von Dänen und Lübeckern geentert worden, dann aber explodiert war, wobei 800 bis 900 Seeleute, Schweden wie Dänen und Lübecker, ums Leben kamen, unter Führung von Admiral Klas Flemming in die Schären vor Stockholm zurück.

      Ein Jahr später griffen die Schweden erneut an, und es kam südlich der dänischen Inseln bei Fehmarn am 4. Juni 1565 wiederum zu einer Seeschlacht, die wegen der Erschöpfung beider Seiten ergebnislos abgebrochen wurde. Herluf Trolle wurde hierbei an Schulter und Oberschenkel verwundet und starb, da er die Wunde nicht behandeln ließ, infolge dessen am 25. Juni 1565 am Wundbrand.

      Bei seinem letzten Landaufenthalt hatte er wenige Wochen vor seinem Tod gemeinsam mit seiner Frau eine Adelsschule in dem ehemaligen Benediktinerkloster Herlufsholm bei Næstved gestiftet, die noch heute als Internatsschule besteht. Nach einem Staatsakt in der überfüllten Kopenhagener Frauenkirche wurde Herluf Trolles Leichnam nach Herlufsholm überführt und dort in der ehemaligen Klosterkirche beigesetzt. Seit 1574 befindet sich hier auch das Grab seiner Frau.

      Hier sind nur eine Handvoll Bauten in Kopenhagen überliefert. Neben den 1907 entdeckten Fundamenten der mittelalterlichen Burg unter Schloss Christiansborg handelt es sich vor allem um Kirchen. Älteste noch vorhandene Kopenhagener Kirche ist die Vor Frue Kirke (Liebfrauenkirche), der Kopenhagener Dom, dessen erster Bau 1209 geweiht wurde. Die Frauenkirche brannte in den folgenden Jahrhunderten mehrfach ab und wurde jeweils wieder aufgebaut. Letztmalig beim britischen Bombardement Kopenhagens 1807 zerstört, wurde der heutige klassizistische Bau in den Jahren 1811 – 29 errichtet.

      Erstmals 1303 urkundlich erwähnt wurde die gotische Sankt Petri Kirche an der Ecke Nørregade/​Skt. Peders Stræde, die seit 1585 der deutschen Gemeinde in Kopenhagen als Kirche dient. Der heutige Bau stammt von 1450 und stellt damit vom Gebäude her die älteste Kirche der Stadt dar.

      Die Helligånds Kirke (Heiliggeistkirche) am Strøget stammt vom Anfang des 14. Jhs., ihr Anbau, das Heiliggeistspital, von 1400. Die Gebäude wurden jedoch durch den Stadtbrand von 1728 zerstört und stellen heute Rekonstruktionsbauten des 18. Jhs. dar.

      Der Ursprungsbau der Nikolajkirche stammte sogar


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