Das Leben ist ein tiefer Fluss. Rose Zaddach

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      Rose Zaddach

       DAS LEBEN

       IST EIN

       TIEFER FLUSS

      Episoden Roman

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2016

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

       Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Titelillustration © Dieter Knödler

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

      VORWORT

      Hoffnung ist eben nicht Optimismus,

      es ist nicht die Überzeugung, dass es gut ausgeht,

      sondern die Gewissheit,

      dass etwas Sinn hat – gleich, wie es ausgeht.

      Vaclav Havel

      INHALT

       Cover

       Titel

       Impressum

       Ein Geheimnis biografischer Verstrickungen

       Paulas neues Leben

       Kaschmir und Seide

      Das Leben ist schön.

       Wir blühen!

       Versunken in die weichen Polster des ICE

       Einhundertfünfzig Mal im Blitzlicht

       Ihr Spiegelbild im Wasser, wie es hin und her zitterte

       Im Zustand ohne Zeit und Raum

       Und in der Nacht gab es trotzdem die Liebe

      Hunde sind schneller da,

       als du denkst

      Warteschleife. Musik.

       15 Minuten

       Die Parfümflasche. Der Duft ist hin

       Nicht bereit, zu resignieren

       Das Leben ist eine sterbliche Angelegenheit

       Das Meer, die Inseln und der Hafen

      Abgrundtief. Sie fliegen.

       Was ist das Glück?

       Nachwort

       Dank

       Vita

       Zitate und Quellenhinweise

      EIN GEHEIMNIS BIOGRAFISCHER VERSTRICKUNGEN

      Sie war eine schöne Frau. Eine elegante Frau.

      Paula bewunderte sie.

      Brünetter Typ. Mitte fünfzig. Kinderlos.

      Schmales, ebenmäßiges Gesicht, schlanke Figur.

      Kurzer Haarschnitt, pfiffig, stoppelig, unsymmetrisch – ganz, wie es zurzeit in Mode war.

      Man traf sie auf Vernissagen und in Konzerten, auf Dichterlesungen und auf anderen kulturellen Ereignissen mit ihrem Ehemann. Immer trug sie einen breitrandigen Hut. Es schien, als habe sie eine ganze Sammlung davon. Mit den Hüten, die sie trug, hatte sie etwas Großstädtisches an sich.

      Ein Flair aus Paris, London oder Berlin, Zwanzigerjahre, wehte einem entgegen. Charlotte B. fiel jedenfalls in der Runde auf, in der sie sich bewegte.

      Kleinstadt, eher Flecken, kaum auf der Landkarte erwähnt. Doch die Kultur der nahen Universitätsstadt zog ihre Kreise längst schon in dieser Region.

      Deshalb auch wieder nicht so außergewöhnlich, das Kulturleben.

      Sie habe ihren Vater früh verloren, sagte sie einmal.

      Im Kulturkreis bereitete man sich gerade auf eine Ausstellung „Deutsche Klassik“ vor. Ein Plakat sollte gedruckt werden. Man beschäftigte sich mit Goethe und dem Lied Mignons, das mit den Zeilen beginnt: „Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh‘n, im dunklen Laub, die Goldorangen glüh’n.“

      Sie habe ihren Vater früh verloren, wiederholte sie – und deshalb stimme der Text sie melancholisch.

      Sie sprach von der Sehnsucht nach Wärme und dem Süden und sie murmelte die letzten Verse jeder Strophe vor sich hin. Sie verstehe den Text besonders gut und er tröste sie.

      Man wunderte sich sowohl über die Rollenvermischung im Liedtext, der zwischen Geliebtem, Beschützer und Vater nicht zu unterscheiden schien, als auch über Charlotte B, die sich mit außergewöhnlicher Inbrunst äußerte. Das war man von ihr nicht gewohnt. Es klang nach schmerzlicher Vatersehnsucht und verletzter Liebe. Man war etwas peinlich berührt.

      Charlotte sagte, den frühen Vaterverlust habe sie immer noch nicht verwunden. Sie meinte, die eigene Biografie verbinde sich immer mit der Liebe, ob man wolle, oder nicht. Die Liebe sei ein Geheimnis biografischer Verstrickungen.

      Draußen wartete ihr Ehemann.

      Die Abenddämmerung zog herein. Die Versammlung ging dem Ende zu.

      Charlotte


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