Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit. Adrian Plass
Der fromme Chaot auf auf Gemeindefreizeit
Das diesmal wirklich letzte Tagebuch
des frommen Chaoten
Aus dem Englischen von
Christian Rendel
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2. Auflage 2014
ISBN 9783865066855
© der deutschsprachigen Ausgabe 2013
by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Originalausgabe: The Sacred Diary of Adrian Plass:
Adrian Plass and the Church Weekend
© 2013 by Adrian Plass
First publishedinin English 2013 by Hodder & Stoughton, London
Titelgrafik: Thees Carstens
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Satz: HSB T&M Vertriebs-GmbH
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
Dieses Buch ist den Bewohnern und der erweiterten Gemeinschaft des Scargill House in North Yorkshire gewidmet. Eure Liebe und Zuneigung in den letzten drei Jahren hat mein Leben reicher gemacht, als ihr je erahnen könnt.
INHALT
Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit
1 Planung , Panik und Minnie Stamp
EINLEITUNG
Ich dachte immer, ich würde nie ein witzigeres Buch schreiben als das erste Tagebuch eines frommen Chaoten – einfach weil es unwahrscheinlich war, dass ich je wieder so entsetzlich unglücklich sein würde.
1985 war ein traumatisches Jahr gewesen. Meine Frustration und meine schmerzhafte Unzufriedenheit mit mir selbst, mit der christlichen Gemeinde und mit so ziemlich allem anderen auch gipfelte in einer schweren Stresserkrankung, die für unsere Familie alles andere als witzig war. Nachdem ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage war, meine Arbeit mit Heimkindern weiterzumachen, verbrachte ich den größten Teil meiner Zeit in unserem Wohnzimmer im Obergeschoss und experimentierte mit der mühseligen, aber seltsamerweise therapeutisch wirkenden Beschäftigung des Schreibens.
Als meine Frau Bridget in der Bibliothek auf ein Buch mit dem Titel Jahrbuch für Schriftsteller und Künstler stieß, setzte sie sich auf den Fußboden und schrieb mühsam die Namen und Adressen von Verlagen und Zeitschriften ab, die an meinem Zeug interessiert sein könnten. Dann verschickte sie haufenweise Textproben von mir, aber das Echo war nicht sehr positiv. Ein bekannter Redakteur war sicher, seine Leser würden „unseren Herrn Jesus Christus nicht auf diese Weise dargestellt sehen wollen“. Ich weiß nicht mehr, was Bridget ihm geschickt hatte, das ihn zu dieser Reaktion veranlasste, aber seinen Brief habe ich immer noch. Vielleicht rahme ich ihn mir eines Tages ein.
Ein paar ermutigende Anzeichen gab es schon. Edward England, der im christlichen Verlagswesen so etwas wie eine Legende ist, war so freundlich, ein paar von meinen Sachen zu lesen, und schrieb mir, er sei sicher, ich könne schreiben, aber ich müsse mir ein großes Thema suchen. Das ist beim Schreiben natürlich immer wichtig, in der neurotisch positiven Welt der evangelikalen christlichen Literatur aber vielleicht umso mehr.
Ein weiteres äußerst beflügelndes Erlebnis hatte ich, als eines Morgens ein Brief aus Amerika kam. Bridget und ich waren damals an einer spätabendlichen Fernsehsendung namens Join the Company beteiligt, die im Süden Englands jeden Abend ausgestrahlt wurde. Einige Monate zuvor hatten Bridget und ich bei der Aufzeichnung einer dieser Gesprächssendungen John und Elizabeth Sherrill kennengelernt. Die Sherrills waren als Schriftstellerteam in Amerika enorm erfolgreich und hatten berühmte Weltbestseller wie Das Kreuz und die Messerhelden hervorgebracht. Elizabeth hatte die anderen drei Teilnehmer der Sendung eingeladen, ihr Textproben zu schicken, wenn sie wollten. Bridget hatte diese freundliche Einladung nicht vergessen und ihr ein Exemplar von Der Besuch geschickt, einer Kurzgeschichte von mir, in der Jesus in den Achtzigerjahren einer High-Street-Kirchengemeinde einen Besuch abstattet.
Der Brief, den ich an diesem Morgen bekam, trieb mir die Tränen in die Augen. In all den Jahren, schrieb Elizabeth, in denen sie Werke von Anfängerautoren gelesen hatte, sei ihr noch nie ein solches Qualitätspotenzial untergekommen. Die Quintessenz dieses wunderbaren Briefes war: Was auch immer ich einmal gewesen sein oder jetzt sein oder in der Zukunft sein mochte, ich war ein Schriftsteller, schlicht und einfach. Es war eine Frage der Identität. Wer in seinem Leben schon einmal an dem Punkt stand, wo er sich in allen Situationen nackt und verwundbar fühlte, der wird nachempfinden können, was es heißt, so einen warmen, schützenden Umhang gereicht zu bekommen, wenn man es am wenigsten erwartet und zumindest noch nicht lange verdient hat.
Elizabeths Brief war ein starker Anreiz, mit meiner Schreiberei weiterzumachen, und allmählich eröffneten sich auch Arbeitsmöglichkeiten. Nachdem im Family Magazine zwei oder drei Artikel von mir erschienen waren, wurde ich von einem kleinen christlichen Verlag beauftragt,