Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit. Adrian Plass

Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit - Adrian Plass


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an zu labern.

      „Na ja, vielleicht eher etwas mehr als weniger. Weniger weniger als mehr. Eigentlich schon recht weit oben auf der Skala von weniger bis mehr.“

      „Was!“

      „Es könnte sein, dass ich unbeabsichtigt den Eindruck erweckt habe, dass äh …“

      Wenn Anne einen tiefen Atemzug durch die Nase tut, so wie in diesem Moment, und zwischen zusammengepressten Lippen ihr unverwechselbares „Mm!“ hervorstößt, weiß ich immer schon, dass mir nichts Gutes blüht.

      „Was, bitte, hast du ‚unbeabsichtigt‘ getan? Du hast ihm gesagt, du machst es, oder?“

      Pause.

      „Oder, Adrian?“

      „Nun ja, Dennis meinte, es wäre genau meine Kragenweite.“

      Anne schob ihre Zeitschrift zur Seite und sah mich einen Moment lang an, ohne etwas zu sagen.

      „Liebling, weiß Dennis überhaupt, welche Kragenweite du trägst? Hat er sich je deinen Kragen genauer angeschaut? Hat er auch nur die leiseste Ahnung, wie viele deiner Hemden ich schon wegschmeißen musste, mein Schatz, weil die Flecken am Kragen von deinen unrettbar in den Sand gesetzten Projekten unmöglich wieder rauszukriegen waren? Du hast ein paar wunderbare Talente, mein Süßer, aber das Organisieren von Veranstaltungen gehört wirklich nicht dazu.“

      „Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört, weil …“

      Verlor plötzlich allen Mut. Wenn mir die „Lieblinge“ und „Schätze“ und „Süßen“ nur so um die Ohren fliegen, dann ist es an der Zeit, die Waffenrüstung Gottes abzulegen und mich etwas wärmer anzuziehen.

      „Weil was?“

      „Äh, weil er eigentlich gefragt hat, ob wir beide das machen wollen, und ich gesagt habe …“

      „Weil du gesagt hast, wir machen das.“

      „Sozusagen, ja.“

      „Du hast gesagt, wir machen das.“

      „So ähnlich.“

      „Du hast gesagt, wir machen das.“

      „Beinahe.“

      „Du hast gesagt, wir machen das.“

      „Ja.“

      Bisschen frostige Stimmung den Rest des Tages. Egal, was ich sagte, egal, zu welchem Thema ich mich äußerte, alles wurde geradewegs in den Kanal „Du hast gesagt, wir organisieren die Gemeindefreizeit“ umgeleitet.

      „Soll ich den Fernseher anschalten? Jetzt kommt deine Lieblingssendung, die mit dem Kaufhaus.“

      „Meinst du wirklich, wir haben Zeit zum Fernsehen? Sollten wir nicht lieber die Gemeindefreizeit planen, von der du gesagt hast, dass wir sie organisieren werden?“

      „Ich bringe mal kurz den Müll raus.“

      „Nein, lass mich das lieber machen. Am Ende triffst du noch draußen auf dem Bürgersteig irgendjemanden, der dich bittet, irgendeine Aufgabe zu übernehmen, und du sagst zu; und dann haben wir nicht mehr genug Zeit, um die Gemeindefreizeit zu organisieren, von der du gesagt hast, dass wir die Verantwortung dafür übernehmen werden …“

      Wurde nach einer Weile ein wenig ermüdend. War froh, als es Zeit zum Schlafengehen war.

      Kam am nächsten Morgen nach unten und traf Anne fröhlich vor sich hin summend in der Küche an. Sie steckte gerade Brot in den Toaster.

      „Tut mir leid, dass ich gestern Abend so stinkig geworden bin. Gerald hat angerufen.“

      „Ach ja?“

      „Ja. Ich habe ihm von Dennis’ Vorschlag erzählt, und er meinte, seine Gemeinde und unsere könnten sich doch für eine Wochenendfreizeit zusammentun. Sie haben schon irgendwo gebucht, und von St. Jims kommt nur eine recht kleine Gruppe mit. Offenbar sind in dem Heim noch jede Menge Betten frei. Ist natürlich nicht unbedingt ein gutes Zeichen.“

      Sie warf einen Blick auf den Notizblock, der auf dem

      Regalbrett neben dem Toaster lag.

      „Das Haus nennt sich Einkehrstätte Friedenshof Scarleeswanvale. Das ist in einem Dorf namens Stanwick. Von der Entfernung her nicht so ideal, aber wir werden Mühe haben, so kurzfristig noch etwas näher Gelegenes zu kriegen. Gerald sagt, dieses Scarleeswanvale hätte in letzter Zeit ein paar Probleme gehabt, aber offenbar bieten sie für Gemeinden ordentliche Preisnachlässe an, um wieder mehr Gäste zu bekommen.“

      Plötzlich sah sie mich flehend an. Aaaah … welche Erleichterung. Wenn Anne mich flehend ansieht, ist es, als bräche die Sonne im Triumph hinter einer Wolke hervor.

      „Adrian, das wäre doch toll! Josey und Cameron kommen auch mit, sagt Gerald. Dann sind wir alle zusammen. Und ich fände es faszinierend, ein paar von seinen Leuten mal woanders zu sehen als bei Ihnen zu Hause. Was meinst du?“

      Nickte ernst und bedachtsam und versuchte dabei so auszusehen, als wäre das eine Entscheidung, die reiflicher Überlegung bedürfte.

      „Nun, das muss ich natürlich mit Dennis besprechen. Bei solchen Sachen darf man nichts überstürzen, weißt du, Anne. Man muss die Leute auf dem Laufenden halten, wenn du verstehst, was ich meine. Sich verantwortungsvoll verhalten und so.“

      Mit einem süßen Lächeln erwiderte Anne: „Möchtest du deinen Orangensaft im Glas oder über den Kopf, Liebling?“

      Rief Dennis am Nachmittag zu Hause an und trug ihm die Idee vor. Hätte schwören können, dass im Hintergrund leise rauschende Wellen zu hören waren, die sanft gegen einen tropischen Sandstrand schlugen.

      „Finde ich klasse“, sagte er träge und schob sein Glas dem kubanischen Barkeeper hin, um sich noch eine Piña Colada mit etwas mehr Rum und etwas weniger Ananas machen zu lassen. „Hört sich großartig an, Adrian. Mach das. Grüß mir Anne.“

      Er legte auf. Weg. Wahrscheinlich war er ein bisschen spät dran, um unten am Strandgrill noch etwas von den Riesengarnelen und den Wildschweinsteaks zu ergattern.

      Ab da war ich wirklich begeistert. Anne hängte sich richtig in die Sache rein, Gott sei Dank. Sie konnte schon immer gut organisieren. Überall lagen Listen herum, die sie sich machte, und sie plauderte lebhaft am Telefon mit Josey und Gerald.

      Ich freue mich riesig, dass Josey und Cameron, mein sechzehnjähriger Enkel, mit Gerald zur Gemeindefreizeit kommen würden. Cameron steckt voller Überraschungen, wenn Sie wissen, was ich meine.

      Und Josey – Josey. Ich weiß noch genau, wie wir unserer damals noch zukünftigen Schwiegertochter erstmals begegneten. Gerald und Josey waren sich nähergekommen, nachdem sie am Ridcliffe Hall Theological College in Camford ein gemeinsames Seminar besucht hatten. Anne und ich sollten sie und Gerald an einem Freitagabend in einem Restaurant in der Barton Road, ganz in der Nähe des Colleges, treffen. Ich war lächerlich nervös. Was sie wohl von mir halten würde? Was hatte sie von meinem Sohn über mich zu hören bekommen? Dann standen wir uns in der Lobby des Restaurants gegenüber. Sie war ziemlich klein und sehr hübsch, hatte kurze dunkle Haare und die ruhigsten, freundlichsten blauen Augen, die ich je gesehen habe.

      Sie flüsterte: „Bist du so nervös wie ich?“

      „Ich vergehe vor Angst“, erwiderte ich.

      Sie hakte sich bei mir unter, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf die Wange. So hat sie es seither immer gemacht. Seit diesem Tag sind Anne und ich hingerissen von ihr, und daran hat sich nie etwas geändert.

      Komische Sache mit der Liebe. Man denkt, man verstünde was davon, aber in Wirklichkeit weiß man immer nur ein kleines bisschen über einen winzigen Teil davon. Man bildet sich ein, die verschiedenen Arten der Liebe zu kennen. Als Sohn, als Bruder, als Ehemann, als Vater, als Freund – aber es gibt immer Überraschungen. So eine war Josey. Sie fand einen Platz in mir, an dem noch niemand wohnte, und zog


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